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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse
Autoren: Ann Benson
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soll, ist allerdings noch nicht entschieden. Sie ist keine Geisel des Dauphins wie Lionel und sein ganzer Hof und kann Frankreich verlassen, wenn der englische König dies wünscht. Ich wage nicht daran zu denken, was Edward Plantagenet in dieser Angelegenheit belieben wird, anzuordnen.
    Wenn Ihr Nachricht von Euch und dem Kind sendet, werde ich dafür sorgen, daß sie sie erreicht – Chaucer hat geschworen, mir dabei zu helfen. Zweifellos ist Eure Tochter ebenso begierig, Euer – Schicksal zu erfahren, wie Ihr ihres kennen wollt, und es könnte ihre Genesung beschleunigen, wenn sie Bescheid erhielte. Was mich betrifft, so bete ich und werde weiterhin beten, damit das Glück Euch hold ist. Ich würde ein gelegentliches Wort willkomme n h eißen; tatsächlich sehne ich mich danach. Verweigert es mir nicht! Wir werden uns alle wiedersehen, dafür trage ich Sorge!
    Euer getreuer Kollege Guy de Chauliac
     
    A lejandro antwortete; er berichtete de Chauliac alle Geschehnisse, von seiner Reise nach Süden und der unerwarteten Freude, die ihm an deren Ende begegnet war. Er erzählte von Fortschritt und Wachstum des Kindes, damit die Neuigkeiten an Kate weitergegeben wurden und ihren Geist stärkten für die Prüfungen, die gewiß noch vor ihr lagen.
    Nach und nach fand Alejandro einen Platz für sich und seinen Enkel unter den Juden Avignons. Aber Avram Canches tat sich schwer, das hellhäutige, blauäugige Kind willkommen zu heißen, das sein Sohn aus dem Norden mitgebracht hatte.
    » Ich werde keinen eigenen Sohn haben, Vater. Ihr müßt ihn akzeptieren. «
    » Du weißt nicht, was Gott für dich bereithält, Alejandro. Es gibt hier viele gute Frauen, die dich nehmen würden, trotz des fremden Kindes … tatsächlich fehlt dieser Leah, die das Kind säugt, ein Ehemann, und sie wäre dir eine würdige Gattin. «
    » Sie ist eine gute Frau und Mutter. Es wäre mir eine Ehre, sie zu ehelichen, wenn nicht … «
    » Wenn nicht was? «
    Alejandro seufzte tief, bevor er seinem Vater erzählte, daß er einmal geliebt hatte und nicht wieder lieben würde.
    » Was spielt diese Liebe für eine Rolle? « wollte der alte Mann wissen. » Eine gute Frau ist eine gute Frau, und du bist ein ausgezeichneter Mann. Ein viel Besserer geworden, als ich zu träumen wagte, als man dich mir nahm. Du brauchst dich nur dem Willen Gottes zu öffnen, und ich bin sicher, du wirst Zufriedenheit finden – wie ich sie bei deiner Mutter fand, möge sie in Frieden ruhen! Wenn du willst, wirst du mit der Zeit lernen, eine andere zu lieben. Ich weiß von diesen Dingen, du mußt auf mich hören. «
    » Ich habe eine Schöne geliebt und eine Tochter aufgezogen, Vater; mir steht nicht der Sinn nach einer weiteren. «
    » Aber du wirst nichts hinterlassen, kein Vermächtnis, keinen Sohn, der es übernimmt, der für deine Seele betet. «
    » So sei es denn! Ich werde meine Arbeit hinterlassen. Das muß als Vermächtnis ausreichen und soll dereinst bis zu meiner Kate dringen! «
    » Dann wird unser Name leider erlöschen. Wenn dein Fleisch vergeht, wird die Welt nie wieder einen Canches kennen. «
    » Nehmen wir es hin «, bat Alejandro endlich. » Falls Gott es angemessen findet, den Namen Canches zu erhalten, wird Er gewiß Mittel und Wege finden. Auch ohne unser Dazutun. «
    EPILOG
    Diezwei Frauen saßen auf hölzernen Schaukelstühlen auf der offenen Veranda mit den breiten Dielen , die das Hauptgebäude von Camp Meir umgab, und lauschten dem Wald ringsum, während ihre Stühle knarrend vor und zurück schaukelten.
    Janie lehnte den Kopf an die gepolterte Rückenlehne und seufzte in tiefer Zufriedenheit. Sie schloß einen Moment die Augen und ließ die Geräusche der Erde in sich widerhallen. Das rhythmische Knarren war beruhigend, fast einschläfernd.
    Das Leben erschien ihr gut, zumindest in diesem besonderen Augenblick.
    Sie öffnete die Augen und lächelte Kristina zu. » Es läßt einen an Gott glauben, nicht wahr? «
    » Das tue ich sowieso. «
    Janie war nicht überrascht.
    » Kristina «, fuhr sie fort, » da ist etwas, das ich dich fragen wollte. Wie fühlt es sich an, innerlich, meine ich, so zu sein … « Sie suchte nach einer annehmbaren Formulierung und gab sich zufrieden mit – » … wie du bist? «
    » Du meinst, ob es sich anders anfühlt? «
    » Ja. «
    Ein paar Augenblicke vergingen. Dann sagte die junge Frau:
    » Warum fragst du? «
    » Nun, ich denke, ich sollte das wissen. Meinst du nicht? Damit ich es dem hier erklären kann. «
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