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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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macht.«
    Kedéra schüttelte den Kopf. Um die gespannte Atmosphäre zu durchbrechen, griff Sorren nach der Weinkaraffe und füllte sämtliche Becher reihum. Es war Nordlandwein, wie Arré ihn bei der Ratssitzung hatte servieren lassen. Sie fragte sich, ob Arré wußte, daß der Wein aus Tornor stammte. Sie wünschte sich, Arré möge hier sein. Sie würde wissen, was man für Tornor tun konnte. Arré glaubte nicht an unüberwindliche Schwierigkeiten. Und wo es keine auf der Hand liegende Lösungen gab, da würde sie einfach welche erfinden.
    Sie trank langsam von ihrem Wein und dachte an Arré. Weich wie eine Musik drängte sich ein Gedanke in ihren Kopf – nein, dachte sie. Das würde – sie würde ... Sie fragte sich, ob sie der Wein bereits betrunken machte.
    »Herrin und Lady«, sagte sie, »siehst du keinen anderen Weg, um die Leute von Tornor zu retten, als daß Kedéra Dennis Ryth heiratet?«
    Merith sagte: »Ich sehe keinen.« Sie legte den Löffel neben ihre Schüssel. »Kedi ...«
    »Ich will und werde Dennis Ryth nicht heiraten«, sagte Kedéra. »Ich bin volljährig, und dies ist meine Entscheidung.«
    »Dir liegt also nichts ...«, sprach die Mutter mit lauter werdender Stimme, »an mir, an deinem Bruder, an deinem Erbe? Was wirst du tun? Davonlaufen in den Westen wie ein Kind, das nach Spatzen jagt, mit einer Handvoll Steinsalz, während Tornor in Trümmer fällt und verdirbt?«
    Zu Kedéras Füßen hob Lauf den Kopf und knurrte. Kedéra biß sich auf die Lippe. »Husch, Lauf!« sagte sie. Sie drehte den Weinbecher in der Hand. »Doch, mir liegt daran«, sagte sie. »Aber ich will Dennis Ryth nicht heiraten, und ich bin kein Kind.«
    Sorren starrte auf die Muster an den Hallenwänden. Die Wandbehänge schienen ihr zuzublinzeln, als wären sie und Sorren Komplizen bei einer Sache. »Andere teilen die Erbschaft Tornors«, sagte sie.
    Merith sprach: »Ich sagte dir schon, daß es den anderen Grenzfesten ähnlich geht wie uns.«
    »Ich meine nicht die anderen Festen«, sagte Sorren. Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Ich spreche von dem Haus Med im Süden. Es war dieses Haus, das Tornor Keep erbaut hat. Ich weiß, die Verbindung ist seit langem abgerissen. Doch Arré Med, wenn sie von eurer Lage wüßte, sie würde euch helfen wollen.«
    Merith sagte zornig: »Ich werde nicht um Almosen aus dem Süden betteln!«
    »Es wäre kein Almosen«, sagte Sorren. »Ich kenne Arré Med. Sie sorgt sich in tiefstem Herzen um ihr Stammhaus, und sie hat gerade einen Bruder verloren. Der Rat hat ihn zum Gesetzlosen erklärt. Nur Unkenntnis trennt Arré Med von euch. In Kendra-im-Delta glaubt man, die Burgen seien längst verlassen.«
    Ihre Worte hallten von den erbarmungslosen Steinen wider. Sie beobachtete Meriths Gesicht. »Und in Kürze werden sie verlassen sein«, sagte Merith, »wenn wir keine Hilfe erhalten.« Der Zorn war aus ihrer Stimme gewichen, und nur der Schmerz war nun noch zu vernehmen. Sie streckte die Hand nach ihrer Tochter aus. »Ich will nicht, daß du Dennis Ryth gegen deinen Willen heiratest.«
    Kedéra glitt von der Bank und ging um den Tisch herum an die Seite ihrer Mutter. Sie nahm sie in die Arme. »Ich bin froh«, flüsterte sie, »denn ich könnte es nicht. Mutter, hör auf das, was Sorren sagt. Sie weiß mehr von der Welt als du oder ich.«
    Sorren hätte am liebsten lauthals gelacht. Sie und die Welt kennen – sie, die Tochter einer Weinleserin, sie, das Nordlandmädchen? »Arré Med hat enge Bindungen zu Tarn Ryth«, sagte sie. »Wenn sie dich unterstützen würde, könnte Tarn Ryth keinesfalls beleidigt sein. Er könnte einen Weg finden und seine Soldaten trotzdem nach Tornor schicken, wenn Arré Med damit einverstanden wäre. Denn schließlich kann sie das ja nicht selbst. Es ist zu weit.«
    Sie malte sich Paxe im Schnee aus. Paxe würde es hier abscheulich finden, dachte sie.
    »Und wie setze ich mich mit Arré in Verbindung?« fragte Merith.
    Sorrens Herz begann zu rasen. »Schreib ihr!« sagte sie. »Bring ihr die alten Verbindungen in Erinnerung. Sprich ihr von dem, was ihr nötig habt.«
    »Sie wird es ablehnen«, sagte Merith beharrlich. »Warum sollte sie uns helfen, die wir die Schuld nicht zurückzahlen können?«
    Sorren sagte: »Wir sind alle Schuldner.« Sie dachte an Paxe, an Kadra, an Isak. »Ich glaube aber, sie wird sich nicht weigern.« Merith runzelte die Stirn. Sie glaubt mir einfach nicht, dachte Sorren. Chea ... Sie rang nach anderen Worten. Vielleicht
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