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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition)
Autoren: Emma Sternberg
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hat er noch groß angekündigt, dass er morgen früh raus und jetzt wirklich langsam in die Gänge kommen müsse. Aber jetzt scheint er sich’s anders überlegt zu haben. Offensichtlich macht es ihn unruhig, dass ich mich plötzlich so freundlich um einen Fremden kümmere.
    Dabei hab ich dem Adi mehr als einmal erklärt, dass bei mir für Männer über fünfzig nichts zu holen ist, vor allem nicht für welche, die von ihrer Mutter nach einem kleinen, berühmten Vegetarier mit Schnauzer benannt worden sind. Und das ist nicht nur ein Gerücht. Die Mutter vom Adi hat’s dem Omilein höchstpersönlich erzählt – und prompt Lokalverbot dafür bekommen. Und weil der arme Adi für seine skrupellose Mutter natürlich nicht im Geringsten etwas kann, kriegt er von der Omi stets besonders große Portionen, als Trost quasi. Leider hat das zur Folge, dass der Adi seither denkt, ich meine es besonders gut mit ihm. Ganz egal, wie schnippisch ich ihm die Teller serviere, der Adi ist sich sicher, dass ich insgeheim und vielleicht sogar, ohne es selbst zu wissen, scharf auf ihn bin.
    » Aha. Ganz plötzlich ist der Durscht wieder da, gell, Adi?«, necke ich ihn.
    Der Adi grummelt, aber das kümmert mich nicht. Grummeln tut der Adi nämlich ständig.
    » Und, zum Essen?«, frage ich den Glatzkopf und zücke das Blöckchen, das mit Werbung für Spezi Energy bedruckt ist.
    Der Mann starrt auf die Karte, als gewähre sie Einblick ins Reich der tausend Jungfrauen oder in irgendein anderes Paradies, dessen Tore sich erstmalig vor ihm öffnen.
    » Erde an Gast? Hallo?«, frage ich noch einmal.
    » Das klingt ja alles so geil«, sagt er abwesend und ohne aufzusehen.
    » Schmeckt auch alles geil«, imitiere ich ihn amüsiert.
    » Können Sie mir nicht einfach was empfehlen?«, fragt er und sieht mich an.
    Pfff … diese Frage hasse ich ja. Natürlich kann ich ganz grundsätzlich alles empfehlen, was auf der Karte steht, denn erstens hat es das Omilein gekocht, und zweitens hätten wir es sonst ja nicht auf der Karte. Also, was, bitte schön, soll ich darauf sagen? Nur ganz selten mal, wenn die Omi sich verschätzt hat und irgendwas weg muss, zischt sie mir durch die Durchreiche zu, dass ich zusehen soll, den blöden Braten oder die Haxen loszukriegen. Was heute aber nicht der Fall war.
    » Was ist denn am allerbesten hier?«, fragt der Weizen-Typ noch einmal.
    Am allerbesten! Gähn.
    Ich erkläre ihm, dass heute Bratwursttag ist, und dass die Omi die Bratwürstel selber macht und zu Recht für sie berühmt ist.
    » Ihre Großmutter macht die?«, fragt er und sieht mich ungläubig an.
    » Freilich«, sage ich, ohne einen Schimmer, was der Piefke so bemerkenswert daran findet, eine Omi zu haben.
    » Und was gibt’s dazu?«
    Blöde Frage. Ich schau ihn ausdruckslos an.
    » Wokgemüse«, sage ich.
    » Echt?«, sagt der Kerl.
    » Ja, so ein Schmarrn. Kraut natürlich!«
    » Ein Glück! Her damit!«
    Zwei Stunden, nachdem ich dem neuen Gast – von dem ich inzwischen weiß, dass er Quirin Eichelmann heißt und tatsächlich aus Berlin kommt – seine Portion Bratwürstel gebracht habe, öffnet er schließlich doch noch seinen Gürtel. Endlich, muss man sagen, denn ich hatte mich schon ernsthaft gefragt, wie er das alles in sich reinbringt: Nach den Bratwürsteln hat er sich eine Portion Nierchen in Senfsauce bestellt, danach einmal Ochsenbäckchen mit Selleriestampf, dann noch eine Vorspeisenportion ausgebackenes Kalbsbries. Das ganze begleitet von einer Portion Kartoffelsalat, einmal Bratkartoffeln und einem Knödel mit noch mehr von der Ochsenbackensauce, dazu drei Weißbier, zwei Helle, ein großes Wasser. Bei den Stammtischlern, die selbst allesamt gute Esser sind, wurde vor Verwunderung kaum noch geredet, und als dieser Eichelmann dann auch noch ein Glas Wilde Apfelquitte aus Papas Spezialkollektion bestellt hat, haben sie vor Schreck oder aus Protest gleich auch noch eine Lage geordert, und zwar Jägermeister, wie’s sich hier gehört. Nur für den Brunner Adi war das der Zeitpunkt, nach Hause zu gehen – recht verschnupft und mit einer Visage, aus der mir die Vorwürfe nur so entgegengesprungen sind. Was mir natürlich egal war.
    Auf alle Fälle hat Quirin Eichelmann nach der Apfelquitte gleich noch einen Schnaps bestellt, dann noch einen und dann noch einen, und alle wurden von ihm mit tief empfundenen Worten des Lobes bedacht.
    » Hammer.«
    » Sooo der Hammer.«
    » Geil.«
    Der Papa hat inzwischen übrigens Wind davon bekommen, dass
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