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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße
Autoren: Jack McDevitt
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Hoffnung. Auch dort gab es vier große Lagerräume. Drei davon waren ruiniert. Doch am Ende des Korridors befand sich eine Tür, die versperrt war. Genau, wie Knobby es erzählt hatte. »Vielleicht …« sagte Chaka.
    »Die Türen sehen aus, als wären sie wasserdicht gewesen«, bemerkte Claver.
    Der Schließmechanismus wurde durch ein Handrad betätigt. Quait drehte daran, und die anderen zogen sich in sichere Entfernung zurück. Sie nahmen die Lampen mit.
    Doch die Tür bewegte sich nicht. »Gebt mir ein Stemmeisen«, sagte Quait.
    Sie benötigten fast eine halbe Stunde, bis die Tür ein Stück nachgab. Als sie zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen waren, bezogen sie wieder in sicherem Abstand Position. Quait setzte das Brecheisen an einer günstigen Stelle an, warf ihnen einen hoffnungsvollen Blick zu und stemmte mit aller Kraft.
    Die Tür knarrte. Er startete einen zweiten Versuch, und sie öffnete sich den Bruchteil eines Zolls. Quait sog prüfend die Luft ein. »Scheint in Ordnung zu sein«, meldete er.
    »Warte lieber noch«, warnte Claver.
    Aber das Fieber hatte Quait gepackt. Er ignorierte den gutgemeinten Ratschlag und zerrte an der Tür. Scharniere knackten, und Metall kreischte. Er bekam die Finger in den Spalt und zog erneut. Die Tür gab nach.
    Sie befestigten eine Lampe an einem Seil und zogen sie aus respektvoller Entfernung an der Öffnung vorbei. Als nichts geschah, betraten sie den Raum.
    Er sah aus wie die anderen, zwei Stockwerke hoch, mit einer umlaufenden Galerie. Aber er war trocken. Das Mobiliar, die Schränke, die Stühle, die Tische waren unversehrt. Und in den Schränken lagerten Hunderte unb e schädigter Bücher.
    Chaka kreischte vor Freude. Ihr Schrei echote durch den Raum.
    »Ich verstehe das einfach nicht!« sagte Claver. »Was ist hier nur geschehen?«
    »Wen interessiert das schon?« Quait stapfte in den Raum, trat zum nächsten Schrank und öffnete die oberste Schublade. »Seht euch das hier an!«
    Schwarzes Leder. Goldene Schrift. Die Annalen. Von Tacitus.
    Der Einband wurde von Klammern gehalten. Quait nahm das Buch aus der Schublade und wischte einen Tisch ab. Die anderen versammelten sich hinter ihm, während er das Buch ablegte und aufschlug.
    Er blätterte die Seiten um, am Titelblatt vorbei, mitten in den Text.
     
    Man übertrug ihm die Verantwortung über die b e deutenderen Provinzen, nicht, weil er außerg e wöhnlich talentiert gewesen wäre, sondern weil er ein guter Geschäftsmann war und weder seine B e gabung noch sein Ehrgeiz für ein höheres …
     
    Die Schränke waren methodisch angeordnet, gewöhnlich in Vierergruppen, mit dem Rücken zueinander, mit schrägen Lesepulten und Schreibtischen in bequemer Nähe. Überall standen Stühle zur freien Benutzung. Die Mitte des Raums nahm ein langer ovaler Schalter ein.
    Flojian trat zu einem Schrank, blickte absichtlich nicht auf die Plakette mit der Beschriftung, und öffnete unter den Augen der anderen die obere Schublade. Er nahm das Buch hervor. Der Titel war in silberner Schreibschrift auf den Einband geschrieben:
     
    Paidea
    von
    Werner Jaeger
    Band J
     
    Mit größter Behutsamkeit, beinahe zärtlich schlug er das Buch auf. Titel und Autor wurden auf der ersten Seite wiederholt. Und ein Datum: 1939.
    Flojian blätterte um. Zeilen in schwarzer Schrift füllten das weiße Papier:
     
    Erziehung ist der Vorgang, durch den eine Gemei n schaft ihren physischen und intellektuellen Chara k ter behält und weitergibt. Das Individuum mag ve r gehen, doch der Typus bleibt.
     
    »Stimmen aus einer anderen Welt«, flüsterte Chaka andächtig.
    Sie umarmten sich im flackernden Licht ihrer Öllampen. Ein paar Augenblicke schienen die Schatten zurückzuweichen. All die Spannung, die Frustration, die Mühen der vergangenen Monate schienen verflogen. Claver schüttelte Quait überschwenglich die Hand. In seinen Augen standen Tränen. »Ich bin ja so froh, daß ich mit euch gekommen bin«, sagte er immer und immer wieder. »Ich bin so froh!«
     
    Es waren dicke Folianten, keine Bücher in dem Sinne, den ein vergangenes Zeitalter darunter verstanden hätte. Sie waren handgeschrieben, Tausende Zeilen sorgfältigster Handschrift auf großen Bögen Papier, das ganze in mit goldenen Kanten geschütztem Leder gebunden. Sie stammten aus der gleichen Produktion wie der Yankee aus Connecticut.
    Offensichtlich waren sie in der Abteilung für Geschichte gelandet. Sie fanden Werke, von denen sie schon gehört hatten, wie zum
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