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Die Foundation Trilogie

Die Foundation Trilogie

Titel: Die Foundation Trilogie
Autoren: Asimov Isaac
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sondern Menschen aus Fleisch und Blut, die in dieser Welt leben, sterben,
schöpferisch sind und kämpfen. Doch hinter all dem »Schall und Wahn«, um hier William Faulkner zu paraphrasieren, verläuft die Geschichte nach zwingenden Mustern, und mit den richtigen Instrumenten wird es Historikern gelingen, diese zu erkennen und sogar zu erklären.
    Nur erkennen und erklären? Oder auch beeinflussen? Und wenn Geschichte beeinflussbar, also manipulierbar ist, dann stellt sich ja wohl die Frage: Wer manipuliert sie und mit welchem Ziel?
    Seit den 1950er Jahren wird der Foundation-Trilogie, ja der Future History insgesamt, unterstellt, sie würde eine solche Manipulation der Zukunft nicht nur vorstellbar machen, sondern geradezu propagieren. Denn die Future History hat, wie es der Kritiker John Clute einmal ausdrückte, einen »dunklen Zwilling«: Scientology. So sehr sich John W. Campbell für (aus damaliger Sicht) rationale technische Leistungen wie die Atomenergie – bei Asimov finden sich ja etliche Spuren davon – ins Zeug legte, so sehr begeisterte er sich auch für Parapsychologie und andere Grenzgänge – auch hier finden sich reichlich Spuren in der Foundation-Trilogie – und bot einem weiteren Groschenheftautor namens L. Ron Hubbard nicht nur ein Forum für seine Storys, sondern auch für die »wissenschaftliche« Erläuterung der von Hubbard entwickelten »Dianetik« (der entsprechende Essay, der Startschuss also für all das, was heute Scientology ist, erschien im Mai 1950 in Astounding ). Clute schreibt:
    Die schreckliche Wahrheit hinter der amerikanischen Version der Future History um 1940 herum und hinter Scientology ein Jahrzehnt später ist: Beide behaupteten zwar, für frische Luft zu sorgen, damit die Menschheit endlich frei durchatmen könne, beide behaupteten, dass sie der Welt die »Welt im Innern der Welt« vom Hals schaffen würden, damit uns kein äußerer Feind mehr übers Ohr hauen könne – doch in Wirklichkeit führten sie
etwas ganz anderes im Schilde. Die Future History – und ihr dunkler Zwilling Scientology, der in ihren Eingeweiden wohnt wie eine Hirschzecke – sind Maschinen, die ihren Initianten demonstrieren sollen, wie man die Welt im Innern der Welt übernimmt .
    Nun eignet sich Isaac Asimov, zeit seines Lebens in der Wolle gefärbter Liberaler und bekennender Atheist, denkbar schlecht als Religionsgründer, aber mit der Psychohistorik hat er zweifellos einen Nerv getroffen, der bis heute schmerzt: Die Foundation-Geschichten  – ein Gebetbuch, das den Gläubigen (den Science-Fiction-Lesern im Amerika der 1940er und 1950er Jahre) die bis dahin schlecht aufbereitete wahre Geschichte des Kommenden offenbart? Hari Seldon und seine Videobotschaften – Prophet und Erlöser von jener Paranoia, die wir angesichts eines außer Kontrolle geratenen Zivilisationsprozesses empfinden? Denk den richtigen Gedanken, stell die richtigen Berechnungen an – und du kannst mit deinem Verstand die Gesetzmäßigkeiten der Welt durchdringen wie Hari Seldon …
    Mindestens einer hat das so gesehen (und es war einer zuviel): Im März 1995 befahl Shoko Asahara, der Guru der japanischen Aum-Shinrikyo-Sekte, seinen Anhängern einen Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn – es gab ein Dutzend Tote – und berief sich dabei auf die Foundation-Romane, die ihm als Vorlage für die Langzeitpläne der Sekte dienten, durch gezielte Aktionen die Geschichte in ihrem Sinne zu beeinflussen. (Einige Jahre später wanderte dann die These durch die Presse, auch Osama Bin Laden sei von Asimov inspiriert worden – die Worte »Al-Qa’ida« und »Foundation« sind im Arabischen identisch –, aber das stellte sich dann doch als publizistische Luftnummer heraus, wie es sie im Nachhall der Anschläge vom 11. September unzählige gab.)
    Natürlich: Man kann es kaum Goethe anlasten, wenn ein junger Mensch mit »Die Leiden des jungen Werthers« in der Tasche Selbstmord
begeht. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Science Fiction seit ihrer Erfindung im 19. Jahrhundert auf einem schmalen Grat zwischen Aufklärung und Sinnstiftung, zwischen Emanzipation und Epiphanie wandelt und ihrem Hang zu Mystik und Verschwörungsgeraune – man denke an den schwarzen Monolithen in Arthur C. Clarkes »2001«
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