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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung
Autoren: Catherine Cookson
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nickte Linda und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Sie werden sich waschen wollen«, meinte Mrs Batley mit leiser Stimme, wandte sich ab und ging, Lindas Mantel noch über dem Arm, zur Treppe. Linda griff nach ihrem Koffer und folgte ihr die Treppe hinauf zu der Galerie am hinteren Ende des Raumes, wo Mrs Batley eine Tür öffnete. »Ich hoffe, Sie werden sich wohl fühlen«, sagte sie über die Schulter gewandt.
    Linda trat ins Zimmer, wandte sich aber rasch um. »Es tut mir Leid, Mrs Batley«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Ich scheine einen Fehler begangen zu haben.«
    Mrs Batley starrte sie einen Augenblick lang an. Dann kam sie ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich, ohne Linda aus den Augen zu lassen. »Mir tut es auch Leid, dass Sie solch einen Anfang hatten, meine Liebe«, sagte sie nach einigen Sekunden. »Bitte halten Sie sich von den« – sie legte eine Pause ein, als wäre es zu schmerzhaft, den Namen auszusprechen – »den Cadwells fern. Wenn Sie hier in Frieden arbeiten wollen, erwähnen Sie den Namen am besten nie wieder. Und noch eine Bitte: Geben Sie Ihr Bestes für ihn! Ich kann mich nicht lange bei Ihnen aufhalten, damit er nicht denkt, ich rede über ihn, aber Sie sollen wissen, dass er keine Frau hier haben wollte. Ich war dafür, aber Sie entsprechen nicht ganz meinen Vorstellungen.« Sie hob entschuldigend die Hand. »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie wirken nicht, als wären Sie für dieses Leben geschaffen. Nun, wir werden sehen … Kommen Sie herunter, wenn Sie fertig sind.« Damit wandte sie sich ab und verschwand, während Linda verwirrt auf die Tür starrte, die sich hinter ihr geschlossen hatte.
    Ihr schwindelte der Kopf. Ahnungslos hatte sie ein Wespennest aufgescheucht, und nun wurde sie natürlich gestochen. Zu allem Überfluss hatte ihr seit ihrer Ankunft praktisch jeder gesagt, sie sei für die Aufgaben, die sie auf der Farm übernehmen wollte, ungeeignet. Und nun auch noch das! »Er wollte keine Frau hier.«
    Langsam wandte sie sich ab und sah sich um. Zumindest war es ein tröstlicher Anblick. Im Kamin brannte ein Holzfeuer, und die Möbel waren zwar altmodisch, aber auf Hochglanz poliert. Das Bett war aus Messing, mit großen Kugeln an den Ecken. Das kunstvolle Muster der Patchworkdecke, die darauf lag, zeugte von vielen Stunden liebevoller Arbeit. Auch hier war der Holzboden auf Hochglanz poliert. Neben dem Bett lagen zwei Flickenteppiche, und in der Ecke neben einem Kleiderschrank mit schwarzer Front stand ihr Gepäck. Das war also ihr Zimmer. Es war gemütlich und anheimelnd. Aber statt bei dem Gedanken, dass dieses Haus für das kommende Jahr ihr Heim sein sollte, vor Freude überzusprudeln, wäre sie am liebsten in Tränen ausgebrochen.
    Sie packte nicht aus, sondern wusch und kämmte sich nur. Auch sonst legte sie nur dezentes Make-up auf, aber an diesem Abend ging sie noch sparsamer damit um. Als sie eine Viertelstunde später die Treppe hinunterging, hatte sie dennoch das Gefühl, viel zu elegant gekleidet zu sein, denn alle drehten sich nach ihr um und beobachteten jeden ihrer Schritte.
    Auf dem Tisch lag nun eine weiße Decke, auf der ein üppiges Mahl angerichtet war. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen«, entschuldigte sie sich.
    »Nein, keineswegs. Kommen Sie und setzen Sie sich.« Mrs Batley nahm den Platz am Ende des Tisches ein und deutete auf einen Stuhl zu ihrer Rechten. Links von ihr saß Onkel Shane und neben ihm Michael, während sich Ralph Batley am Kopfende des Tisches niederließ.
    »Lasst uns Dank sagen.« Damit neigte Mrs Batley den Kopf. Shane und Michael folgten ebenso wie Linda ihrem Beispiel, während Ralph Batley aufrecht sitzen blieb.
    »Segne uns, o Herr, und die Gaben, die du uns in deiner Güte durch Christus, unseren Herrn, geschenkt hast. Amen. Hätten Sie gern Pastete mit Speck und Ei und etwas Schinken oder lieber gepökeltes Schweinefleisch?« Mrs Batley deutete auf eine große Platte.
    »Probieren Sie es, Maggie pökelt das Fleisch selbst«, riet Onkel Shane und deutete mit der Gabel auf die Platte.
    »Ich hätte gern etwas Pastete. Und ein wenig von dem Schweinefleisch, bitte. Vielen Dank.«
    Linda hatte stets einen gesegneten Appetit gehabt, auch wenn man das ihrer Figur nicht ansah, aber der Fülle der Gerichte, die man ihr anbot, war sie nicht gewachsen. Während des Mahls wurde wenig gesprochen. Nur einmal erkundigte Mrs Batley sich, ob ihre Eltern jemals in der Landwirtschaft tätig gewesen seien.
    »Nein,
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