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Die denkenden Wälder

Die denkenden Wälder

Titel: Die denkenden Wälder
Autoren: Alan Dean Foster
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Dschungelwelt hatte sieben Etagen. Die Menschheit, die Menschenabkömmlinge, zogen diese Etage, die Dritte, vor. Ebenso die Pelziger. Darüber gab es noch zwei, dann kam ein von der Sonne ausgebleichtes grünes Dach und darüber die Obere Unter ihnen lagen vier Etagen, wobei die Siebte Etage, die tiefste, die Untere und Wahre Hölle war, mehr als vierhundertfünfzig Meter unter dem Heim. Die Obere Hölle hatten viele Menschen gesehen. Born hatte sie dreimal gesehen und lebte noch.
    Aber nur zwei legendäre Gestalten waren je bis in die Untere Hölle vorgedrungen. An die Oberfläche. Waren bis zu dem ewig dunklen Sumpf vorgedrungen, einem feuchten Land aus riesigen offenen Gruben und gehirnlosen Scheußlichkeiten, die dort krochen, quollen, schwammen und fraßen. Wenigstens hatten sie das behauptet. Der erste hatte bei seiner Rückkehr den Verstand verloren und war kurz darauf gestorben. Als der zweite zurückkehrte, fehlten ihm einige wichtige Körperteile, aber er hatte immerhin den Bericht seines Begleiters bestätigt, wenn auch er fast jede Nacht im Schlaf schrie.
    Nicht einmal die Pelziger konnten in den Erinnerungen ihrer Ahnen einen Artgenossen finden, der je über die Sechste Etage hinaus nach unten vorgedrungen wäre. Es war ein Ort, den man mied. So war es begreiflich, daß weder Mensch noch Begleiter Lust verspürten, dorthin zu gehen, um abgestürzte Beute zu suchen.
    Ruumahum erschien unter dem Graser und knurrte. Born rief ihm eine Antwort zu und machte sich seinerseits auf den Weg. Der Graser hing immer noch an dem Ast, als er ihn endlich erreichte, aber ein einziger Stoß reichte aus, um ihn davon zu lösen. Ruumahum klammerte sich mit den mittleren und hinteren Beinen am harten Holz des Kabbl fest. Dann beugte er sich etwas vor und schlug die beiden Vordertatzen, von denen jede ausreichte, einem Menschen den Schädel zu Brei zu zermalmen, unmittelbar unter dem Schwanz in den Körper des Grasers. Dann wurde der Kadaver mit Borns Hilfe gleichmäßig auf Ruumahums Rücken verteilt. Die Vorderpfoten stützten das Gewicht, während Born es mit unzerreißbarem Fom festband, das er an der Hüfte trug. Er führte die Leine einige Male um den Kadaver und den zwei Bäuchen des Pelzigers durch, verknotete sie dann und trat zurück. »Probier's mal, Ruumahum. Sitzt es gut?« Der Pelziger krallte alle sechs klauenbewehrte Tatzen ins Holz und lehnte sich prüfend nach links und dann nach rechts. Dann schüttelte er sich absichtlich, hob den Kopf und senkte die Hüften. »Rutscht nicht, Born. Sitzt gut.« Born musterte das riesige Geschöpf besorgt. »Bist du auch sicher, daß du es schaffst? Der Weg nach Hause ist lang, und wir müssen vielleicht kämpfen.« Die Last war selbst für einen ausgewachsenen Pelziger von Ruumahums Größe beträchtlich.
    Der knurrte nur: »Schaffs schon . . . kämpfen nicht sicher.« »Schon gut, mach dir keine Sorgen. Beute oder nicht, wenn es wirklich Ärger gibt, dann schneide ich dich frei.« Er grinste. »Daß du mir bloß nicht auf halbem Weg zwischen hier und zu Hause einschläfst.« »Schläft? Was ist Schlaf?« schnaubte Ruumahum. Die Pelziger hatten ihren eigenen Humor, der für Menschen nur gelegentlich verständlich war. Da Born selbst auch von der Norm abwich, verstand er ihre Witze besser als die meisten anderen Menschen. »Dann wollen wir gehen.«
    Aber zuerst ging es zurück zum Versteck, um den Bläser zu holen und ihn sich umzuhängen. Dann gab es nur noch eines zu tun. Born ging zu dem schwer beladenen Ruumahum zurück und blieb am Rande der Bromeliade stehen, die solch ausgezeichnete Beute angelockt hatte. Er strich mit den Händen liebkosend über die breiten Blätter. Dann beugte er sich vor, um einen langen Zug aus dem klaren Wasser zu tun, das der unglückliche Graser gesucht hatte. Als er getrunken hatte, schüttelte er sich die Tropfen ab und wischte sich die nassen Hände an seinem Umhang ab. Dann strich er noch einmal in stummem Tribut für die Pflanze über das nächste Blatt, bevor er und Ruumahum die lange Reise heimwärts antraten.
    Es war ein grünes Universum, grün durch und durch; aber seine Sterne und Nebel waren strahlend bunt. An Blumenkohl erinnernde Luftbäume, die auf den breiten Ästen der Säulen wuchsen, waren mit duftenden Blüten jeder vorstellbaren Form und Farbe bedeckt, von denen einige Düfte verbreiteten, die man meiden mußte, um nicht für immer den Geruchssinn zu verlieren. Diesen stark duftenden Blüten gingen Born und Ruumahum
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