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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde
Autoren: Emile Zola
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ein Radieschen nach meinem Tode habt ... Gebt ihr sie, die sechshundert Francs?«
    »Aber, Papa«, murmelte Fanny. »Wir werden geben, was Ihr verlangt.«
    »Sechshundert Francs, es ist gut«, sagte Delhomme.
    »Ich«, erklärte Jesus Christus, »ich will, was alle wollen.«
    Mit vor Groll zusammengepreßten Zähnen schien Geierkopf durch sein Schweigen einzuwilligen.
    Und Fouan beherrschte sie immer noch, ließ seine harten Blicke, die Blicke des Gebieters, dem gehorcht wird, umherschweifen. Schließlich setzte er sich wieder und sagte:
    »Also, nun geht's, wir sind uns einig.«
    Wieder von Schläfrigkeit befallen, hatte Herr Baillehache, ohne sich aufzuregen, das Ende des Streits abgewartet. Er machte die Augen wieder auf, und abschließend sagte er friedfertig:
    »Da ihr euch einig seid, ist's jetzt genug damit ... Ich werde nun, da ich die Bedingungen kenne, das Schriftstück aufsetzen ... Laßt eurerseits das Land vermessen, nehmt die Aufteilung vor und sagt dem Landvermesser, daß er mir eine Aufstellung schicken soll, die die Bezeichnung der Parzellen enthält. Wenn ihr sie ausgelost habt, brauchen wir nur noch hinter jedem Namen die gezogene Nummer einzusetzen, und wir unterschreiben.«
    Er hatte sich von seinem Lehnsessel erhoben, um sie zu verabschieden.
    Aber zaudernd, überlegend, rührten sie sich noch nicht. War das auch wirklich alles? Vergaßen sie nichts? Hatten sie nicht ein schlechtes Geschäft gemacht, das zu widerrufen vielleicht noch Zeit wäre?
    Es schlug drei Uhr, sie waren seit fast zwei Stunden da.
    »Geht«, sagte schließlich der Notar zu ihnen. »Andere warten.«
    Sie mußten sich entschließen, er drängte sie in die Kanzlei, wo sich tatsächlich Bauern reglos und steif auf den Stühlen geduldeten, während der kleine Schreiber durch das Fenster eine Hundebalgerei verfolgte und die beiden anderen mürrisch immer noch ihre Federn auf dem Stempelpapier kratzen ließen.
    Draußen verharrte die Familie einen Augenblick, mitten auf der Straße hingepflanzt.
    »Wenn ihr wollt«, sagte der Vater, »wird die Vermessung übermorgen, am Montag, stattfinden.«
    Sie nahmen mit einem Kopfnicken an; die einen ein paar Schritte hinter den anderen, gingen sie die Rue Grouaise hinunter.
    Als dann der alte Fouan und Rose in die Rue du Temple zur Kirche zu eingebogen waren, entfernten sich Fanny und Delhomme durch die Rue Grande. Geierkopf war auf dem Place SaintLubin stehengeblieben; er fragte sich immer noch, ob der Vater Geld versteckt hatte oder nicht. Und allein geblieben, ging Jesus Christus, nachdem er seinen Zigarrenstummel wieder angezündet hatte, sich in den Hüften wiegend, ins Café »Bon Laboureur«14.
     

Kapitel III
    Das Haus der Fouans war das erste in Rognes am, Rande der Landstraße von. Cloyes nach Bazochesle Doyen, die durch das Dorf verläuft. Und am Montag ging der Alte gleich bei Tagesanbruch um sieben Uhr aus dem Haus, um sich zum vereinbarten Treffpunkt vor der Kirche zu begeben, als er an der Nachbartür seine Schwester, die Große, erblickte, die trotz ihrer achtzig Jahre bereits aufgestanden war.
    Seit Jahrhunderten waren diese Fouans da gesprossen und gewachsen wie eigensinnige und zähe Pflanzen. Als ehemalige Leibeigene der RognesBouquevals, von denen keine Spur übriggeblieben war, kaum ein paar eingegrabene Steine eines zerstörten Schlosses, hatten sie wohl unter Philipp dem Schönen15 die Freiheit erhalten; und von da an waren sie Grundbesitzer geworden; ein Arpent16, zwei Arpents vielleicht, die sie dem Grundherrn bei Geldverlegenheit abkauften und deren Preis mit Schweiß und Blut zehnfach bezahlt wurde. Dann hatte das lange Ringen begonnen, ein vierhundertjähriges Ringen in leidenschaftlicher Verbissenheit, die die Väter ihren Söhnen vermachten, um diesen Besitz zu verteidigen und zu vergrößern: verlorengegangene und zurückgekaufte Landstücke, unaufhörlich wieder in Frage gestellter lächerlich kleiner Besitz, von so hohen Steuern erdrückte Erbschaften, daß sie dahinzuschmelzen schienen, nach und nach jedoch durch dieses Besitzbedürfnis mit einer allmählich siegreichen Zähigkeit vergrößerte Wiesen und Ackerstücke. Generationen erlagen dabei, lange Menschenleben düngten den Boden; als aber die Revolution von 1789 kam und die Rechte des damaligen Fouan, JosephCasimir, bestätigte, besaß dieser einundzwanzig Arpents, die in vierhundert Jahren dem ehemaligen herrschaftlichen Gut abgerungen worden waren.
    Im Jahre 1793 war dieser JosephCasimir
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