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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger
Autoren: Hubert Haensel
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mehr recht als schlecht im Sattel halten, blickte in verzerrte, schwitzende Gesichter, hörte die Flüche der Krieger.
    Irgend etwas streifte mich. Ich fühlte das Grauen mit eisiger Hand nach meinem Herzen greifen, glaubte ersticken zu müssen, als mir mit einemmal der Atem stockte.
    Wie aus weiter Ferne drang das monotone Murmeln der Priester an mein Ohr. Cherzoon, verstand ich und wusste gleichzeitig, dass sie ihren Dämon anriefen. Würde er uns helfen? Wir Caer lebten seit jeher für den Kampf, suchten in Turnieren Mut und Geschicklichkeit zu beweisen. Wir fürchteten keinen Gegner – solange er real war, aus Fleisch und Blut und mit Waffen verwundbar. Aber gegen Magie zu kämpfen, gegen etwas, das man nicht sehen, nur ahnen konnte…
    Ich schauderte.
    Ein gellender Schrei ließ mich herumfahren. Die Klinge hochreißen und zuschlagen war eins. Doch ich konnte dem Kameraden nicht helfen, mein Hieb ging ins Leere. Der Caer taumelte. Seine Hände krampften sich um das Schwert in seiner Brust, während seine Augen glasig wurden. Aus dem Nichts heraus hatte die Waffe zugestoßen, und sie verschwand im Nichts, bevor ich das Heft packen konnte.
    Mein Pferd bäumte sich auf. Ich verlor den Halt und stürzte. Nur das Schwert nicht fahrenlassen! schoss es mir durch den Sinn. Irgendwie schaffte ich es, auf die Beine zu kommen. Die Luft hallte wider vom Kampflärm. Ich taumelte. Ohne dass ich mir dessen bewusst wurde, lenkte ich meine Schritte zum Wagen, vor dem die Priester kauerten wie Götzenstatuen.
    Immer häufiger jagten Reiter als Schatten vorüber und verschwanden innerhalb weniger Augenblicke wieder aus dieser Welt. Der Boden erzitterte vom Trommeln der Pferdehufe.
    »Drudin«, murmelte ich, »gib, dass sie vollends sichtbar werden, damit wir ihre Reihen niedermähen wie der Schnitter das Korn, wenn es reif ist.«
    Unmittelbar vor meinen Füßen bohrte sich ein gefiederter Pfeil in den Boden. Ich zuckte zurück und entging um Haaresbreite einer blitzenden Klinge. Noch während ich den Schlag parierte, wurde eine Hand sichtbar; ein Arm folgte, dann, zu schnell, um mit den Augen dem Geschehen folgen zu können, der Körper eines Kriegers, dessen Wams das Zeichen der Lilie zierte. Ein Salamiter. In seinen Zügen zeichneten sich Überraschung und ungläubiges Erstaunen zugleich ab. Dass er zögerte, war sein Fehler. Er kam nicht mehr dazu, auszuweichen.
    Überall schienen die Nebel in Bewegung geraten zu sein. Sie ballten sich zusammen, formten die Umrisse der angreifenden Reiter nach und nahmen diesen den Schutz der Unsichtbarkeit.
    Endlich hatten wir einen Gegner, den wir sehen, dem wir entgegentreten konnten. Die Ebene dröhnte vom Klang der aufeinanderprallenden Waffen. Ich sah Männer, die zweifellos vom tainnianischen Festland stammten, erkannte Ugalier und sogar einige Karsh. Mir war unbegreiflich, wie sie über die Straße der Nebel gelangt waren, auf der unsere Schiffe kreuzten. Durch die Luft konnten sie nicht gekommen sein.
    Abermals musste ich mich eines Reiters erwehren. Mit dem Mut der Verzweiflung drang er auf mich ein. Sein Schwert beschrieb blitzende Kreise. Er führte es mit ungestümer Kraft und Wildheit. Nur mit Mühe konnte ich den Angriff parieren. Der Krieger, als er erkannte, dass er mich derart nicht besiegen konnte, trachtete danach, mich unter die Hufe seines Pferdes zu stürzen.
    Nie werde ich das Wiehern des Tieres vergessen, als es auf der Hinterhand hochstieg. Es klang wie ein Todesschrei aus unzähligen Kehlen, lähmte meine Muskeln und drängte sich unwiderstehlich in meine Gedanken. In diesem Moment verstand ich zum erstenmal die Beweggründe der Priester, weshalb diese gegen die Länder des Nordens ins Feld zogen. Die Heere, die unter dem Banner des Lichtes kämpften, rekrutierten sich aus armen, verblendeten Kreaturen, die kaum noch Herren ihres eigenen Willens waren.
    Ein harter Stoß schleuderte mich zur Seite. Unmittelbar hinter mir schlugen die herabsausenden Pferdehufe Funken aus den Steinen. Tramin hatte mich vor ihnen bewahrt. Sein Schwert war schnell und gnadenlos, holte den Reiter aus dem Sattel.
    Die Schlacht war geschlagen, aber sie hatte etliche von uns das Leben gekostet.
    Totenstille breitete sich aus.
    Ich erstarrte, als mein Blick zufällig auf den Wagen fiel. Einer der Angreifer hatte offensichtlich versucht, das schwarze Tuch zu entfernen. Es war ihm halb gelungen, doch musste er sein Vorhaben mit dem Leben bezahlen. Sollten die Krieger es gar auf den Schwarzstein
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