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Die denkenden Wälder

Die denkenden Wälder

Titel: Die denkenden Wälder
Autoren: Alan Dean Foster
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den Regen fern, ein Dach, das sämtlichen Dorfbewohnern Schutz bot, so groß war es. Die meisten hatten sich bereits versammelt, zuallererst Sand, Joyla und Leser. Als er sich durch den jetzt stetigen Regen nach unten arbeitete, entdeckte er Losting. Born reihte sich zwischen den Männern gegenüber seinem Rivalen ein. Offenbar hatte Losting von Borns Rückkehr gehört und auch davon, daß er Geh Hell das Graserfell angeboten hatte, denn er funkelte ihn noch giftiger als sonst über das Feuer hinweg an. Born lächelte freundlich zurück.
    Das gleichmäßige Plätschern des warmen Regens auf das Blattleder und das Murmeln der in die Tiefe rinnenden Tropfen bildeten einen Kontrapunkt zu den Geräuschen der versammelten Menschen. Hin und wieder lachte ein Kind, um gleich darauf von seinen Eltern zum Schweigen gebracht zu werden.
    Sand hob den Arm, um sich Schweigen zu verschaffen. Neben ihm tat Joyla es ihm gleich. Die Leute verstummten. Sand, der nie groß gewesen war er war etwa von gleicher Größe wie Born , erschien jetzt, vom Alter gebeugt und eingeschrumpft, noch kleiner. Dennoch war sein Äußeres immer noch eindrucksvoll. Er war wie eine verwitterte alte Uhr, die all ihre Zeit geduldig damit verbracht hatte, feierlich vor sich hin zu ticken, die aber im richtigen Augenblick immer noch erstaunlich laut und klar die Stunde schlug. »Die Jagd war gut«, meldete jemand. »Die Jagd war gut«, hallte es aus der Versammlung befriedigt wider.
    »Das Sammeln war gut«, tönte Sand.
    »Das Sammeln war gut«, pflichtete der Chor ihm bei. »Alle, die das letzte Mal hier waren, sind jetzt hier«, stellte Sand fest und sah sich im Kreise um. »Der Saft rinnt kräftig im Heimbaum.«
    Und eine der Frauen im Kreis verkündete: »Der Samen von Morannund Oh reift. Ein Monat noch und sie wird gebären.« Sand und alle anderen nickten oder murmelten zustimmend. Weit über ihnen hallte der Donner, ließ die Schluchten zwischen den Bäumen erzittern und rollte von den Klippen aus Chlorophyll ab. Um sie dröhnte die abendliche Litanei: wie viele und welche Arten von Früchten und Nüssen gesammelt, wieviel Fleisch und Fleisch welcher Art gesammelt und zubereitet worden waren; was jedes Mitglied des Stammes an diesem jetzt zu Ende gegangenen Tage erlebt und geleistet hatte. Ein bewunderndes Murmeln erhob sich in der Menge, als Born verkündete, daß er einen Graser erlegt habe, aber es war nicht so laut, wie er es sich gewünscht hatte. Er hatte nicht berücksichtigt, daß es etwas anderes gab, was alle viel mehr beschäftigte. Leser brachte es zur Sprache.
    »An diesem Nachmittag«, begann er und fuchtelte mit dem Totem seines Amtes, der Heiligen Axt, herum, »kam etwas aus der Oberen Hölle in die Welt. Etwas so Gigantisches, daß es unsere Vorstellungen übersteigt. . .« »Nein, nicht so groß«, unterbrach ihn Joyla. »Es muß angenommen werden, daß die Säulen größer sind.« Stimmen erhoben sich beipflichtend. »Wohl überlegt, Joyla«, räumte Leser ein. »Dann eben etwas, dessen Gewicht alle Vorstellung übersteigt, selbst wenn man sich seine Größe vorstellen kann.« Als Joyla diesmal stumm blieb, nickte er befriedigt. »Es trat nordwestlich des Sturmtreters in die Welt und zog weiter in die Untere Hölle. Vielleicht war es ein Bewohner jener Hölle, der seine Vettern in der Oberen Hölle besuchte und jetzt in seine Heimat zurückgekehrt ist.«
    »Täuschen wir uns nicht vielleicht hinsichtlich der Dämonen der Oberen Hölle?« fragte jemand aus der Menge. »Kann es nicht sein, daß sie in Wahrheit ebenso groß werden können wie jene unten? Wir wissen nur wenig von beiden Höllen.« »Und ich zumindest«, warf ein anderer ein, »empfinde auch gar nicht den Wunsch, mehr zu erfahren!« Beifälliges Gelächter ertönte. »Dennoch«, beharrte der Schamane und deutete mit seiner Axt auf den Mann, der sich seiner Unwissenheit gebrüstet hatte, »hat es dieser Dämon vorgezogen, in unserer Nähe abzusteigen. Was is t, wenn er nicht in sein Heim in der Tiefe zurückgekehrt ist ? Seit seinem Eintreffen hat er keinen Laut mehr von sich gegeben, sich nicht bewegt. Wenn er in unserer Nähe bleibt wer weiß, was er dann tut?« Die Menge begann unruhig zu werden. »Es besteht die Möglichkeit, daß er tot ist. Zweifellos wäre es interessant, einen toten Dämon zu besichtigen, aber noch viel wertvoller wäre soviel Fleisch.«
    »Es sei denn, seine Verwandten kommen, um seine Leiche abzuholen«, rief jemand, »und in dem Falle wäre ich
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