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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman
Autoren: Franka Rubus
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vertrödeln«, warf Bruce ein, bevor Sarah eine wütende Erwiderung geben konnte, und zog umständlich die Nachtsichtbrille aus seiner Tasche. Seiner dünnen Stimme war unterdrückte Erregung anzuhören. Red wusste, dass Bruce – gleich nach ihm selbst – diesem Einsatz am meisten entgegengefiebert hatte. Er brannte darauf, ihre neue Ausrüstung auszuprobieren, da er Hannah bei ihrer Entwicklung hatte helfen dürfen. »Je eher wir drin sind, desto eher kommen wir auch wieder raus.«
    Claire klapperte mit den Zähnen und drängte sich eng an Will. »Ich glaub, wenn ich erst mal drin bin, will ich gar nicht wieder raus.«
    Chase stieß ein leises Zischen aus und schüttelte verächtlich den Kopf. »Fangt doch alle an zu heulen«, murmelte er,als er an Red vorbeiging. Entschlossen griff er nach dem Rand des Rohres und war kurz darauf in der Dunkelheit verschwunden. Bruce, Michael, Claire und Will tauschten gereizte Blicke. Aber sie alle kannten Chase schon zu lange, um sich ernsthaft über seinen Tonfall zu ärgern. Einer nach dem anderen folgten sie ihm in den engen Schacht.
    Sarah machte noch immer ein widerwilliges Gesicht. Red bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln. »Wird schon nicht so schlimm«, meinte er beruhigend. Dann setzte er ebenfalls seine Nachtsichtbrille auf und kroch hinter Will in das Rohr.
    Drinnen war es dunkel und roch nach menschlichen Exkrementen. Ein Stück weiter vorn konnte Red den grünlichen Umriss von Wills Gesäß sehen. Hinter sich hörte er Sarah nun auch ins Rohr hinaufklettern und beeilte sich, vom Eingang fortzukommen.
    Kaum hatte er die ersten Meter hinter sich gebracht, als er auch schon erste Feuchtigkeit an Händen und Knien spürte. Sarah hatte recht gehabt, dachte Red. Harmloses Brackwasser wie auf dem Trainingsplatz war das sicher nicht. Aber das machte nichts. Red wäre, ohne zu zögern, durch ein ganzes Becken voller Klärschlamm getaucht, um in die Forschungsstation zu gelangen.
    Denn dort drin war Blue. Und heute würde er sie endlich wiedersehen. Was er dann tun wollte, wusste er noch nicht. Aber Kris traute ihm zu, eine Lösung zu finden, das klang aus seinem Brief deutlich heraus. Also traute Red selbst es sich auch zu.
    Sie hatten in den letzten zwei Wochen auf einem eigens für diesen Zweck auf dem Schießplatz aufgebauten Trainingsgelände ihren Einsatz geprobt. Der neue Parcours basierte aufden Plänen, die Kris ihnen von der Forschungsstation besorgt hatte. Pläne, die sie in den ruhigen Stunden nach dem Abendessen eingehend studiert hatten. Und so hatte Red das Gefühl, die Station schon genau zu kennen, ohne sie je betreten zu haben. Jeder Schritt, jeder Handgriff auf ihrem Weg durch White Chapels Kanalisations- und Lüftungssystem bis in das Labor, in dem das Mittel gelagert wurde, war akribisch geplant und durchgesprochen. Und sie waren bestens auf den Einsatz vorbereitet. Die neuen Anzüge, die sie trugen, unterdrückten ihren typisch menschlichen Geruch. Die neuen Kletterhandschuhe machten selbst das Erklimmen von glatten, senkrechten Wänden zu einem Kinderspiel. Sie alle hatten sich seit Beginn des Spezialtrainings jeden Abend eine Dosis Relacin gespritzt, um körperlich in Höchstform zu sein. Möglichst leise und möglichst schnell würden sie so viel von dem Wirkstoff an sich bringen, wie sie gefahrlos tragen konnten, und sich dann wieder zurückziehen.
    Und auf dem Rückweg würde Blue bei ihnen sein. Dafür würde Red schon sorgen.
    Er würde White Chapel auf keinen Fall ohne sie verlassen.

Kapitel Zwei
    Forschungsstation White Chapel, Kenneth, Missouri
     
    Die ganze Sache roch nach Falle.
    Der Gedanke drängte sich in Chase’ Kopf, kaum dass sie den Abwasserkanal verlassen hatten. Er hatte sich ganz selbstverständlich an die Spitze der Gruppe gesetzt. Schließlich war er schon einmal hier gewesen, auch wenn die anderen nichts davon wussten. Die große Waschküche, in der sie nun standen, hatte er bei seinem Besuch zwar nicht gesehen, aber Chase hatte den Plan der Station so genau im Kopf, dass er sich, ohne nachzudenken, jederzeit zurechtgefunden hätte.
    Und dennoch überfiel ihn, noch während er die Nachtsichtbrille abnahm und beobachtete, wie sich seine Kameraden nach und nach aus dem Abflussschacht zwängten, eine seltsame Unruhe.
    Etwas stimmte nicht.
    Etwas war anders als beim letzten Mal, aber er konnte nicht benennen, was es war. Und an einen Abbruch der Mission war natürlich nicht zu denken.
    Chase sah sich um. Mehrere
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