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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Autoren: Carsten Fischer
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Cassidys Siedlung, die Umgebung und selbst die Menschen, die dort lebten. Wie viele davon zählten zu wehrhaften Bewohnern, welche Waffengattungen sie besaßen und ob es Fallen oder einen Minengürtel gab. Angel schien genau zu wissen, worauf sie sich einließ und wollte nichts dem Zufall überlassen.
    Im Gegenzug erzählte sie Cassidy von der Welt jenseits ihres relativ begrenzten Horizonts. Die größeren Siedlungen im Osten der bekannten Wastelands hatten sich im Laufe der letzten Jahre zusammengeschlossen, um den immer organisierter agierenden Gangs die Stirn bieten zu können. Gemeinsam bildeten sie Teams zur Materialbeschaffung und Verteidigung aus, die manchmal wochenlang die Steppe nach Munition, Nahrung oder Treibstoff durchkämmten. Auch die Mitnahme von halb verdursteten Anhaltern gehörte zu ihrem Aufgabenspektrum, fügte Angel scherzhaft hinzu, ehe sie sich wieder ihren Männern zuwandte.
    »Laut der Kleinen gibt es direkt hinter dem Wald einen steilen Hang, an dessen Fuß das Dorf liegt. Mit etwas Glück können wir uns von oben einen Überblick verschaffen, ohne dass man uns bemerkt – sofern noch jemand da ist«, befahl sie mit ihrer rauchigen Stimme. »Butch du schraubst das MG ab und gibst uns Deckung. Victor du bleibst bei mir.«
    Es erschien dem Mädchen fremd, doch die beiden Männer nickten lediglich und griffen nach ihren Waffen. Es war offensichtlich, wer hier das Sagen hatte. Die Hierarchie ihrer Siedlung sah da ganz anders aus. Die Frauen wurden zwar bei der Entscheidungsfindung respektiert, aber man erwartete von ihnen, daheim bei den Kindern zu bleiben und mit dem Essen auf die Jäger zu warten. Der strenge, weibliche Befehlston wirkte ungewohnt, sogar ein wenig verstörend, jedoch gleichzeitig unglaublich vertrauenserweckend. Die erfahrene Kämpferin schwang sich unterdessen auf die Ladefläche des Pick-ups und kramte in einer Vielzahl von Kisten und Kunststofftüten, bis sie seufzend kapitulierte und Victor fragend ansah.
    »Wo ist meine Ersatzpistole?«, rief sie dem drahtigen Mann mit einem gereizten Unterton zu.
    »Welche?«
    »Die mit dem Schalldämpfer!«
    Ihre Stimme klang wie bei Cassidys erster Begegnung mit ihm, genervt aber deutlich. Victor brummte eine unverständliche Antwort, öffnete die Beifahrertür und griff ins Handschuhfach. Er zog eine Handfeuerwaffe mit einem großen Zylinder vorn am Lauf heraus und reichte sie Angel. Nach einer kurzen Funktionsprüfung stieg sie von der Ladefläche herunter und drückte sie Cassidy in die Hand.
    »Hier, die ist für dich.«
    »Ich - ich hab so was noch nie benutzt!«
    Cassidys Stimme zitterte beim Anblick der Pistole. Waffen waren in der heutigen Zeit absolut keine Seltenheit, viele Familien in ihrem Dorf besaßen ein Gewehr, aber eine Handfeuerwaffe mit Schalldämpfer war etwas anderes als eine Jagdflinte. Solche Dinge hatten sie nie gebraucht, doch Angel ignorierte ihre Bedenken.
    »Das hier ist der Sicherungshebel, nach oben – gesichert, nach unten – schussbereit. Halt den rechten Arm ausgestreckt und die linke Hand zur Stabilisierung von unten an die rechte Hand. Ziele nie auf etwas, was du nicht töten willst. Und solltest du dir in den Kopf gesetzt haben, irgendwann mal Mutter zu werden, gewöhn dir gar nicht erst an, sie zwischen Hose und Gürtel zu klemmen. Zieh den Schlitten zurück und lass ihn wieder los, dann ist sie geladen. Ein Ersatzmagazin gibt es nicht, also schieß nur, wenn es sich auch lohnt. Und keine Sorge, der Schalldämpfer ist drauf, damit du uns nicht aus Versehen verrätst!«
    Angel lächelte in sich hinein, als sie Cassidys Unsicherheit in ihren Augen erkannte, die plötzlich mehr Angst vor dem Tötungswerkzeug ausstrahlten, als vor der möglichen Gang in ihrem Dorf. Sie drehte sich wieder zum Wagen um, stöberte kurz auf der Ladefläche und schnappte sich ihr Gewehr. Cassidy hatte am Morgen nicht darauf geachtet, doch jetzt fiel ihr die enorme Größe der Waffe auf. Der Lauf war viel länger als bei normalen Jagdflinten und mit einer soliden Zieloptik versehen. Der Griff bestand aus zerkratztem Holz und kleine Kunststoffklappen schützten die empfindlichen Linsen des Zielfernrohrs.
    Während die Gruppe den Wald durchquerte, fragte sich das Mädchen, wie sie das Gewirr an Gestrüpp und abgestorbenen Ästen unbeschadet überstanden hatte. Beladen mit schwerem Equipment und ohne Ortskenntnis bei Dunkelheit dauerte es ein paar Minuten, bevor sie die Siedlung erreichten und oberhalb des Hangs in Deckung
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