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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
Autoren: Philip K. Dick
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waren im Kampf Schiff gegen Schiff ausgesprochen nutzlos.
    »Ich habe da ein paar Daten, die Sie interessieren könnten«, sagte Felix und wühlte in seinem Aktenkoffer. »Wie Sie vielleicht wissen, reichen unsere Verbindungen bis in Hepburn-Gilberts Vorzimmer. Wir können ihn zwar nicht zwingen, etwas zu unternehmen, aber wir können ihn zumindest darum bitten.« Er zog ein Dokument hervor. »Unser lieber Herr Generalsekretär macht sich Sorgen darüber, daß Palmer Eldritch unentwegt in den sogenannten ›Reinkarnationen‹ der Chew-Z-Konsumenten auftaucht. Er ist intelligent genug, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Das heißt, wenn es so weitergeht, können wir mit seiner Unterstützung rechnen, auf vertraulicher Basis wenigstens, zum Beispiel ...«
    »Felix«, fuhr Leo dazwischen, »darf ich Sie etwas fragen? Seit wann haben Sie einen künstlichen Arm?«
    Felix senkte den Blick und grunzte erstaunt. Dann starrte er Leo Bulero an und sagte: »Sie haben doch selbst einen. Und mit Ihren Zähnen stimmt auch irgend etwas nicht; machen Sie den Mund auf, und lassen Sie mal sehen.«
    Ohne Felix eine Antwort zu geben, stand Leo auf und ging auf die Herrentoilette des Schiffes, um sich in dem großen Spiegel zu betrachten.
    Kein Zweifel. Sogar die Augen. Niedergeschlagen kehrte er an seinen Platz zurück. Eine Weile saßen er und Felix nebeneinander; Felix raschelte mechanisch – o Gott, dachte Leo; buchstäblich mechanisch! – mit seinen Papieren, und Leo sah abwechselnd auf Felix’ Hand und in den dunklen, sternübersäten Interplanraum hinaus.
    Schließlich sagte Felix: »Das geht ganz schön an die Nieren, was?«
    »Allerdings«, bestätigte Leo heiser. »Und was machen wir jetzt?«
    »Nichts«, sagte Felix. Er starrte gebannt den Gang entlang und betrachtete die Leute auf den anderen Plätzen. Leo tat es ihm nach und sah es auch. Die gleiche Mißbildung des Kiefers. Die gleiche schimmernde, leblose rechte Hand; eine hielt ein Homöoblatt umklammert, eine andere ein Buch, eine dritte trommelte unruhig mit den Fingern. Und so weiter und so fort, bis zum Ende des Mittelgangs. Selbst im Cockpit, stellte er erschrocken fest. Es hat uns alle erwischt.
    »Das verstehe ich nicht«, stieß Leo hilflos hervor. »Sind wir, Sie wissen schon, verwandelt? Stehen wir unter dem Einfluß dieser widerlichen Droge, und das hier« – er gestikulierte –, »haben wir am Ende den Verstand verloren?«
    »Haben Sie Chew-Z genommen?« fragte Felix Blau.
    »Nein. Nicht seit der intravenösen Injektion auf Luna.«
    »Ich auch nicht«, sagte Felix. »Noch nie. Das heißt, es hat sich ausgebreitet. Auch ohne die Droge. Er oder, besser, es ist überall. Sehr gut; jetzt bleibt Hepburn-Gilbert gar nichts anderes übrig, als die Haltung der UN in dieser Sache gründlich zu überdenken. Er wird sich mit diesem Problem in vollem Umfang auseinandersetzen müssen. Ich glaube, Palmer Eldritch hat einen Fehler gemacht; diesmal ist er zu weit gegangen.«
    »Vielleicht konnte er nicht anders«, gab Leo zu bedenken. Vielleicht ist dieser verfluchte Organismus so etwas wie ein Protoplasma; er muß Nahrung aufnehmen und wachsen – seinem Instinkt gehorchend, breitet er sich immer weiter aus. Bis er mit der Wurzel ausgerottet wird, überlegte Leo. Und das ist unsere Pflicht und Schuldigkeit, denn ich bin ein Homo sapiens evolvens: Ich bin der Mensch der Zukunft. Wenn die UN uns dabei unterstützt.
    Ich bin der Beschützer unserer Rasse, dachte er.
    Er fragte sich, ob diese Pest auch schon auf Terra wütete. Eine Zivilisation von Palmer Eldritchs, grau, verhärmt, gebeugt und riesengroß, mit künstlichen Armen, wunderlichen Zähnen und mechanischen, geschlitzten Augen. Ein gräßlicher Gedanke. Bei dieser Vorstellung überfiel ihn, den Beschützer, ein Schauder des Entsetzens. Angenommen, das Ding macht sich auch unseren Verstand zu eigen? Nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist. Was wird dann aus unseren Plänen, es zu vernichten?
    Ich könnte wetten, ich befinde mich noch immer in einer Halluzination, sagte sich Leo; ich weiß, daß ich recht habe und Felix nicht. Ich stehe nach wie vor unter dem Einfluß meiner ersten Dosis; ich bin bis heute nicht in die Wirklichkeit zurückgekehrt – so muß es sein. Bei diesem Gedanken fiel ihm ein Stein vom Herzen, es gab noch immer eine unversehrte Terra; nur er war infiziert. Egal, wie echt Felix neben ihm, das Schiff und die Erinnerung an seinen Besuch auf dem Mars bei Barney Mayerson auch
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