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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition)
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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Vernunft. Sie musste den Kampf nicht mit eigenen Augen sehen, um zu wissen, dass sie und Felice allzu bald ebenfalls in die Auseinandersetzungen mit einbezogen würden, wenn sie in Tatenlosigkeit verharrten.
    »Felice«, sagte sie leise und bestimmt zu der schreienden jungen Frau. »Wir können nicht hierbleiben und darauf warten, dass diese Wegelagerer uns finden. Wir müssen versuchen zu fliehen.«
    »Fliehen?«, schluchzte Felice, ihre weit aufgerissenen Augen schwammen in Tränen. »Aber ich habe Angst!«
    »Ich auch. Nimm meine Hand und lass uns hinten aus der Sänfte springen.«
    Von der Straße drang das Geräusch von Metall, das auf Metall trifft, zu ihnen herüber, dann schrie ein Mann in Todesangst. Ein Pferd gab ein schrilles Wiehern von sich und prallte gegen die Sänfte. Dabei hätte das Tier sie beinahe umgeworfen.
    »Felice«, flüsterte Isabel eindringlich. »Wir müssen jetzt gehen.«
    Sie streckte die Hand aus, aber die schluchzende Frau ergriff sie nicht.
    »Man wird uns fangen!«, krächzte sie. »Die Flucht wird uns niemals gelingen!«
    »Es ist unsere einzige Hoffnung«, warf Isabel ein und bezwang den Drang, Felice zu schütteln, damit sie aus ihrer Hysterie erwachte. »Wir haben eine gute Chance, zu entkommen, allerdings müssen wir uns beeilen.«
    Felice schüttelte schluchzend den Kopf. »Nein! Ich kann nicht, Isabel! Bitte zwing mich nicht …«
    Das sich nähernde Geräusch von knirschenden Steinen unter schweren Stiefeln unterbrach Felices Gejammer. Nun war es zu spät, unbemerkt zu entkommen. Der schützende Vorhang vor dem Fenster wurde so mühelos heruntergerissen wie ein zartes Spinnennetz. Er fiel auf den Boden, enthüllte das Innere der Sänfte und auf der anderen Seite das lüstern grinsende, graubärtige Gesicht eines riesigen Bären von einem Ritter. »Guten Abend, die Damen. Ein wunderschöner Abend für eine Entführung, nicht wahr?«
    Beide schrien auf. Sich an den Händen fassend und vor Panik zitternd, wichen sie so weit wie möglich vor dem sich vorbeugenden Wegelagerer zurück, der seine fleischigen Arme bis in die Mitte der Sänfte streckte. Im Nu bekam er Felice am Knöchel zu fassen.
    »Neeeiiin!«, schrie sie auf. Ihre Augen weiteten sich vor Angst, als er sie zu sich zog. Ihre zierlichen Hände suchten vergeblich nach Halt. »Oh, Isabel, bitte hilf mir!«
    Isabel hielt sie fest und zog mit aller Kraft, während Felice tretend und zappelnd versuchte, sich aus den Klauen des Mannes zu befreien. Sein Griff lockerte sich und plötzlich war Felice auf wundersame Weise wieder frei. Ohne die leiseste Vorwarnung packte sie Isabels Arm und stieß sie zu dem Mann.
    »Nimm sie, du stinkendes Biest, nicht mich!«, rief sie und schlüpfte hinter die wie gelähmt verharrende Isabel, um auf der anderen Seite aus der Sänfte zu springen und schreiend in den Wald zu fliehen.
    »Felice!«, rief Isabel entsetzt und fassungslos. Verlassen und in Todesangst versuchte sie, ihrem Angreifer zu entkommen, in dessen Armen sie sich dank Felices Verrat nun befand. Er packte sie bei den Schultern, sodass sie sich kaum noch wehren konnte, und zog sie unerbittlich zu sich hin.
    »Macht keine Dummheiten«, wies er sie an. »Wir wollen Euch kein Leid zufügen.«
    Er zog sie aus der Sänfte und setzte sie auf dem Boden ab, ohne den eisernen Griff um ihre Arme zu lockern. Mit einem Blick gewahrte Isabel das schreckliche Schicksal, das ihre Eskorte ereilt hatte. Ihr Magen rebellierte. Vier der Wachen und zwei ihrer Pferde waren tot. Sie lagen dort, wo sie gefallen waren, die Körper aufgeschlitzt vom Kampf, aus blutüberströmten Wunden ragten Pfeile hervor. Die beiden verbliebenen Wachen waren wohl im Wald verschwunden, entweder, um ihren Angreifern nachzusetzen, oder, wie Felice, um die eigene Haut zu retten. Isabel konnte darüber nur Vermutungen anstellen, und im Augenblick war es ihr auch gleich.
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie ihre anderen Angreifer wahr. Mit Schwertern und Bögen bewaffnet traten sie auf die Straße. In einigen Schritten Entfernung erspähte Isabel eine schwarz gekleidete Kapuzengestalt auf einem Pferd. Der Mann kam aus dem Wald geritten und verweilte mitten auf der Straße, um einen Blick auf das Gemetzel zu werfen.
    Auch Isabels Entführer hatte ihn entdeckt. Er wandte lachend den Kopf, deutete mit dem Kinn auf sie und rief: »Schau, was ich gefunden habe!«
    Das war die Gelegenheit, auf die Isabel gewartet hatte.
    Sie stellte sich vor ihn und rammte ihm so schnell und
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