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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)
Autoren: John Connolly
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in Bleichmittel gebadet hätte, wenn ich damit fertig war. Ich war einem Mann namens Harry Milner gefolgt, der innerhalb einer Woche drei Frauen in diversen Motels und Apartments zu Diensten war, außerdem einen festen Job hatte und seine Kinder zum Baseballtraining brachte. Seine Frau hatte vermutet, dass er eine Affäre hatte, war aber, wie nicht anders zu erwarten, doch ein bisschen schockiert, als sie hörte, dass ihr Mann sich auf derart exzessive sexuelle Verstrickungen eingelassen hatte, die man für gewöhnlich allenfalls mit französischen Farcen in Verbindung brachte. Seine Zeiteinteilung war allerdings schon fast bewundernswert, desgleichen seine Energie. Milner war nur zwei Jahre älter als ich, und wenn ich jede Woche vier Frauen befriedigen müsste, würde ich mir einen Herzinfarkt zuziehen, vermutlich wenn ich in einer Badewanne voller Eis läge, um die Schwellung loszuwerden. Nichtsdestotrotz war es der bestbezahlte Job, den ich seit einer ganzen Weile hatte, und außerdem arbeitete ich zwei Tage die Woche als Barkeeper im Great Lost Bear an der Forest Avenue, wenn auch hauptsächlich, um mir die Zeit zu vertreiben.
    »Ich bin nicht so beschäftigt, wie Sie meinen«, erwiderte ich.
    »Dann haben Sie ja Zeit und können sich alles anhören, was ich zu sagen habe, nehme ich an.«
    Ich nickte und sagte dann: »Bevor wir weitermachen, möchte ich Ihnen sagen, dass mir die Sache mit Damien sehr leidtut.«
    Ich hatte Damien Patchett nicht besser gekannt als seinen Vater und hatte mir auch nicht die Mühe gemacht, zur Beerdigung zu gehen. In der Zeitung hatte man den Fall diskret behandelt, aber jeder wusste, wie Damien Patchett gestorben war. Es war der Krieg, tuschelten einige. Er habe sich nur auf dem Papier das Leben genommen, denn eigentlich hätte ihn der Irak umgebracht.
    Bennetts Gesicht verzog sich vor Schmerz. »Danke. In gewisser Weise bin ich deshalb hier, wie Sie sich vielleicht schon gedacht haben. Ich komme mir ein bisschen komisch vor, dass ich mich deswegen an Sie wende. Wissen Sie – verglichen mit den Kerlen, die Sie gejagt und umgebracht haben, könnte das, was ich zu bieten habe, ziemlich langweilig sein.«
    Ich hätte ihm am liebsten erzählt, wie ich vor Motelzimmern wartete, während drinnen Leute fremdgingen, oder stundenlang in einem Auto aß, eine Kamera auf dem Armaturenbrett liegen hatte und darauf hoffte, dass sich jemand plötzlich bückte.
    »Manchmal nimmt auch das langweilige Zeug eine Wende zum Besseren.«
    »Jaja«, sagte Patchett. »Das glaub ich gern.«
    Sein Blick fiel auf die Zeitung, die vor mir lag, und wieder zuckte er zusammen. Sally Cleaver, dachte ich. Verdammt, ich hätte die Zeitung weglegen sollen, bevor Bennett kam.
    Sally Cleaver hatte im Downs Diner gearbeitet, als sie starb.
    Er trank einen Schluck Kaffee und schwieg mindestens drei Minuten lang. Leute wie Bennett Patchett überstürzten nichts, sonst würden sie nicht so alt werden und dabei ziemlich gesund bleiben. Sie funktionierten nach dem Rhythmus von Maine, und je schneller sich jeder, der mit ihnen zu tun hatte, darauf einstellte, desto besser.
    »Ich habe eine Bedienung«, sagte er schließlich. »Sie ist ein tüchtiges Mädchen. Ich glaube, Sie könnten ihre Mutter gekannt haben, eine Frau namens Katie Emory?«
    Katie Emory war mit mir auf der Scarborough High School gewesen, aber wir hatten nicht in den gleichen Kreisen verkehrt. Sie war ein Mädchen, das auf Sportfanatiker stand, und ich war weder auf Sportfanatiker scharf noch auf die Mädchen, die sich mit ihnen herumtrieben. Als ich nach dem Tod meines Vaters als Teenager nach Scarborough zurückkehrte, war mir nicht danach zumute, mich mit irgendjemandem herumzutreiben, deshalb blieb ich meistens allein. Die einheimischen Kids gehörten seit langem festen Cliquen an, und in die reinzukommen war schwer, selbst wenn man wollte. Ich fand irgendwann ein paar Freunde und legte mich nicht mit allzu vielen Leuten an. Ich konnte mich an Katie erinnern, bezweifelte aber, dass sie sich an mich erinnerte, jedenfalls nicht im üblichen Sinn. Aber mein Name war im Laufe der Zeit in den Zeitungen aufgetaucht, und vielleicht hatten sie und andere wie sie ihn gelesen und sich an den Jungen erinnert, der nach Scarborough gekommen war und dort seine letzten beiden Schuljahre verbracht hatte und den Geschichten verfolgten über einen Vater, der Cop gewesen war, ein Cop, der zwei Kids umgebracht hatte, bevor er sich das Leben nahm.
    »Wie geht es
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