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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe
Autoren: David Farland
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Fleeds angehalten. Was sie getan hätte, wäre unversehens einer aufgetaucht, vermochte sie nicht zu sagen. Schließlich hatte man sie zur Kriegerin erzogen, nicht zu einer feinen Dame, deren einzige Pflicht darin bestand, einem Mann Nachwuchs zu schenken. Allenfalls in Königreichen wie Internook geschah es manchmal, daß ein Mann eine Frau an seiner Seite wünschte, die auch stark genug zum Kämpfen war.
    Nichtsdestotrotz trug Celinor ihr Medaillon. Hatte er es während der gesamten vergangenen zehn Jahre bei sich gehabt?
    Möglicherweise hatte ihre Mutter es nach Süd-Crowthen geschickt, eine angestrebte Verbindung mit Celinor hatte sie jedoch nie erwähnt. Nein, Erin kannte ihre Mutter gut genug; selbst König Anders hätte sie mit einem derartigen Ansinnen zurückgewiesen.
    Und doch befand sich ihr Medaillon in Celinors Besitz, und zwar schon seit zehn Jahren.
    Hatte der Prinz von einer Heirat mit ihr geträumt? Auf verworrene Weise ergab das Sinn. Süd-Crowthen hatte eine Grenze mit Fleeds gemeinsam. Celinor und Erin hätten der Unterschiedlichkeit ihrer Kulturen zum Trotz heiraten und ihre Reiche vereinen können.
    Darin hätte König Anders gewiß einen unvorteilhaften
    Handel gesehen. War nicht Fleeds ein armes Land, das wenig zu bieten hatte? Wenn ihre Eltern Medaillons getauscht hatten, so lediglich aus Höflichkeit. Kein Lord hätte sich ernsthaft für sie interessiert.
    Celinor, der Trunkenbold.
    Sie blickte ihm ins Gesicht. Er war aufgewacht und starrte sie aus zusammengekniffenen, schmerzerfüllten Augen an.
    Ihr klopfte das Herz.
    »Verratet mir eins«, bat Celinor sie mit überraschendem Nachdruck. »Der junge König Orden: Sieht er aus wie Ihr?«
    »Wie bitte?« erwiderte sie verblüfft. »Dann böte er einen traurigen Anblick.«
    »Ähnelt er Euch?« wiederholte Celinor die Frage. »Gleicht er Euch wie ein Bruder der Schwester, ganz wie mein Vater behauptet? Aus Fleeds hat Euch kein Feuerschopf dieses Haar mitgegeben.«
    Erin schoß vor Verlegenheit die Röte ins Gesicht. Sie hatte sich eingebildet, er liebe sie. Jetzt erkannte sie, wie es sich in Wahrheit verhielt: Gaborns Vater, König Orden, hatte in jedem Jahr ein Reise nach Heredon zur Herbstjagd unternommen.
    Sein Weg führte ihn stets durch Fleeds, wo er sich mit Erins Mutter angefreundet hatte.
    Wenn diese ihn für einen geeigneten Mann gehalten hatte, so war es nur folgerichtig, daß sie mit ihm hatte Nachkommen zeugen wollen. Das war keinesfalls auszuschließen.
    Erin war im Frühsommer geboren, neun Monate nachdem
    Orden vermutlich durch Fleeds gezogen war.
    Auf die Frage nach dem Vater hatte ihre Mutter nur
    verschwörerisch gelächelt und erwidert, es handele sich um einen ›Edelmann aus einem fernen Land‹.
    Sowohl Erin als auch Gaborn hatten schwarzes Haar und blaue Augen, wenngleich sie vom Körperbau her mehr ihrer Mutter ähnelte und nicht Gaborns breite Schultern besaß.
    König Mendellas Draken Orden könnte durchaus ihr Vater sein, wurde ihr bewußt, wodurch Gaborn ihr Halbbruder wäre – ihr jüngerer Halbbruder.
    »Tragt Ihr aus diesem Grunde mein Verlobungsmedaillon um den Hals?« erkundigte sich Erin. »Wolltet Ihr mein Gesicht mit dem seinen vergleichen?«
    Celinor fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und nickte kaum merklich. »Mein Vater – er will Gaborns Betrug aufdecken und ihn als Verbrecher entlarven.«
    Erin wurde nachdenklich. Wenn sie tatsächlich seine
    Schwester wäre, welche Auswirkungen hätte das?
    Nach den Gesetzen von Fleeds war es ohne Bedeutung, ob der Vater aus einem fremden Königreich stammte. Erins Titel als Mitglied der königlichen Familie leitete sich von ihrer Mutter ab, doch keinesfalls der Anspruch, damit zwangsläufig den Titel einer Erhabenen Königin zu erben. Diesen mußte man sich verdienen, er wurde von den weisen Frauen der Clans verliehen.
    Wenn Erin jedoch Ordens Tochter war, dann konnte das
    ungeheure Auswirkungen in Mystarria haben. Manch einer mochte behaupten, als Älteste sei sie die rechtmäßige Erbin des Throns.
    Diese Vorstellung war erschreckend, aber Erin durchschaute sofort, was eigentlich dahintersteckte. König Anders intrigierte und wollte sie als Marionette mißbrauchen.
    »Ich – ich kann Euch nicht ganz folgen«, erwiderte sie.
    »Welchen Vorteil könnte Euer Vater sich davon erhoffen? Ich würde niemals einen Anspruch auf die Krone von Mystarria geltend machen.«
    »Dann würde er sie Euch aufdrängen«, gab Celinor leise zurück.
    »Bah! Das wäre
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