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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis
Autoren: Kate Falls
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schön lästig sein. Doch die meisten Siedler des Benthic-Territoriums aßen biolumineszierenden Fisch und aus diesem Grund leuchteten wir alle bis zu einem gewissen Grad. Ich hatte mich jedoch nicht wie die meisten Siedler erst im Erwachsenenalter in der Tiefsee niedergelassen. Ich hatte mein ganzes Leben im Meer verbracht, deshalb war mein Schein etwas heller als üblich.
    »Kannst du dich bitte beeilen …« Gemma brach mitten im Satz ab und schnappte nach Luft. »Da – auf dem Sonar-Bildschirm – irgendetwas steigt schnell auf.«
    Mit erhobenem Messer wirbelte ich herum und vermutete, dass der Tintenfisch zurückgekommen war. Doch es war schlimmer als das. Wenige Klicklaute verrieten mir, dass die sich nähernde Kreatur nicht allein war. Ich hätte es kommen sehen müssen, denn ich wusste, dass der Rote Teufel der einzige Tintenfisch war, der im Rudel jagte.
    Ich schwamm hastig auf den Kreuzer zu, als die Biester aus der Tiefe hervorschossen. Sie waren zu dritt und genauso riesig wie das erste Exemplar. Sie wurden langsamer, bis sie sich schließlich zwischen mir und dem U-Boot in der Schwebe hielten, während sich ihre Haut von Weiß zu Rot und wieder zurück verfärbte. Jetzt war ich mir sicher, dass sie damit ihre Angriffsbereitschaft signalisierten.
    »Ty, versteck dich!«, schrie Gemma, während sie den Kreuzer von hinten zwischen die Tintenfische lenkte. Doch anstatt sich zu zerstreuen, wirbelten sie herum und griffen das U-Boot an.
    »Oh nein!«, schrie Gemma angewidert. »Verschwindet, ihr glibberigen Missgeburten.« Sie trommelte gegen das Aussichtsfenster und stellte die Scheibenwischer an.
    Ich wusste, dass ihr nichts passieren würde, und nutzte die Gelegenheit, um mich unter dem Flugzeugwrack in Sicherheit zu bringen.
    »Hey, können diese Viecher durch die Einstiegsluke klettern?«, fragte Gemma plötzlich. »Ich wette, sie können es. Ich schließe die Luke mal besser.«
    Ich blieb, wo ich war. Wenig später war sie zurück am Mikrofon. »Okay, sie ziehen ab und machen sich über irgendeinen armen Fisch her.«
    Vorsichtig spähte ich durch eines der Flugzeugfenster und sah, wie die Tintenfische in der Ferne einen zuckenden Tarpun mit sich in die Tiefe schleppten. Mit einer Länge von über zwei Metern würden sie mit dieser Beute eine Weile beschäftigt sein. Wenigstens hoffte ich das. Genau in diesem Moment erfüllte ein Geräusch den Ozean, als würden Dutzende Taucheranzüge gleichzeitig aufgerissen, gefolgt von einem grausamen Knacken. Ich schauderte bei dem Gedanken, dass es auch mein Körper hätte sein können, der da auseinandergerissen wurde.
    »Ty, wo bist du?«, fragte Gemma.
    Weil meine Lunge mit Liquigen gefüllt war, konnte ich nicht antworten und schwamm stattdessen unter dem Flugzeugteil hervor. Da bemerkte ich eine dicke Kette neben mir, die weit in die Tiefe reichte. Ich drehte um, tauchte auf der gegenüberliegenden Seite des Flugzeugwracks wieder auf und erstarrte bei dem Anblick, der sich mir bot.
    Wie es schien, war ich nicht der Einzige, der auf die Idee gekommen war, den Müllstrudel als Versteck zu nutzen.
    »Komm weg da!«, forderte mich Gemma durch den Empfänger in meinem Helm auf. »Ich kann dich nicht sehen.«
    Ich umrundete das Flugzeugwrack erneut, winkte sie zu mir und deutete ihr mit den Armen an, dass sie noch reichlich Platz hatte. Ein verärgertes Seufzen hallte in meinem Helm wider, doch sie brachte den Kreuzer langsam in Fahrt.
    Nachdem ich mithilfe des Biosonars überprüft hatte, dass die Tintenfische tatsächlich abgezogen waren, wandte ich mich wieder dem Gegenstand zu, der neben mir an der Kette verankert war – ein riesiger Unterwasserberg, der im ruhigen dunklen Wasser schwebte. Das musste natürlich eine Illusion sein, denn Unterwasserberge schwebten nicht. Doch das Gebilde vor mir war so groß, dass ich die Umrisse mit meinem Biosonar nicht sichtbar machen konnte. Ich schwamm darauf zu, um mir das Ganze genauer anzusehen, und fühlte mich dabei wie ein winziger Fisch.
    »Was ist das? «
    Sogar durch den knisternden Empfänger konnte ich die Furcht in Gemmas Stimme hören.
    Langsam formte ich die Buchstaben mit den Lippen, weil die Zeichensprache noch immer neu für sie war: Township .
    Zumindest war das meine Vermutung. Es hatte eine rundliche Form und war etliche Stockwerke hoch. Damit war es auf jeden Fall groß genug, um vier- bis fünfhundert Leute zu beherbergen sowie mit allem anderen ausgestattet zu sein, was Menschen auf so einem Schiff
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