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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
Autoren: David Gemmell
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Brauch der Unsterblichen war. Die Klinge fuhr herab, und die Reihe setzte sich in Bewegung. Hinter ihnen begannen drei Trommler den traurigen Marsch. Die Unsterblichen reckten ihre Schwerter in die Luft.
    Die Gesichter waren ernst, als die besten Krieger der ventrischen Armee langsam auf die Drenai zumarschierten.
    Druss, der jetzt einen Schild trug, beobachtete den Vormarsch. Seine kalten blauen Augen verrieten nichts. Die Kinnmuskeln waren angespannt, die Lippen ein dünner Strich. Er dehnte die Muskeln seiner Schultern und holte tief Luft.
    Dies war die Probe. Dies war der Tag der Tage.
    Die Speerspitze von Gorbens Schicksal gegen die Entschlossenheit der Drenai.
    Er wußte, die Unsterblichen waren hervorragende Krieger; aber jetzt kämpften sie nur um den Ruhm.
    Die Drenai dagegen waren stolze Männer und die Söhne stolzer Männer; sie entstammten einem Volk von Kriegern. Sie kämpften für ihre Heimat, ihre Frauen, ihre Söhne und die noch ungeborenen Söhne. Für ein freies Land und das Recht, selbst zu entscheiden, ihr eigenes Leben zu führen und das Schicksal eines freien Volkes zu erfüllen. Egel und Karnak hatten für diesen Traum gekämpft, wie auch zahllose andere Männer im Laufe der Jahrhunderte.
    Hinter dem Axtschwinger beobachtete Graf Delnar den nahenden Feind. Er war beeindruckt von der Disziplin. Auf eine gleichsam entrückte Weise merkte er, daß er diese Krieger bewunderte. Er richtete den Blick auf den Axtschwinger. Ohne ihn hätten sie niemals so lange ausharren können. Er war wie der Anker eines Schiffes im Sturm; er hielt den Bug in den Wind, so daß er sich frei drehen und sich den Elementen stellen konnte, ohne auf den Felsen zu zerschellen oder durch die Macht der Wellen zum Kentern gebracht zu werden. Starke Männer bezogen Mut aus seiner Anwesenheit. Denn er war eine Konstante in einer Welt, die sich dauernd veränderte – eine ungeheure Macht, auf deren Bestehen man vertrauen konnte.
    Als die Unsterblichen noch näher rückten, spürte Delnar, wie die Angst sich unter den Männern ausbreitete. Die Reihe wankte, als die Schilde noch fester gepackt wurden. Der Graf lächelte. Zeit, daß du redest, Druss, dachte er.
    Mit dem Instinkt eines Kriegerlebens gehorchte Druss. Er hob seine Axt und schrie den anrückenden Unsterblichen entgegen: »Kommt und sterbt, ihr Hurensöhne! Ich bin Druss, und hier ist der Tod!«
     
    Rowena pflückte Blumen in dem kleinen Garten hinter dem Haus, als der Schmerz sie überfiel und von den Rippen bis in den Rücken ausstrahlte. Ihre Beine gaben nach, und sie fiel in die Blumen. Pudri sah sie vom Gartentor und lief zu ihr, während er um Hilfe rief. Siebens Frau Niobe kam von der Weide gelaufen, und gemeinsam hoben sie die bewußtlose Rowena hoch und trugen sie ins Haus. Pudri zwang ihr etwas Fingerhutpulver in den Mund; dann goß er Wasser in einen Tonbecher. Er hielt ihn an ihre Lippen und drückte ihr die Nase zu, um sie so zum Schlucken zu zwingen.
    Diesmal jedoch verging der Schmerz nicht, und Rowena wurde die Treppe hinauf in ihr Bett getragen, während Niobe ins Dorf ritt, um den Arzt zu holen.
    Pudri saß an Rowenas Bett. Sein faltendurchzogenes, ledriges Gesicht war eingesunken und sorgenvoll, die großen dunklen Augen naß vor Tränen.
    »Bitte, stirb nicht, Herrin«, flüsterte er. »Bitte.«
    Rowena entschwebte ihrem Körper und schlug ihre Geist-Augen auf. Sie blickte voll Mitleid auf die matronenhafte Gestalt in ihrem Bett. Sie sah die Falten im Gesicht, das ergrauende Haar, die dunklen Ringe unter den Augen. War sie das? War diese müde, ausgebrannte Hülle die Rowena, die vor vielen Jahren nach Ventria verschleppt worden war?
    Und der arme Pudri, so eingefallen und alt. Der arme, ergebene Pudri.
    Rowena fühlte den Sog der QUELLE. Sie schloß die Augen und dachte an Druss.
    Auf den Flügeln des Windes schwebte die Rowena der gestrigen Träume über dem Bauernhof, schmeckte die süße Luft und genoß die Freiheit der luftgeborenen Geschöpfe. Länder flogen unter ihr dahin, grün und fruchtbar, gesprenkelt mit goldenen Kornfeldern. Flüsse wurden zu Seidenbändern, Meere zu Seen, auch Städte wurden mit Insekten bevölkert, die ziellos durcheinanderhuschten.
    Die Welt schrumpfte, bis sie zu einer mit blauen und weißen Edelsteinen besetzten Scheibe wurde, dann ein Stein, so rund wie vom Meer geschliffen, und schließlich ein winziges Juwel. Sie dachte noch einmal an Druss.
    »Oh, noch nicht!« bat sie. »Laß mich ihn noch einmal sehen. Nur
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