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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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nickte und wies auf den Streifenbeamten, der in seinem Wagen saß und telefonierte.
    »Kollege Ebert lässt gerade das Kennzeichen überprüfen. Gibt es sonst etwas Verwertbares?«
    Der Tote, der unter dem Fahrzeug gelegen hatte, wurde gerade von einem Bestatter eingesargt. Er schloss die Heckklappe mit den dunklen Gardinen in ordentlichen Falten und rief der Hauptkommissarin zu: »Wie immer in die Pathologie nach Duisburg?«
    »Genau. Verdammt, das war ein ganz junger Kerl, ein Konditor, sagen sie. Höflich, zuvorkommend und einfach nur nett sei er gewesen, meinen die Überlebenden.« Sie wandte sich an Heierbeck. »Was war das hier Ihrer Meinung nach? Wonach sieht das aus?«
    Heierbeck trat ein paar Schritte zurück, als wolle er mit einem Rundumblick alle Einzelheiten des Szenarios erfassen. »Ohne die Zeugenaussagen würde ich von einem überaus tragischen Unglücksfall sprechen.«
    Einer seiner Mitarbeiter rief ihn zum Führerhaus. Karin folgte ihm, während ihre Kollegen die Pilger im Malteserzelt befragten. Im Vorübergehen sah sie Simon Termath schweigend neben einer älteren Frau sitzen, die in eine Thermodecke gehüllt kerzengerade auf der Bank hockte. Heierbeck schwang sich auf der Beifahrerseite in den Lkw, der unter seiner Bewegung leicht wankte. Er bückte sich, griff unter den Sitz.
    »Hier liegt ein verschlossener Kunststoffmüllbeutel, irgendwas wurde darin sorgfältig verstaut. Hast du schon Fotos gemacht?«
    Der Mitarbeiter nickte.
    »Dann wollen wir mal sehen.«
    Heierbeck zog den knisternden Beutel ans Licht, öffnete den festen Knoten und schaute ins Innere der blickdichten Plastiktüte. Der Inhalt entlockte ihm einen staunenden Pfiff.
    »Donnerwetter, was haben wir denn da?« Seine Hand brachte ein ungeordnetes Bündel loser Geldscheine zum Vorschein. »Mehrere tausend Euro, schätze ich. Hat der für das Attentat kassiert? Frau Krafft, damit steht doch wohl endgültig fest, dass wir eine Unglückstheorie nicht weiterverfolgen, richtig?«
    »Keine Papiere, keine persönlichen Gegenstände, nur ein Haufen Geld unter dem Sitz? Nehmen Sie sich die Fingerabdrücke vor. Wenn der Fahrer den Beutel dort verstaut hat, stimme ich Ihnen zu.«
    * * *
    Simon Termath kam auf sie zu, ließ sich über den Fund informieren und gab die neuesten Erkenntnisse dazu.
    »Ebert sagt, der Wagen stammt aus dem Fuhrpark einer Spedition in der Nähe des Duisburger Hafens. Denen war noch gar nicht aufgefallen, dass ein Fahrzeug fehlte. Der Chef verlor seine gute Laune wohl erst bei einer Inspektion des Hofes.« Er blickte auf das Wrack. »Den möchte ich nicht hören, wenn er das hier sieht.«
    Karin wies auf den ersten Pulk aus Kameraleuten außerhalb der Absperrung. »Vermutlich braucht er nur Nachrichten zu schauen.«
    Simon blieb unschlüssig stehen. Karin kannte diesen Zustand, der Kollege brauchte zunehmend mehr Zeit, um sich und seine Gedanken zu sortieren.
    »Simon, mach Feierabend, das war genug für eine Wochenendbereitschaft.«
    »Nee, nee Karin. Ich musste nur gerade nachdenken. Burmeester und ich werden noch auf der rechten Rheinseite die Angehörigen informieren. Vielleicht kommen wir damit dem Motiv für diesen Wahnsinn näher. Kannst du dich um die graue Eminenz im Zelt bemühen?«
    »Ich weiß im Moment nicht, von wem du sprichst.«
    »Ich habe versucht, mit Frau Garowske, Cornelia Garowske, zu reden. Wenn ich die anderen richtig verstanden habe, dann ist sie die Organisatorin dieser Pilgertour. Die schnaubt mich nur an, ignoriert mich und äußert kein Wort. Vielleicht fällt es ihr leichter, mit einer Frau in Kontakt zu treten.«
    »Ach, du meinst die ältere Dame im Zelt. Das ist bestimmt der Schock. So ein Erlebnis muss man doch erst verarbeiten.«
    »Das habe ich mir auch gesagt. Die anderen reagieren wie in Trance, erzählen den Hergang wieder und wieder, wie aufgedreht. Nur passt der Gesichtsausdruck selten zu dem Geschilderten. Der Kopf hat alles registriert und bremst die passenden Gefühlsregungen noch aus.«
    Karin sah dem Fahrzeug des Bestatters nach, das in Richtung Xanten davonfuhr.
    »Die einen leiden still in sich hinein, die anderen tragen ihr Leid nach außen. So unterschiedlich reagieren die Menschen eben.«
    Burmeester wartete schon in der Nähe des Chinarestaurants und sah Simon entgegen. Der verabschiedete sich von Karin, kehrte jedoch nach ein paar Schritten zu ihr zurück.
    »Ich bin lange genug dabei, um zu erkennen, wann ein Mensch unter Schock steht. Bei der Frau ist was
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