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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe
Autoren: David Farland
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Reich.
    Verdammt soll meine Mutter sein, dachte sie. Vermutlich hatte sie sich nie überlegt, welche Folgen ihre Wahl haben könnte. Für Königin Herin die Rote war König Orden sicher nur ein nützlicher Zuchthengst.
    Dennoch kam Erin nicht umhin, sich zu fragen: Wieso
    braucht König Anders mich?
    Wenn er die Absicht hatte zu behaupten, Gaborn sei kein König und habe seine Krone nur durch Mord und Hinterlist errungen, brauchte er lediglich die Untat nachzuweisen. Er hatte es nicht nötig, Erin als Ersatz bereitzustellen.
    Vielleicht, so überlegte sie, befürchtet Anders, das Volk von Mystarria könne sich aus Protest erheben und gegen ihn zu Felde ziehen, wenn er Gaborn tötete. Wies er jedoch einen rechtmäßigen Thronfolger vor, durfte König Anders durchaus darauf hoffen, die Gefahr eines solchen Krieges abzuwenden.
    All das erschien irgendwie abwegig. Starb Gaborn – unter welchen Umständen auch immer – oder hätte er sich seine Krone tatsächlich durch Mord verschafft, dann fiele die Krone von Rechts wegen an Herzog Paldane.
    An Paldane, den Jäger. An Paldane, den Intriganten und Taktiker.
    Davor mußte sich Anders allerdings fürchten. Für Paldane wäre es ein leichtes, jede Ausflucht zu durchschauen, die Anders ersann. Darüber hinaus würde er Genugtuung verlangen. Paldanes Ruf zufolge würde kein König in ganz Rofehavan das Bedürfnis verspüren, sich an Geisteskraft mit ihm zu messen.
    Nein, Anders konnte nicht wollen, daß die Krone nach
    Gaborns Tod an Paldane fiel, daher hoffte er, Erin als geeignete Thronfolgerin für den alten König Orden anbieten zu können.
    Doch was geschähe dann? In Mystarria könnte so mancher etwas dagegen haben, daß eine Frau aus Fleeds die Herrschaft übernahm, und sich zur Unterstützung Paldanes durchringen – falls dieser sich entschied, einen Prozeß um den Thron anzustrengen. Andere stellten sich vielleicht hinter Erin, was zu einem Bürgerkrieg führen würde.
    Oder vielleicht sogar zu Schlimmerem. Hoffte Anders, nach der Beseitigung Gaborns würde Paldane selbst Fleeds angreifen? Der Mann hätte keine Mühe, ihr Volk zu
    vernichten, und könnte dadurch seine Rachegelüste
    befriedigen.
    Abwegig war das allerdings nicht. Tatsächlich könnte sich Anders, falls er Gaborn ermorden ließ, nach begangener Tat sogar mit der Behauptung herausreden, Erin habe ihn hintergangen.
    Eine beängstigende Vorstellung, aber eine solche Intrige könnte ohnehin niemals funktionieren. Paldane war kein Narr.
    Er würde Anders die Beseitigung Gaborns nie verzeihen.
    Natürlich hatte die gesamte politische Lage in Rofehavan jetzt, nach der Zerstörung des Blauen Turms, mit dem heutigen Tag eine erschütternde Umwälzung erfahren.
    Mystarrias Macht war mit einem Schlag halbiert worden.
    Das Land war nicht mehr in der Lage, seine Grenzen selbst zu schützen und gleichzeitig Fleeds – oder ein anderes Land – anzugreifen.
    Das aber hatte Anders nicht vorhersehen können. Von Raj Ahtens Zerstörung des Blauen Turms hatte er nichts ahnen können. Es sei denn, Anders hatte sich ihm verdingt.
    Nein, entschied Erin, jetzt gehen die Gäule mit mir durch.
    Irgend etwas mußte sie übersehen haben. Vielleicht besaß Anders gar keinen ausgefeilten Plan für Gaborns Beseitigung – möglicherweise war ihr jedoch lediglich eine Kleinigkeit entgangen.
    Als sie noch ein Kind war, hatte ihre Mutter sie oft zu seltsamen Übungen gezwungen. Sie spielte Schach gegen ihre Mutter, allerdings mit einem Vorhang quer über das Spielbrett, so daß jeder nur seine Hälfte des Brettes überblicken konnte. Daher mußte sie sich stets vor Spielfiguren schützen, die aus dem Dunkeln zuschlugen, und lernen, Gegner in die Enge zu treiben, die für sie unsichtbar waren.
    Plötzlich wünschte sie sich, sie hätte mit König Anders Schach gespielt. Wie viele Züge konnte er vorausplanen? Vier?
    Acht? Zwölf?
    Bei ihr war jedenfalls nach vier Zügen Schluß.
    Zudem hatte Anders in aller Eile eine Mauer der
    Verschwiegenheit errichtet, die nicht einfach zu durchdringen war.
    Verdammt, dachte sie. Dringend mußte sie sich mit ihrer Mutter besprechen. War Königin Herin die Rote erst einmal über Anders’ Intrige in Kenntnis gesetzt, konnte sie diese leicht entwirren. Dann würde König Anders sich in acht nehmen müssen!
    Erin wollte sofort in die Heimat, zu ihrer Mutter. Dazu brauchte sie ein schnelles Pferd.
    Die Gerüche auf Burg Groverman behagten ihr, denn
    draußen duftete es nach Heidekraut und Gras,
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