Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Titel: Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)
Autoren: Carolin Philipps
Vom Netzwerk:
Freimaurerei im 18. Jahrhundert auch in Frankreich und im Deutschen Reich ausgebreitet. Um 1790 gab es beiderseits des Rheins kaum eine größere Stadt ohne Freimaurerloge. Allein in Straßburg gab es acht Logen, in Basel fünf. Zwar wurde die Logenarbeit in dieser Zeit durch strenge Auflagen und Verbote sehr erschwert, in einigen Städten sogar unmöglich gemacht, da man den Geist der Aufklärung in den Logen mit dem Aufruf zur Revolution verwechselte, das Netzwerk aber blieb bestehen.
    Wie sich im Folgenden zeigen wird, verbindet ein roter Faden alle an der Vertauschung Beteiligten, angefangen bei Barras, Bénézech, Barthélemy und Bacher: Sie sind Freimaurer. Nun haben bei dem einen oder anderen wie beschrieben auch eigene Interessen oder Staatsinteressen eine zusätzliche Rolle gespielt.
    Aber sie und alle anderen, die in den nächsten Jahren den Schutz der Prinzessin übernahmen, waren als Freimaurer der Menschlichkeit und der Verschwiegenheit verpflichtet, auch wenn sich der Passus der Verschwiegenheit vor allem auf die Logenarbeit bezog. Immer wieder werden wir in den folgenden Kapiteln auf einen Eid stoßen, der geschworen wurde mit dem Ziel, das Geheimnis zu bewahren.
    Louis XVI. war wie seine Brüder seit seiner Jugend Freimaurer. Auch Marie Antoinette stand den Freimaurern nahe. Ihr Vater war Freimaurer, und sie und ihre Schwestern protegierten in ihren jeweiligen Ländern die Freimaurerei. Marie Antoinette selber war nicht Mitglied, obwohl »Le Grand Orient« von Paris seit 1774 weibliche Logen akzeptierte, die allerdings nicht als regulär galten, sondern nur als Ergänzung der männlichen. In Paris waren diese Adaptionslogen zur Zeit Louis’ XVI. sehr populär. Die beste Freundin von Marie Antoinette, die Gräfin von Polignac, war sogar Großmeisterin, und die Prinzessin de Lamballe, die Marie Antoinette bis zum 10. August 1792 begleitet hatte, war seit 1780 Großmeisterin aller Frauenlogen des schottischen Ritus von Frankreich. 3 Die Loge »Les Neufs Sœurs« feierte die Geburt Marie Thérèses im März 1779 mit einem großen Fest. 4
    Johann Georg Schlosser, Gründer und Erster Meister vom Stuhl der Loge in Freiburg (1784), bezeichnet in seinem Aufsatz von 1785 »Schutz, Gastfreiheit und Beihilfe« als die erste Pflicht der Freimaurer. Freundschaft sei unter den Brüdern heilig. 5 Und für ihre Verpflichtung zur Menschlichkeit konnte es wohl kaum ein geeigneteres Objekt geben als ein junges Mädchen, das seine Familie durch die Guillotine verloren hatte und sich nur danach sehnte, irgendwo in Frieden leben zu dürfen. In Basel wurde Anfang Januar 1796 das schon erwähnte kleine Buch veröffentlicht mit dem Titel Les Adieux de Marie Thérèse Charlotte de Bourbon. Unter dem Porträt Marie Thérèses erkennt man bei genauem Hinsehen die Gesichter Louis’ XVI. und Marie Antoinettes, die aus dem Körper von zwei Schlangen gebildet werden, die dort, wo die Nasen sich fast berühren, verknotet sind. Das Bild wird umrahmt von rankenden Rosen. Über allem schwebt das allsehende Auge in der Strahlenkrone (siehe Bildtafel VI).
    Diese Symbole, die dem Porträt zugeordnet sind, sind Freimaurersymbole. Das Auge mit der Strahlenkrone steht für die Wahrheit, vor der sich das Gewissen zu verantworten hat. Unter diesem zur Wahrheit verpflichtenden Symbol befindet sich das Bildnis. Die Rosen, die es umrahmen, stehen für Verschwiegenheit und Wiedergeburt. Die Knotenschnur, die das Königspaar bildet, ist ein Zeichen für Unendlichkeit und die ewige Verbundenheit der Freimaurer untereinander.
    Die ganze Emblematik dieses Kupferstichs erinnert Freimaurer an die von ihnen erwartete unbedingte Verschwiegenheit. »Das hervorstechende Merkmal jedes Symbols ist seine Anschaulichkeit. Indem Abstraktes auf Gegenständliches überführt wird, klärt es auf. Es kann allerdings auch verhüllen, jedoch nur in dem Sinne, dass seine Bedeutung einem eingeweihten Kreis zugängig gemacht wird, während Nichteingeweihten der Inhalt des Symbols verschlossen bleibt.« 6
    Marie Thérèse unter dem Schutz der Freimaurer, diese verschlüsselte Botschaft erreichte von Basel aus alle, die sie lesen konnten. Für alle anderen blieb sie verborgen.
    In diesem Zusammenhang spielen die vielen Offiziere der »Schweizer Garden«, die durch Dekret der gesetzgebenden Versammlung in Paris vom 20. 8. 1792 entlassen worden waren und nun zum Teil mit Angehörigen ihrer Regimenter auf ihren Gütern in der Schweiz saßen, eine große Rolle. Mehrere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher