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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York
Autoren: Martin Millar
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Joshua. Er verfolgte Magenta, die sich mit seinem Rezept für den Fitzroy-Cocktail davongemacht hatte, einem Drink, der aus Stiefelwichse, vergälltem Spiritus, Fruchtsaft und einem geheimen Kräutergemisch bestand.
    Er hatte sie die First Avenue hinunter verfolgt und aus den Augen verloren, als sie in eine Metrostation verschwunden war. Sie war eine gerissene Widersacherin, aber Joshua würde niemals die Jagd nach seinem Rezept aufgeben, dem Kostbarsten, was er je besessen hatte.
    »Was ist aus unseren Freunden geworden? Wo stecken Brannoc und Maeve und Padraig und Petal und Tulip?«
    Wie sollten sie das wissen? Ihre Freunde konnten überall in dieser Stadt sein. Morag und Heather konnten sich an kaum etwas erinnern, nur daß sie in einer riesigen, rumpelnden Maschine aufgewacht waren und in einer Bierkiste auf der Straße abgeladen wurden. Ihre Freunde waren wahrscheinlich in der Maschine weitergefahren. Wieder fingen sie an zu streiten, wessen Schuld es war.
    »Jetzt reicht’s, ihr zwei«, sagte Dinnie, der wieder ins Zimmer stampfte. »Macht sofort, daß ihr wegkommt, und laßt euch nie wieder blicken.«
    »Was ist mit dir los?« fragte Heather und schüttelte ihr goldenes Haar. »Menschen sollen doch erfreut und entzückt sein und sich geehrt fühlen, wenn sie einer Fee begegnen. Sie machen Freudensprünge – rufen ›eine Fee, eine Fee‹ und jubeln vor Glück. Sie jagen keine Fee aus dem Zimmer und schimpfen nicht, daß wir uns nie wieder blicken lassen sollen.«
    »Okay, willkommen in New York«, schniefte Dinnie. »Und jetzt haut ab.«
    »Gut«, sagte Heather. »Wir gehen. Aber komm später nicht angelaufen und jammere, wenn deine Nachkommenschaft bis ins siebte Glied verflucht ist.«
    »Oder gar bis ins dreizehnte.«
    Sie starrten sich an. Eine Küchenschabe lugte hinter dem Küchenherd hervor und ging dann ihrer Wege.
    Morag, im allgemeinen die vernünftigere der beiden Feen, versuchte, die Situation zu entspannen.
    »Gestatte, daß ich mich vorstelle. Ich bin Morag MacPherson, Distelfee aus Schottland.«
    »Und ich bin Heather MacKintosh, ebenfalls Distelfee. Und die beste Fiedlerin Schottlands.«
    »Was?« protestierte Morag. »Ich bin die beste Fiedlerin Schottlands.«
    Heather schüttelte sich vor Lachen.
    »Wie kannst du es wagen, über mein Fiedelspiel zu lachen! Ich bin Morag MacPherson, die Meisterin aller Meister«, fuhr die dunkelhaarige Fee fort.
    »Also, ich bin Dinnie MacKintosh, und ihr zwei haut am besten ab.«
    Jetzt schüttelte Morag sich vor Lachen.
    »Was ist so komisch?«
    »Er ist ein MacKintosh«, kicherte Morag. »Kein Wunder, daß er so schlecht Fiedel spielt. Die MacKintoshs konnten noch nie die Melodie halten.«
    Heather sah unbehaglich drein.
    »Er fängt ja erst an«, entgegnete sie, aber Morag lachte immer noch hemmungslos. Sie war hocherfreut über diese Wendung der Ereignisse und fand, sie hätte den Streit gewonnen.
    »Was fällt dir ein, über ein Mitglied des MacKintosh-Clans zu lachen?« wütete Heather, die es nicht ertragen konnte, ihren Clan in irgendeiner Weise herabgesetzt zu sehen. »Sogar ein MacKintosh in Menschengestalt ist noch mehr wert als eine lügende, betrügende MacPherson.«
    »Wie kannst du es wagen, die MacPhersons Lügner und Betrüger zu nennen?« schrie Morag.
    In den grünen Augen der Fee blitzte es.
    »Hört mal …«, sagte Dinnie, aber er wurde ignoriert.
    »Ihr lügt und betrügt. Lügt, betrügt, stiehlt, nichts Gutes …«
    »Heather MacKintosh, hoffentlich sehe ich dich nie wieder«, schrie Morag und flatterte aus dem Fenster.
    Im Zimmer wurde es sehr still. Heather starrte verdrießlich vor sich hin. Das Geschrei der Fußballspieler unten an der Straßenecke drang herauf.
    »Ruf 970 C-L-I-T an, und dich erwartet der heißeste Telefonsex von New York«, flüsterte eine nackte Frau auf dem Bildschirm.
    »Ich bin allein in einer fremden Stadt, und jetzt ist auch noch meine beste Freundin fort, und an allem ist dein blödes Geigenspiel schuld«, jammerte Heather und brach in Tränen aus.

4
     
    »Ja«, gab Kerry zu und schob ein Paar Handschuhe unter ihre Weste. »Ich bin eine zwanghafte Ladendiebin.«
    »Wie kommt das?« fragte Morag. »Ist es Kleptomanie? Davon habe ich mal in einer Menschen-Zeitung gelesen.«
    »Nein, es bringt mich einfach zur Verzweiflung, wenn ich überall hübsche Dinge sehe und sie mir nicht leisten kann.«
    »Bist du arm?«
    Ja, Kerry war arm.
    »Und oft deprimiert. Aber seit du aufgetaucht bist, bin ich viel
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