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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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Griff an der Schulter, als er sah, dass sein Freund kurz davor stand zu explodieren. »Lass es!«, zischte er. »Damit gewinnst du nichts, im Gegenteil! Er hasst uns auch jetzt schon genug!« »Von dem haben wir so oder so nichts zu erhoffen«, murmelte Maurice wütend und wischte sich den Speichel vom Gesicht, presste dann jedoch die Lippen zusammen und schluckte den Schwall übler Beschimpfungen hinunter, der ihm schon auf der Zunge gelegen hatte. Indessen hatte Said die Zellentür des gegenüberliegenden Kerkers geöffnet. Er trat in das Gewölbe und stieß der in sich zusam mengesunkenen Gestalt mit dem Fuß grob in die Rippen. »Du lebst ja immer noch! Musst ja ein ganz besonders zähes Stück sein, du stinkender badawi«, höhnte er, als der Mann sich beweg te und einen eigenartigen Zischlaut von sich gab. In Gerolts Ohren klang dieser scharfe Laut des Angeketteten wie ein wortloser Fluch. Und dass Said ihn voller Verachtung als bada wi ansprach, was Beduine bedeutete, war ein erster Hinweis auf die Herkunft des Unglücklichen. »Unser erhabener Emir weiß eben, was er seinen bevorzugten Gästen schuldig ist«, fuhr Said mit bösartigem Spott fort. »Des halb gibt es jetzt auch frisch gebackenes Brot und köstlich kühles Wasser in Fülle für dich, einen ganzen Eimer voll. Ich denke mal, du wirst einen schrecklichen Durst haben, nachdem du gestern nichts bekommen hast. Aber diese kleine Vergesslichkeit wirst du uns ja bestimmt großherzig nachsehen.« Er lachte hämisch, während er den randvollen Wassereimer so vor ihn hinstellte, dass er sich außer Reichweite des Gefangenen befand. Und das Fladenbrot warf er ebenso unerreichbar daneben in den Dreck. »Lass es dir nur munden! Ich bin sicher, du wirst lange was davon haben!« Er verpasste ihm noch einen zweiten Tritt in die Seite. Dann verriegelte er die Zellentür wieder hinter sich, nahm das Öl-licht vom Wandbord und überließ die drei Eingekerkerten ihrem Elend und der hereinbrechenden Nacht. Kaum war Said verschwunden, als der in Lumpen gehüllte Beduine in stummer Verzweiflung versuchte, den Wassereimer zu erreichen. Mit den Händen konnte er ihn auf keinen Fall zu fassen bekommen. Dafür waren die Ketten, die in Kniehöhe an dicke, aus dem Mauerwerk ragende Eisenringe geschmiedet waren und an seinen Handeisen endeten, viel zu kurz. Doch die Füße, wenn auch wie bei Gerolt und Maurice in Eisen gelegt und zusammengekettet, unterlagen dieser Einschränkung nicht. Deshalb spannte er nun die Armketten und machte sich so lang, wie es ihm möglich war. Mit dem rechten, nackten Fuß versuchte er, den Rand des Eimers zu erreichen. Es fehlte ihm weniger als eine halbe Handbreite. Said hatte genau gewusst, wo er den Eimer hatte hinstellen müssen, um dem Gefangenen das Erreichen zur vergeblichen Qual zu machen! Gerolt schnürte es das Herz zu, während er hilflos zusah, wie verzweifelt sich der Mann bemühte, seine Zehen über den Eimerrand zu bringen. Er hörte ihn unterdrückt stöhnen und ahnte den Schmerz, den er sich selber zufügte, während er an den Armketten zerrte und sich dabei die Eisenbänder immer tiefer in die Hände schnitt, um diese letzte, winzige Distanz zum Eimerrand zu überwinden. Und was Gerolt kaum für möglich gehalten hatte, gelang dem Beduinen schließlich in einer letzten, gewaltigen Kraftanstrengung. Sein großer Zeh bekam den Rand zu fassen – und riss den Eimer um. Das Wasser ergoss sich über den dreckigen Boden und floss ihm entgegen. Sofort warf er sich herum, presste das Gesicht auf die Steinplatten und schlürfte aus der Pfütze um sich herum so viel Wasser auf, wie er nur konnte, bevor die kurze Flut in der Streu versickerte. Ein gequälter, seufzender Laut, in dem auch eine gewisse Erlösung mitschwang, entrang sich seiner Kehle. Dann sackte er kraftlos in sich zusammen. »Gnade Gott diesem Schinder Said, wenn die Stunde der Abrechnung gekommen ist!«, flüsterte Maurice erschüttert und von maßlosem Zorn erfüllt, denn er hatte alles mit angesehen. Gerolt nickte wortlos und kroch ganz nahe ans Gitter heran. »Was hast du vor?«, fragte Maurice, obwohl er ahnte, was seinem Freund durch den Kopf ging. »Um einen vollen Eimer Wasser zu bewegen, reicht meine geheime Kraft noch lange nicht, das weiß ich«, antwortete er leise. »Aber vielleicht gelingt es mir ja, ihm das Fladenbrot näher heranzuschieben. Bete, dass ich es schaffe!« »Das werde ich!«, versicherte Maurice. Stumm rief Gerolt den Heiligen Geist um Beistand
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