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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
Autoren: Anne McCaffrey
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Weyr geboren und großgeworden war.
    Wie vor ihm B'ner, so vertiefte sich K'vin gleichfalls in die alten Berichte über die Fädeneinfälle. Er las, inwiefern sich die einzelnen Schauer voneinander unterschieden, und wie man aus dem äußeren Rand einer Fädenwolke gewisse Absonderlichkeiten ablesen konnte.
    Die meisten Niederschriften waren in einer nüchternen, trockenen Sprache abgefasst und gaben lediglich Fakten wieder; doch der sachliche Stil täuschte nicht über den Mut und die Opferbereitschaft der ersten Reiter hinweg, vor allen Dingen, wenn man berücksichtigte, dass dieses todbringende Phänomen anfangs den Kolonisten absolut fremd war, und sie erst Strategien entwickeln mussten, wie man der Gefahr begegnete.
    In der Tat war K'vin mit Sorka Connell, der Ersten Weyrherrin von Pern, verwandt. Mehr als einmal hatte Zulaya ihn auf diesen Umstand hingewiesen und unterstrichen, dass dies im Weyr als günstiges Omen aufgefasst wurde. Es trug immerhin dazu bei, den Leuten ein wenig Sicherheit einzuflößen.
    »Vielleicht ließ sich Meranath deshalb von Charanth befliegen«, mutmaßte Zulaya mit ernster Miene, aber schelmisch funkelnden Augen.
    »Hattest du, ich meine … war es dir je in den Sinn gekommen, mich …« Zwei Wochen nach jenem bedeutsamen Flug hatte K'vin versucht, die passenden Worte zu finden. Die Leidenschaft, mit der sie ihn in der Nacht begehrte, hatte ihn schier überwältigt. Hinterher jedoch waren ihre Gefühle für ihn merklich abgekühlt, und trotz des Umstands, dass ihre Drachen unzertrennlich schienen, lud sie ihn recht selten in ihr Quartier ein »Wer denkt schon nach während eines Paarungsflugs? Aber im Grunde bin ich froh, dass Meranath eine so kluge Wahl getroffen hat. Wenn sich bestimmte Eigenschaften tatsächlich vererben, dann kann es dem Weyr nur gut tun, wenn er von zwei Leuten geführt wird, deren Urahnen zu den ersten Drachenreitern von Pern gehörten.«
    »Ich weiß nicht recht«, zweifelte er.
    »Es wird sich noch früh genug erweisen, was dir im Blut steckt«, meinte sie.
    Zulaya war von einer manchmal irritierenden Unverblümtheit, doch mit keinem noch so subtilen Zeichen verriet sie ihm, was sie als Frau – nicht als Weyrherrin – für ihn empfand. Er schätzte ihre Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und ihre konstruktiven Vorschläge bezüglich des Trainingsprogramms, aber bei allem wirkte sie so … unpersönlich und distanziert, dass K'vin vermutete, sie habe B'ners Tod immer noch nicht verwunden.
    Er selbst klammerte sich an den vagen Trost, dass eine seiner Urahninnen den Fädenfall überlebt hatte, und er trachtete danach, selbst der bevorstehenden Attacke unbeschadet zu entkommen. Und er verstieg sich immer mehr in die Überzeugung, dass seinen beiden Geschwistern sowie seinen vier Cousins, die ebenfalls Drachenreiter waren, kein Unbill zustoßen könne. Allerdings war er der einzige Weyrführer in der Familie. Doch wenn seine Abstammung aus der Blutslinie der Ruatha-Sippe, die immerhin Sorka, M'hall, M'dani, Sorana und Mairian hervorgebracht hatte, dem Telgar-Weyr Mut und Selbstvertrauen einflößte, dann wollte er seine Leute während eines jeden künftigen Kampfeinsatzes in ihrem Glauben bestärken.
    Nun, während der vermutlich letzten größeren Zusammenkunft auf Pern, die unter einem fädenfreien Himmel stattfand, sah er zu, wie seine Weyrherrin sich aus einer Gruppe von Landbesitzern aus Telgar löste und quer über den weiträumigen Hof auf ihn zu kam.
    Zulaya war groß für eine Frau und langbeinig – was ihr half, sich auf den Hals eines Drachen zu schwingen. Er selbst überragte sie um Haupteslänge, was ihr gefiel; B'ner war nicht größer gewesen als sie. Ihr dunkler Typ faszinierte K'vin immer wieder aufs Neue. Befreit von dem Reithelm, fiel ihr die schwarze Lockenmähne bis hinunter auf die Hüften. Das prächtige Haar umrahmte ein Gesicht mit hohen, weit auseinander stehenden Wangenknochen, betonte den klaren, leicht gebräunten Teint und brachte die glänzenden, beinahe schwarzen Augen voll zur Geltung. Der breite, sinnliche Mund und das kantige Kinn verliehen ihr einen eigenwilligen, selbstbewussten Zug, der zu ihrem starken, Respekt gebietenden Charakter passte. Ihre Autorität wurde allgemein anerkannt.
    Sie schritt zügig und energisch aus, ganz anders als etliche der Burgbewohnerinnen, die sich einen trippelnden, gezierten Gang angewöhnt hatten. Die mit Stahl verstärkten Stiefelabsätze klapperten auf den Pflastersteinen, und ihre Arme
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