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Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Titel: Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
Autoren: Michael Rusch
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nahe dem Eingang zur Höhle. Aber dann erkannte Antares, dass es kein Vogel war. Dieses ihm unbekannte Wesen war ganz und gar kein Vogel. Flügel hatte es, damit war es ja geflogen. Völlig lautlos war der Flug dieses Tieres gewesen, so kam es Antares vor. Das unheimliche Wesen war etwa zwei Meter hoch und hatte einen kräftigen, menschenähnlichen Körper. Es war dunkel wie die Nacht selbst, fast schwarz. Kräftige Beine standen fest auf dem Boden und muskulöse Arme kamen aus den Schultern heraus. Zwischen den Armen und dem Körper war eine kräftige Haut gewachsen, die von diesem Geschöpf zum Fliegen benutzt wurde. Diese Häute und Arme waren also Flügel. Ein armdicker, schwarzer runder Schwanz, der zum Ende immer dünner wurde, ragte am Steiß hervor. Der Schwanz war so lang, dass er bis auf den Erdboden reichte. Der Kopf sah aus wie der einer Fledermaus. Furchterregend erschien ihm dieses Geschöpf. Was war das nur für ein komisches Wesen? Es war halb Mensch und halb Tier, es sah aus, als wäre es eine halbe Fledermaus.
    Schlagartig wurde Antares bewusst, was das für ein Wesen war. Sein Herz rutschte ihm in die Hose. Luziferine hatte es ihm gesagt, wohin sie wollten. Dieses furchterregende Geschöpf lebte nicht. Aber es war auch nicht tot. Es gehörte zu den Geschöpfen der Unterwelt. Es war kein Mensch. Es war auch keine Fledermaus. Es war ein Vampir!
    Verzweifelt versuchte Antares sich zu überlegen, wie er den Vampir, sollte der ihn angreifen wollen, bekämpfen konnte. Doch musste er begreifen, dass Vampire viel mächtiger waren als er selbst. Er war doch nur ein kleiner, unsicherer Zauberer. Was konnte er schon gegen solch ein Wesen der Finsternis ausrichten! Sicherlich existierten sie auf der Erde, weil sie Luzifer aus der Unterwelt verbannt hatte. Aber anders als Luziferine hatten sie ihre magischen Kräfte behalten dürfen. Im Gegenteil konnten Vampire ihre Fähigkeiten sogar auf einen Menschen übertragen, wenn sie ihn mit einem Biss zu einem der Ihren machten.
    Das bedeutete, dass der Vampir einem Menschen am Hals direkt in eine Vene beißen musste, um von seinem Blut zu trinken. Trank der Vampir alles Blut aus dem Menschen heraus, wurde der Mensch zu einem Vampir mit all dessen magischen Fähigkeiten. Aber es konnte auch geschehen, dass ein Vampir nur einen Schluck von dem köstlichen Lebenssaft trank. Dann wurde dieser Mensch zwar nicht zum Vampir, aber vorübergehend wurden ihm doch dessen magische Kräfte übertragen. Er wurde zu einem Halbvampir. Trank dieser Halbvampir jedoch selbst einmal Menschenblut, wurde er unweigerlich zu einem richtigen Vampir. Trank er hingegen kein Blut von Menschen, verlor er nach und nach wieder seine vampirischen Fähigkeiten.
    Antares blickte zu dem Wesen der Nacht. Das sah genauso zu Luziferine und Antares herüber. Ängstlich sagte Antares mit zittriger Stimme: „Wir sind gekommen, weil wir dringend mit dem Herrn der Vampire reden müssen.“
    Der Vampir antwortete mit einer rauen, nicht menschlichen Stimme: „Es gibt keinen Herrn der Vampire mehr. Der Herr der Vampire starb bei dem Angriff auf den Schrein des Bösen vor fast fünfhundert Jahren. Nur wenige Vampire haben diese Schlacht damals überstanden. Einer davon war ich.“
    Der Vampir kam auf Antares und Luziferine zu. Als er einen ersten Schritt in ihre Richtung machte, verwandelte er sich in einen Menschen. Auf Antares ging ein junger Mann zu. Er hatte schwarze Haare und einen blassen Teint. Die Haut sah beinahe wie bei einem Toten aus. Er hatte eine sportliche Figur, war muskulös und athletisch, sein Körper wies kein Gramm Fett zu viel auf. Seinem Aussehen nach musste man ihn auf maximal zwanzig Jahre schätzen.
    Aber er war groß und mit seinen breiten Schultern verdeckte er nun den Eingang zur Höhle. Antares konnte es sich nicht erklären, wie ein Mann zu solch einer Schönheit kommen konnte. Irgendwie fühlte er sich zu dem Fremden hingezogen. Warum das so war, konnte er sich nicht erklären. Aber seine innere Stimme sagte ihm, dass er vorsichtig sein solle. Er dürfe ihm nicht trauen.
    Der Fremde sah ihn lächelnd an und fragte: „Bist du Antares, der größte aller Zauberer?“
    Das war der reinste Spott, so empfand Antares die Frage des Fremden. Seine Stimme  war aber tief und dunkel und sehr angenehm im Klang. Sie hörte sich sehr warm und liebevoll an. Antares sagte: „Das hört sich an, als wenn du schon auf uns gewartet hättest.“
    „Ja, das habe ich“, gab der junge Vampir zu.
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