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Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein

Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein

Titel: Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein
Autoren: Charles Darwin
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verschiedenen Gesellschaft von Bewohnern ausgesetzt sein, welche, wie ich glaube, bei weitem bedeutungsvoller für ein jedes Wesen ist als das blosse Klima. Bedenkt man die unendlich verschiednen Methoden, welche lebende Wesen befolgen, durch Kampf mit andern Organismen sich Nahrung zu verschaffen, zu verschiedenen Zeiten ihres Lebens Gefahren zu entgehen, ihre Eier oder Samen auszubreiten u. s. w., so kann ich nicht daran zweifeln dass während Millionen von Generationen Individuen einer Spezies geboren werden, welche irgend eine unbedeutende, irgend einem Teile ihres Lebenshaushalts vorteilhafte Abänderung darbieten. Derartige Individuen werden eine bessere Aussicht haben, leben zu bleiben und ihren neuen und ein wenig abweichenden Bau fortzupflanzen; die Modifikation wird auch durch die accumulative Tätigkeit der natürlichen Zuchtwahl in jeder vorteilhaften Ausdehnung vermehrt werden. Die in dieser Weise gebildete Varietät wird entweder mit ihrer elterlichen Form zusammen existieren oder, was gewöhnlicher der Fall sein wird, dieselbe verdrängen. Ein organisches Wesen, wie der Specht oder die Mistel, kann in dieser Weise einer Menge von Beziehungen angepasst werden –, die natürliche Zuchtwahl häuft eben diejenigen unbedeutenden Abänderungen in allen Teilen seines Baues, welche ihm während irgend eines Teils seines Lebens von Nutzen sind.
    5. Vielerlei Schwierigkeiten werden sich mit Rücksicht auf diese Theorie einem Jeden darbieten. Ich glaube, viele können völlig befriedigend beantwortet werden. Der Satz »Natura non facit saltum« beseitigt einige der augenfälligsten. Die Langsamkeit der Veränderung und der Umstand, dass nur sehr wenig Individuen zu irgend einer gegebenen Zeit sich verändern, widerlegt andere. Die äußerste Unvollständigkeit unsrer geologischen Berichte beseitigt noch andere.
    6. Ein andres Prinzip, welches das Prinzip der Divergenz genannt werden kann, spielt, wie ich glaube, eine bedeutungsvolle Rolle beim Ursprung der Arten. Ein und derselbe Ort erhält mehr Lebensformen, wenn er von sehr verschiedenartigen Formen bewohnt wird. Wir sehen dies in den vielen generischen Formen auf einem Quadrat-Yard Rasen und in den Pflanzen oder Insekten auf irgend einer kleinen, gleichförmige Verhältnise darbietenden Insel, welche beinahe ausnahmslos zu ebenso vielen Gattungen und Familien wie Spezies gehören. Wir können die Bedeutung dieser Tatsachen bei höheren Tieren einsehen, deren Lebensweise wir verstehen. Wir wissen, dass experimentell nachgewiesen worden ist, dass ein Stück Land ein größeres Gewicht an Heu abgibt, wenn es mit mehreren Spezies und Gattungen von Gräsern besäet war, als wenn es nur zwei oder drei Spezies getragen hatte. Man kann nun von jedem organischen Wesen sagen, dass es durch eine so rapide Fortpflanzung danach aufs äußerste ringe, an Zahl zuzunehmen. Dasselbe wird auch der Fall mit den Nachkommen einer jeden Spezies sein, nachdem sie verschieden von einander geworden sind und entweder Varietäten oder Subspezies oder echte Spezies bilden. Und ich meine, aus den vorstehenden Tatsachen folgt, dass die variierenden Nachkommen einer jeden Spezies es versuchen (nur wenige mit Erfolg), so viele und so verschiedenartige Stellen in dem Haushalte der Natur einzunehmen als nur möglich. Jede neue Varietät oder Spezies wird, sobald sie gebildet ist, meist die Stelle ihrer weniger gut angepassten elterlichen Form einnehmen und sie zum Absterben bringen. Ich glaube, dies ist der Ursprung der Klassification und der Verwandtschaften organischer Wesen zu allen Zeiten; denn organische Wesen scheinen immer Zweige und Unterzweige zu bilden wie das Astwerk eines Baumes aus einem gemeinsamen Stamme heraus, wobei die gut gedeihenden und divergirenden Zweige die weniger lebenskräftigen zerstört haben und die abgestorbnen und verlornen Zweige in roher Weise die abgestorbenen Gattungen und Familien darstellen.
    Diese Skizze ist äußerst unvollkommen; aber auf so kleinem Raume kann ich sie nicht besser machen. Ihre Fantasie muss sehr weite Lücken ausfüllen.
    Ch. Darwin
     

Einleitung
    Als ich an Bord des »Beagle« als Naturforscher Süd-Amerika erreichte, überraschten mich gewisse Tatsachen in hohem Grade, die sich mir in Bezug auf die Verteilung der Bewohner und die geologischen Beziehungen der jetzigen zu der früheren Bevölkerung dieses Weltteils darboten. Diese Tatsachen schienen mir, wie sich aus dem letzten Kapitel dieses Bandes ergeben wird, einiges Licht auf
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