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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Autoren: Carsten Fischer
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nicht, sondern kroch zurück zu den anderen.
    »Ist dir jemand gefolgt? Hast du irgendwen auf dem Weg hierher gesehen?«
    »Was ist? Was sind das für Leute?«, fragte Cassidy mit ängstlicher Stimme.
    »Scavenger. Abschaum, der normalerweise in den verlassenen Großstädten herumvegetiert und mit Vorliebe Jagd auf unachtsame Wanderer macht. Ein Jäger hat immer ein Dorf, ein zu Hause. Die werden der Spur deines Freundes nachgegangen sein und auf die Nacht gewartet haben.«
    Angel überprüfte ihre Waffen und entsicherte das Gewehr.
    »Ich ... Ich hab niemanden gesehen!«, versuchte sich Stan zu verteidigen.
    »Sie sind zu sechst. Ihr beide bleibt hier und verhaltet euch ruhig. Wir müssen sie überraschen, oder es gibt Verluste. Komm Victor!«
    Angel blickte Cassidy noch einmal ermutigend blinzelnd in die Augen, bevor sie sich erhob und eine neue Position suchte. Etwas abseits des Dorfes in östlicher Richtung befanden sich aufeinandergestapelte Autowracks, die sie sich als Deckung auserkoren hatte. Währenddessen musterte das Mädchen verwundert ihren einstigen Nachbarn.
    »Wo ist dein Gewehr?«
    »Verdammt.«
    Der Jäger senkte beschämt den Kopf und fluchte leise vor sich hin.
    »Das liegt bei meiner Frau!«
    Cassidy zog die Mundwinkel hoch und rollte mit ihren großen, blauen Augen. Unter Stans staunenden Blicken holte sie die schallgedämpfte Pistole hervor und entsicherte sie, wie Angel es ihr gezeigt hatte.
     
    ***
     
Zehn nervenaufreibende Minuten vergingen, ehe die in Lumpen gehüllten Scavenger endlich den Rand des Dorfes erreichten und nacheinander hinter den verbrannten Hütten Deckung suchten. Wie Butch berichtet hatte, bewegten sie sich gebückt im Gänsemarsch. Die ausgemergelten Gestalten versuchten in die Fußabdrücke des jeweiligen Vordermanns zu treten, so dass etwaige Verfolger ihre Stärke nicht einschätzen konnten. Cassidy rechnete jeden Moment damit, dass Angels Falle zuschnappen und sie das Feuer auf die Eindringlinge eröffnen würde, doch sie ließ den Angreifern absichtlich Zeit, die zerstörte Siedlung zu erkunden. Je länger sie warteten, desto mehr reduzierte sich die Aufmerksamkeit der Plünderer, die sich unterdessen über ein größeres Gebiet verteilten. Wild gestikulierend schienen sie von der mageren Ausbeute ihres gescheiterten Überfalls verärgert zu sein. Wahrscheinlich erkannten sie sogar an den Spuren der Schlacht, welche rivalisierende Gang ihnen zuvorgekommen war. Schließlich resignierten sie und durchsuchten die Ruinen nach verwertbarer Ausrüstung, die die Vultures eventuell zurückgelassen hatten. Wie Aasgeier gruben sie sich durch Leichen und Schutt, bis ihr Sichtkontakt zueinander nach zwanzig Minuten beinahe abgebrochen war.
    Stan vermutete bereits, dass Cassidys neue Freunde eine diplomatische Lösung anstrebten, als plötzlich ein ohrenbetäubender Knall die Stille der Nacht durchbrach. Angel sorgte mit einem gezielten Startschuss für den Beginn des Gefechts. In den Augen der unerfahrenen Flüchtlinge wirkten die Schusswechsel unkoordiniert und chaotisch, doch in Wirklichkeit folgten sie einem präzise einstudierten Plan. Butch legte ein tödliches Sperrfeuer über die Siedlung und zwang die Scavenger dadurch in Deckung. Angel und Victor hatten sich unterdessen auf der anderen Seite des Dorfes in Stellung begeben und schalteten die Angreifer mit Präzisionsschüssen aus.
    Was als Galavorstellung für ihr gebannt zusehendes Publikum geplant war, endete jäh, als Butch im hellen Mondschein eine Handgranate erblickte, die direkt neben ihm vom Himmel fiel. Instinktiv rollte er sich zum Wald hinunter, gefolgt von dem tickenden Sprengsatz, dessen Detonation den schweren Mann mit einem Aufschrei in das Unterholz schleuderte. Ohne das Sperrfeuer konnten sich die drei verbliebenen Scavenger wieder frei bewegen und entschlossen sich lautstark zum Rückzug in den Wald. Der steile Hang erwies sich dabei jedoch für zwei von ihnen als tödliches Hindernis, da sie für Angels halbautomatisches Scharfschützengewehr im Licht der Feuerstellen hervorragend sichtbare Zielscheiben darstellte. Lediglich ein Angreifer überlebte den Aufstieg, doch seine Flucht führte ihn direkt über Cassidys Stellung, die mit der schallgedämpften Pistole hinter ihrem Strauch hockte. Für einen Augenblick erwartete er, jeden Moment von dem Mädchen erschossen zu werden, aber sie zögerte davor, den Abzug zu ziehen. Noch nie in ihrem Leben sah sie sich damit konfrontiert, einen Menschen töten
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