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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe
Autoren: Alexander Kent
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eingegangen wären, die jeder andere für total verrückt gehalten hätte, ständen wir nicht hier!«
    Starkie blickte ihm lange und forschend ins Gesicht, als suche er dort die Erklärung für etwas, das er nicht verstand.
    »Und wenn Si e nicht wären, dann läge ich noch in Eisen und wartete auf meinen Tod.« Er wandte sich um. Eben kam Tergorren auf dem Weg zur Offiziersmesse den Niedergang herab. Starkies Augen wurden bitter. »Ich wollte schon meine Meinung sagen. Aber da Sie schwiegen, dachte ich, es ist besser, wenn ich den Mund halte. Er ist ein ehrloser Mensch.«
    »Es ist n-nicht recht, Dick«, stotterte Eden. »Er s-steckt alle Anerkennung ein.« Ihm kamen fast die Tränen vor Empörung. »Steht einfach d-da und l-läßt sich l -loben!«
    Dancer lächelte. »Ich glaube, der Kapitän weiß mehr, als er sagen will. Ich habe ihn genau beobachtet. Er denkt, so ist der Sieg mehr wert, als wenn er mit Neid und Schande befleckt wird.« Er grinste Eden verschmitzt an. »Und mit übereifrigen Midshipmen, die ihre Vorgesetzten vergiften.«
    Bolitho nickte. »Ganz meine Meinung. Aber jetzt wollen wir essen gehen. Mir ist alles recht – sogar eine Schiffsratte.«
    Sie wandten sich zum Niedergang und standen starr. Eine Gestalt in schlechtsitzender Leutnantsuniform versperrte ihnen den Weg.
    »Nichts zu tun, was?« fragte der Mann. »Midshipmen sind auch nicht mehr das, was sie zu meiner Zeit waren.«
    Sie drängten sich um ihn, und Bolitho rief: »John Grenfell! Wir dachten, du bist tot!«
    Grenfell ergriff seine Hand, aber sein Gesicht war grimmig ernst. »Als die Athe n unterging, kriegten ein paar von uns irgendwelche treibenden Spieren zu fassen. Wir machten daraus ein kleines Floß – wir wußten ja überhaupt nicht, was los war.« Er schlug die Augen nieder. »Die meisten kamen um – die Glück hatten, im Kanonenfeuer, und die anderen holten sich die Haie. Der Dritte Leutnant, und – ach, so viele vertraute Gesichter. Vor unseren Augen wurden sie in Fetzen gerissen.« Er schüttelte sich, als wolle er die schreckliche Erinnerung abwerfen. »Aber wir trieben an Land, und als wir die Küste entlanggingen, hielt die Gorgo n in Lebensgröße aufs Land zu; außerdem kam Dewar mit seinen Bullen und einer Dhau voller kreischender Sklaven, mit einer arabischen Mannschaft und zwei portugiesischen Händlern, die so verschreckt waren, daß sie glaubten, ihre letzte Stunde sei gekommen.« Er zupfte an seinem geliehenen Uniformrock. »So mache ich also Dienst als Sechster Leutnant ohne Patent. Wird mir nichts schaden, wenn ich zum Examen dran bin.« Er schaute in die Ferne.
    »Aber für diese Chance habe ich einen Preis bezahlt, den ich liebend gern zurücknehmen würde, wenn das möglich wäre.«
    »Immerhin lebst du und bist in Sicherheit«, sagte Bolitho leise.
    Starkie gähnte. »Ich könnte ein Jahr lang schlafen.« Und mit einem lächelnden Blick auf Grenfell fügte er noch hinzu: »Sir.«
    Grenfell kam bis zum Niedergang mit. »Am besten schlaft ihr alle eine Weile. Ich habe das Gefühl, morgen wird es ziemlich heiß werden in mehr als einer Hinsicht.«
    Mr. Turnbulls Wetterkenntnis hatte ihn nicht verlassen. Schon nach der Hundewache 9 kam ein Wind auf, der die Segel füllte, und beide Schiffe hatten wieder Fahrt. Eine Stunde später wehte ein frischer Nord, und als die Männer aus dem brutheißen, nach Schweiß stinkendem Schiffsraum kamen und auf dem Achterdeck antraten, fanden sie die Luft so erfrischend wie ein Tonikum.
    Die Leutnants und die Offiziere der Marine-Infanterie standen an der Treppe zur Kampanje und blickten gespannt auf den Kapitän, der sich mit Verling und dem Segelmeister beriet.
    Deckoffiziere liefen die Reihen der angetretenen Mannschaften entlang, hakten ihre Musterrollen ab und riefen Namen auf. Vom unteren Batteriedeck her vernahm Bolitho das Kreischen des Schleifsteins, an dem die Geschützführer die Entermesser und -beile schärften. Wie jedesmal erschauerte Bolitho bei dem bloßen Geräusch.
    Ein Ruf vom Ausguck: »Deck ahoi! Fahrzeug vor Anker Backbord voraus!«
    Dancer hatte zu den Segeln der Sandpipe r hinübergeblickt. Gelblichweiß standen sie vor dem zunehmendem Licht; von Schußlöchern und Flicken war jetzt nichts zu sehen.
    Dallas, der Zweite, hatte die Brigg für den Angriff übernommen.
    Ein Mann, von dem Bolitho so gut wie nichts wußte. Während seiner ganzen bisherigen Zeit an Bord hatte er allenfalls ein paar Kommandos von ihm vernommen. Aber sicher hatte der Kapitän
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