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Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Titel: Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
Autoren: Stefan Bolz
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von Felsbrocken zu Felsbrocken kletterte und sich immer wieder in alle Richtungen umsah, hörte er ein Heulen in der Ferne. Zuerst war es weit entfernt, doch je weiter er sich bewegte, desto näher kam es. Es schien sich immer zu seiner Linken zu befinden und Joshuas Geschwindigkeit zu halten. Als die Dämmerung hereinbrach, suchte Joshua Zuflucht in einer schmalen Spalte in der Mitte eines großen Felsblocks. Er fand keinen Schlaf in dieser Nacht. Und als er doch eindöste, träumte er, dass er vor einem schwarzen Loch stand, starr vor Schreck. Rote Augen starrten ihn aus der Dunkelheit heraus an. Er konnte sich nicht rühren, als gehöre sein Körper nicht zu ihm. Er versuchte zu krähen, doch kein Ton entkam seinem Schnabel. Ein grauer Schatten raste auf ihn zu und unmittelbar bevor er ihn erreicht hatte, wachte er auf. Joshua begriff, dass er während seiner Reise wohl niemals völlig sicher sein würde.
    Am nächsten Tag war der Nebel verschwunden, als wäre er niemals da gewesen. Weit jenseits des Tals – viel weiter weg als Joshua beim ersten Anblick gedacht hatte – lag der schneebedeckte Berg in der Ferne. Joshua versuchte, ihn in seinem Blickfeld zu behalten, während er sich seinen Weg durch das hohe Gras der gefrorenen Felder bahnte. Ab und zu flatterte er auf und erhob sich in die Luft, um einen besseren Blick zu bekommen, obwohl er sich darüber im Klaren war, dass er sich so allem und jedem um sich herum aussetzte. Als die Sonne hinter dem Berg unterging, stellte er fest, dass er dringend Wasser brauchte.
    Vielleicht war er von dem ständigen Hochspringen und Durch-das-Gras-Hüpfen müde geworden, als Joshua plötzlich, nach einem weiteren Sprung, direkt vor einem Loch im Boden stand. Es drang zuerst nicht ganz in sein Bewusstsein ein. Doch als er sah, dass das Gras um die Öffnung herum plattgetreten war und ein kleiner Pfad hineinführte, stellte er entsetzt fest, dass er vor einem Fuchsbau stand.
    Er erstarrte. Unfähig, sich zu bewegen, starrte er in das Loch. Die kleinen Federn um seinen Hals herum sträubten sich. Er dachte zuerst, er halluziniere, als zwei rote Augen in der Dunkelheit erschienen und ihn anblickten. Niemals zuvor in seinem Leben hatte ihm etwas solche Angst eingejagt. Er wusste plötzlich, dass er sterben würde. Langsam kamen die Augen näher, bis der Kopf des Fuchses zu sehen war. Dann geschah alles so schnell, dass Joshua sich der genauen Reihenfolge der Ereignisse nicht sicher war. Er hörte ein Geräusch zu seiner linken Seite, als ob sich etwas schnell durch das Gras bewegen würde. Der Fuchs schoss tief geduckt aus seinem Bau und sprang ohne Vorwarnung auf Joshua los, der gleichzeitig in die Luft flatterte. Er sah, wie der Fuchs genau dort landete, wo er gerade noch gestanden hatte. Während er noch in der Luft war, konnte er aus dem Augenwinkel einen großen Schatten erkennen, der sich in sein Blickfeld bewegte und den Fuchs traf wie ein Rammbock.
    Als Joshua zwei Sekunden später landete, sah er den Wolf. Er war grau und groß und hatte den vergleichsweise kleinen Fuchs zwischen seinen Zähnen. Der Wolf knurrte und brach dem Fuchs mit einem Biss das Genick. Immer noch vollkommen entsetzt überlegte Joshua, wie er dem Wolf entkommen konnte. Er hoffte nur, dass der Fuchs ihm fürs Erste genug zu fressen war. Dann ließ der Wolf den Fuchs vor sich auf den Boden fallen. Sie sahen sich einen Moment lang an.
    „Ich folge dir seit zwei Tagen.“ Die Gedanken des Wolfs erreichten Joshua mühelos. „Du solltest vorsichtiger mit deiner Deckung sein. Aus der Luft musst du ein leichtes Ziel sein mit deinem roten Gefieder auf dem Gras.“
    Joshua beschloss, dass er besser sofort damit herausrücken sollte, anstatt alles in die Länge zu ziehen.
    „Wenn du mich fressen willst, tu es jetzt. Ich bin müde, ich brauche Wasser und entkommen kann ich dir sowieso nicht. Also, wenn es dir nichts ausmacht, würde ich das gerne hinter mich bringen.“
    Lächelte der Wolf? Oder war es der Gedanke an ein Lächeln, der Joshua erreichte? Nichts von beidem hatte er erwartet. Das war ziemlich beunruhigend.
    „Ich bin nicht hier, um dich zu fressen.“
    Der Wolf setzte sich. Trotzdem war er mindestens dreimal so groß wie Joshua.
    „Ich bin hier, um dir zu helfen.“
    „Wie bitte?“, dachte Joshua.
    Der Wolf legte sich hin.
    „Ich bin hier, um dir zu helfen.“
    „Absurd“, dachte Joshua.
    „Und doch bist du am Leben, es geht dir gut und vor einer Minute warst du so gut wie tot.“
    Die
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