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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition)
Autoren: Emma Sternberg
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Augenblick. In Wirklichkeit wäre ich doch lieber hiergeblieben, hier unten am Weiher, mit ihm. Mein Herz pochte, und ich ging an ihm vorbei, doch im selben Augenblick ergriff er von hinten meine Hand.
    » Fanny«, sagte er tonlos.
    Ich drehte mich um, und er zog mich zu sich, und schon spürte ich seine Lippen auf meinen, nur ein, zwei Sekunden lang, dann lösten sie sich wieder.
    Ich blickte zu Boden, und ich glaube, er auch. Ich bin mir sicher, dass sein Herz genauso in Aufruhr war wie meins. Alles in mir raste, und doch war ich gleichzeitig starr vor Schreck, unfähig, mich zu bewegen.
    Doch dann küsste er mich noch einmal. Er legte mir eine Hand in den Nacken, und eine auf die Wange, sein Daumen berührte meine Lippen, und er küsste mich. Und da wusste ich plötzlich, dass es genau das hier war: mein Leben. Das hier und nichts anderes.
    Wir blieben lange da unten. Erst, als wir so sehr froren, dass wir uns nicht mehr wärmen konnten, gingen wir zurück zu den anderen. Wir taten so, als sei nichts geschehen, was nicht sonderlich schwer war. Es waren ohnehin alle so betrunken, dass kein Mensch gemerkt hatte, dass wir überhaupt weg gewesen waren.
    Kein Mensch, außer Bea. Sie hat nichts gesagt, aber als ich mich später am Abend neben sie setzte und scheinheilig vorgab, dass alles so sei wie immer, sah sie mir prüfend in die Augen, strich mir die Haare aus dem Gesicht und streichelte mir die Wange. Dann lächelte sie mich an, auf diese Bea-Weise, und da wusste ich, dass sie wusste, was da eben passiert war.
    Tja, so war das.
    So fing es also an.
    Und jetzt stehe ich da, und gucke hinüber zu Max’ Zimmer. Die ganze Zeit habe ich niemanden gesehen, aber jetzt erscheint er plötzlich hinter dem Fenster. Er steht da und schaut mich an, das Herz pocht mir bis zum Hals und wir rühren uns keinen Millimeter. So verharren wir, ein paar Minuten lang. Irgendwann legt er sich die Hand aufs Herz, dann auf seine Lippen, und schließlich pustet er mir sein Herz mit einem Kuss herüber.
    Und ich? Ich tue gar nichts. Ich lächle nur dämlich vor Glück zurück.
    Ich lächle auch noch, als Max vom Fenster verschwindet und wenig später das Licht ausgeht.
    Ich lächle einfach immer weiter.
    Dann, ich will gerade doch endlich das Fenster schließen, steht plötzlich das Omilein in der Türe. Sie trägt ein weißes Nachthemd mit alter Spitze und sieht so dermaßen bezaubernd aus, dass ich mich erst gar nicht wundere, was sie hier oben will. Aber dann tue ich es doch, weil sie ja sonst bekanntermaßen anruft, wenn sie was will. Es ist ewig her, dass sie zu mir in den zweiten Stock heraufgeklettert ist.
    » Omi«, sage ich, » was gibt’s?«
    Sie sieht mich verträumt an und antwortet nicht, sondern schaut nur und schaut in mein Gesicht.
    » Omi?«, frage ich, und erst jetzt löst sie sich aus ihrer Starre.
    » Ach, ich wollt doch amoi schaun, was da heroben ois passiert is«, sagt sie und tut so, als würde sie sich wirklich umsehen. Nachts um halb drei. Das Omilein.
    » Schee«, sagt sie schließlich, und dann tritt sie neben mich und schaut mit mir aus dem Fenster.
    Und so schauen wir.
    Einmal seufze ich, und das Omilein seufzt auch. Und dann vergeht noch einmal eine ganze Weile, bis die Omi endlich fragt, was sie eigentlich fragen will.
    » Und, Fanny?«
    » Ja, Omi?«
    » Bist jetz glücklich?«
    Ich sehe immer noch aus dem Fenster, und mein Herz macht einen so riesigen Hüpfer, dass mir prompt ein riesiger Kloß im Hals anschwillt. Bea war wohl doch nicht die Einzige, die geschnallt hat, was passiert ist. Das Omilein hat es schon die ganze Zeit geahnt, lange vor mir.
    Ich drehe mich zu ihr um und nicke.
    » Dann bin i’s a«, sagt die Omi, legt mir eine Hand auf die Schulter und drückt sie.
    » Oiso, guad Nacht«, sagt sie und macht sich daran zu gehen.
    Aber dann dreht sie sich doch noch einmal zu mir um.
    » Du, Fanny«, sagt sie.
    » Ja, Omi?«
    » Moanst, i kann den Max morgen früh zum Aldi schicken?«
    Ich muss lachen.
    » Bestimmt«, sage ich.
    » Pfenningguad«, sagt die Omi und schließt hinter sich die Tür.
    Schmunzelnd schließe ich das Fenster, und immer noch schmunzelnd lege ich mich zurück ins Bett. Ich schätze, dass ich das Lächeln auch dann noch auf den Lippen trage, als ich schließlich eingeschlafen bin.
    Endlich habe ich verstanden, was das Omilein immer gemeint hat, wenn sie sagte, wie wichtig ein Mann im Leben ist.

Glossar
    Adelholzener dem Bayern sein San Pellegrino
    Apfelkren
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