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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Kevin Emerson
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geredet haben, die dich aus den Augen ließ. Wir haben sie auf ihren Fehler hingewiesen.«
    »Es war nicht Lillys Schuld«, platzte es aus mir heraus. »Ich hatte bloß einen Krampf gekriegt.« Ich wollte nicht, dass sie meinetwegen Ärger bekam.
    »Richtig«, sagte Paul. »Und fairerweise muss man sagen, dass wir die junge Miss Ishani nicht über deine medizinische Vorgeschichte informiert hatten.« Paul fuhr mit dem Finger über eine andere Datei. »Ein Leistenbruch … Ich möchte dich nochmals um Entschuldigung bitten. Die Rettungsschwimmer hätten darüber informiert werden müssen.«
    »Ich wollte ein Hai werden.«
    Paul nickte. »Natürlich. Und mir gefällt dein Ehrgeiz. Du scheust kein Risiko, um das zu kriegen, was du willst.«
    Ich hätte mich wahrscheinlich nicht so beschrieben.
    Paul tippte wieder auf den Monitor. »Ich habe mit deinem Vater geredet und ihm erzählt, was passiert ist, und dass es dir gut geht. Scheint ein netter Mann zu sein.«
    »Ja«, sagte ich. Ich fragte mich, ob Dad sich wohl Sorgen machte, und einen Augenblick dachte ich: Geschieht ihm ganz recht. Meine Bewerbung hier war schließlich seine Idee gewesen. Immer wieder hatte er betont, dass ein Monat in Camp Eden ein ganzer Monat war, den ich mich nicht bei ihm im Hub mit seinen Atemproblemen herumschlagen musste, mit seinem Inhalator und dem dunklen Schleim, der sich irgendwie nie richtig den Ausguss runterspülen ließ. Ein ganzer Monat, den ich Spaß haben konnte, so wie die Leute früher, während wir heute kaum über die Runden kamen. Eigentlich hatte ich mich also gar nicht bewerben wollen, aber es war ihm so wichtig gewesen. Davon abgesehen waren die Chancen, tatsächlich einen Platz zu kriegen, sowieso miserabel gewesen. Dann aber hatte ich bei der Auslosung Glück.
    »Ihr beide kommt gut miteinander aus?«, fragte Paul.
    Ich nickte. Das stimmte auch. »Wir reden zwar nicht viel, aber das macht nichts.«
    Paul schien wieder zu lächeln. Jedenfalls zogen sich seine Mundwinkel auseinander. »Das ist häufig so zwischen Vätern und Söhnen. Klingt jedenfalls danach, als ob er dich nicht allzu sehr unter Druck setzt.« Sein Lächeln verschwand. Ich fragte mich, ob er an seinen eigenen Vater dachte.
    »Wir machen einfach jeder unser Ding.« Irgendwie war es komisch, mit ihm über meinen Vater zu reden. Fast war mir, als müsste ich ihn verteidigen. Doch das brauchte ich nicht. Manchmal ging mir Dad auf die Nerven, aber wir hatten nie richtig Streit. Meistens kam er ziemlich spät nach Hause. Dann war sein Atem immer besonders schlimm, und er war müde. Normalerweise machte ich uns was zu essen aus der Tiefkühltruhe. Ich überlegte kurz, was für ein Tag es war – Dienstag. Das hieß Pizzaabend mit Football. Ich hatte mich auf heute gefreut, weil da Baffin City gegen Helsinki Island spielte. Dad verpasste immer den Anfang, und wenn er dann heimkam, fasste ich für ihn zusammen, was bisher passiert war. Heute Abend würde er das selbst rausfinden müssen. Ich hoffte, er bekam sein Abendessen hin, und dass sein Husten nicht allzu schlimm war.
    Paul überflog seine Datei. »Und es gibt auch nur deinen Vater und dich, wie ich sehe.«
    »Äh, ja. Stimmt.« Auch die Bemerkung fand ich seltsam. Als würde Paul mich auf ein Versäumnis hinweisen. Es wäre mir ja lieber gewesen, er wüsste das nicht alles, anscheinend aber lag da auf dem Schirm meine ganze Vorgeschichte vor ihm ausgebreitet. Vielleicht wollte er ja bloß nett sein, etwas Anteilnahme zeigen, wie Erwachsene das manchmal versuchen.
    »Wir haben gar keine Kontaktadresse deiner Mutter.«
    »Wir auch nicht.« Etwas in meinem Magen zog sich zusammen, als ich das sagte. Irgendwie ging es mir immer so, wenn ich an Mom dachte.
    »Meine Eltern haben sich getrennt, als ich fünfzehn war«, sagte Paul. »Ich hatte die Streitereien erlebt, von daher hat es mich nicht sehr überrascht, aber hart war es trotzdem. Es fällt einem schwer einzusehen, dass die eigenen Eltern auch bloß Menschen sind. Und diese Menschen so zu nehmen, wie sie sind, fällt noch schwerer.«
    »Ja«, sagte ich, fühlte mich aber schon wieder in einer Verteidigerrolle. Zwar hatte ich meine eigene Meinung zu Mom und der Tatsache, dass sie uns damals verließ, manchmal war ich auch wütend auf sie; trotzdem wollte ich nicht, dass Paul sie verurteilte. Vielleicht tat er das ja auch gar nicht – aber sein Tonfall war einfach so ausdruckslos, dass ich ihn kaum einschätzen konnte, ohne sein ganzes Gesicht zu
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