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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin
Autoren: David Weber
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stets in Versuchung, die eigene Lage durch ein wenig Piraterie auf Kosten der reicheren Sonnensysteme und ihrer vorbeifahrenden Geleitzüge zu verbessern. In letzter Zeit war die Situation schlimmer geworden, und Honor (und auch das Office of Naval Intelligence – der Nachrichtendienst der Navy) hegte mehr als nur den leisen Verdacht, daß Havens Interesse an der Region dafür verantwortlich war – ein Verdacht, der wiederum erklärte, wieso die Admiralität dem Konvoi eine Eskorte aus zwei Kreuzern und einem Paar Zerstörer zugeteilt hatte.
    Honor nickte, während die Statusberichte vor ihr über den Bildschirm liefen. Sie sahen gut aus – nichts anderes hatte sie erwartet. Hier war ihre erste Gelegenheit, etwas zu kommandieren, das in allen Belangen als Geschwader bezeichnet werden konnte. Wenn jeder Kommandant in der Navy so gut wäre wie ihre Kommandanten, dann wäre ein Geschwaderkommando ein Vergnügen.
    Als sie mit dem letzten Bericht fertig war, lehnte sie sich zurück und nippte an ihrem Kakao, während Nimitz sich auf seinem Ruheplatz, der an ein Schott montiert war, räkelte. Von ein oder zwei Angehörigen in Admiral Courvosiers Stab von Außenministeriumsexperten war sie nicht sonderlich begeistert, aber was ihre eigenen Pflichten betraf, hatte sie keine Veranlassung, sich zu beschweren. Wenn man von der Zeit absah, die diese Zusatzaufgaben sie kosteten. Und das, sagte sie sich zum wiederholten Mal, war schließlich ihre eigene Schuld. Commander Venizelos wäre auch allein in der Lage, das Schiff einwandfrei zu führen. Mit Sicherheit verschwendete sie zuviel Zeit damit, sich über die tägliche Routine Gedanken zu machen. Von allem, was das Kommando über ein Schiff mit sich brachte, war das Delegieren von Pflicht und Verantwortung ihr schon immer am schwersten gefallen. Sie wußte jedoch, daß noch ein weiterer Faktor mit hineinspielte. Sie sollte sich zurückhalten und Andreas die Verwaltung der Fearless überlassen, während sie sich mit dem Rest des Geschwaders befaßte, und genau das wollte sie gar nicht. Nicht, weil sie kein Vertrauen in Venizelos’ Kompetenz hatte, sondern weil sie zu verlieren befürchtete, was jeder Navykommandant über alles andere stellte: die aktive Ausübung ihrer Autorität und Verantwortung als Herrin gleich nach Gott über eines der Sternenschiffe Ihrer Majestät.
    Sie schnaubte über sich selbst und trank den Kakao aus. MacGuiness wußte genau, wie er ihn zu machen hatte. Diese aromatischen, hinterhältigen Kalorien sind noch ein weiterer Grund, mehr Zeit in der Turnhalle zu verbringen , dachte sie grinsend. Dann erhob sie sich und trat an das Bullauge, um in die eigenartige, ständig im Wechsel begriffene Pracht des Hyperraums hinauszustarren.
    Das Bullauge war eins der Dinge, die Honor an ihrem Schiff am höchsten schätzte. Das Quartier an Bord ihres letzten Schiffes, des veralteten Leichten Kreuzers, der seinen Namen und seine Gefechtsmeriten dieser neuen Fearless vermacht hatte, hatte kein Bullauge besessen. Der Ausblick vermittelte Honor einen immer wieder neuen Eindruck von der Grenzenlosigkeit des Universums. Er gestattete entspannendes Nachdenken und bot auf fast herausfordernde Weise eine Vorstellung von Perspektive; das Bewußtsein, wie klein und unbedeutend der Mensch gegenüber der Enormität der Schöpfung wirklich war. Mit einem Seufzer streckte Honor sich auf der Couch unter dem Bullauge zu voller Länge aus.
    Die Fearless und die anderen Schiffe des Geleitzugs ritten auf den gewundenen Strömungen einer Gravwelle, welche nie die Ehre eines Namens erhalten hatte, nur eine Katalognummer. Honors Kabine lag kaum einhundert Meter bugwärts der Heckimpelleremitter. Die immaterielle Dreihundert-Kilometer-Scheibe des Warshawski-Großsegels der Fearless blinkte und flackerte wie ein eingefrorener Blitz. Sie dominierte die Aussicht aus dem Bullauge mit dem sanften Schimmer, den sie durch die eingefangene Gravitationsenergie erhielt. Der Auffangfaktor des Segels war auf einen winzigen, beinahe unmeßbar kleinen Bruchteil des vollen Wirkungsgrades eingestellt.
    Es erzeugte eine verschwindend geringe Beschleunigung, die durch das auf Abbremsen gestellte Bugsegel genau ausgeglichen wurde, um den Kreuzer bei einer Geschwindigkeit von fünfzig Prozent der des Lichtes zu halten. Der Kreuzer hätte zwanzig Prozent schneller fahren können, aber die höheren Partikeldichten des Hyperbandes hätten die schwächeren Strahlungsschutzschirme der Frachter schon lange vor
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