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Die Blut-Loge

Die Blut-Loge

Titel: Die Blut-Loge
Autoren: Carola Kickers
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Unschuld.
     
    Nervös zupfte Laura ihre Kleidung zurecht, als sie nach der Show an die Garderobentür der Künstler klopfte. Sid öffnete die Tür, er war bereits abgeschminkt und trug jetzt ein einfaches T-Shirt und Jeans. „Ja bitte?“, fragte er herablassend die hübsche, unbekannte Besucherin.
    „Äh, entschuldigen Sie, aber ... ich hätte gerne Leon Henning gesprochen“, gab diese ihm zur Antwort. Sid stemmte eine Hand in die Taille und wandte sich zu den anderen um.
    „Leon, hier ist ein Fan für dich! Hast du noch Autogrammkarten?“, rief er in den Raum hinein. Ein blonder junger Mann löste sich aus der Masse von wogenden, schillernden Kostümen und kam zur Tür. Seine großen blauen Augen leuchteten auf, als er Laura erkannte.
    „Mein Gott, Schwesterherz, was bist du groß geworden“, war sein verblüffter Ausruf. Laura musste unwillkürlich lachen, so gekünstelt klangen seine Worte. Aber das Eis war zumindest gebrochen.
     
    Eine Stunde später saßen die beiden in alter Vertrautheit bei einem starken Kaffee in einer kleinen Eckkneipe, in der es relativ ruhig war. Natürlich wurde von den alten Zeiten gesprochen, von Lauras Zeit im Heim und Leons Pflegefamilie. Die junge Frau freute sich, dass es ihr kleiner Bruder offensichtlich besser angetroffen hatte als sie selbst.
    „Bist du eigentlich verheiratet?“, fragte Leon unvermittelt und biss in eine kalte Frikadelle, die er sich bestellt hatte.
    Laura schüttelte den Kopf. „Oh nein, ich erinnere mich nur zu gut, wie unser Vater Mutti behandelt hat, wenn er besoffen war, und eines Tages hat er sich einfach verpisst. Männer sind für mich echt kein Thema, eher ein Trauma“, gab sie ihm verächtlich zur Antwort.
    Leon gab ihr Recht, fügte aber noch hinzu: „Bei deinem Aussehen müssten die Kerle dir eigentlich scharenweise hinterher laufen.“
    Laura lächelte frech. „Ist schon passiert, aber ich hab echt kein Interesse an einem Typen, weder beziehungstechnisch noch für eine Nacht.“ Und nach einer kurzen Pause: „Aber lesbisch bin ich deshalb nicht.“
    Leon verschluckte sich fast am letzten Bissen.
    Dann drehte Laura den Spieß um. „Und was ist mir dir? Ich meine hast du – einen Freund?“, wollte sie wissen.
    Leons Miene wurde schlagartig ernst. Er tupfte sich den Mund mit einer Papierserviette ab. „Im Augenblick leider nicht“, erwiderte er dann. „Aber ich hätte gerne einen“, fügte er leise hinzu.
    „Einen bestimmten?“ hakte Laura nach.
    Ihr Bruder nickte. „Schon, aber der Typ ist echt ne harte Nuss. Seit fast einem Jahr bin ich bei dem nicht weitergekommen. Obwohl ich schon denke, dass er mich mag. Jedenfalls mehr als die anderen Jungs bei der Truppe.“
    „Auch noch ein Kollege“, seufzte Laura theatralisch und warf demonstrativ die langen dunklen Haare zurück. Leon musste lachen.
    „Leider“, gab er dann zu. „Aber so ein Hübscher ist mir lange nicht mehr begegnet. Und ich bin sicher, den anderen gefällt er auch, obwohl die es niemals zugeben würden und vor Neid platzen. Unser Jerome ist so etwas von kreativ, das glaubst du gar nicht. Jedes Wochenende präsentiert er eine andere Show. Aber auch in Zivil ist er ein Leckerbissen. Er ist absolut perfekt“, schwärmte Leon jetzt unverhohlen und wieder, ohne zwischendurch Luft zu holen.
    Laura konnte nur staunen. Ihren Bruder schien es ja echt erwischt zu haben.
    „Warum trefft ihr euch nicht einfach mal ganz unverbindlich auf einen Kaffee?“, fragte sie.
    „Oh, glaub mir, ich habe schon alles versucht. Und stell dir vor, niemand, wirklich niemand, weiß, wo dieser Jerome Summers eigentlich herkommt, wo er wohnt, oder wie er zu erreichen ist. Selbst Sid hüllt sich da in Schweigen. Trotzdem ist er jedesmal pünktlich bei der Show.“
    „Dann muss Jerome wohl sein Künstlername sein. Sonst wäre er über das Einwohnermeldeamt ja aufzufinden“, bemerkte Laura. „Oder er hat Dreck am Stecken“, sinnierte sie.
    Leon tat erschrocken. „Nicht doch, Schwesterchen, unser Jerome kann keiner Fliege was zuleide tun.“
    „Wir werden sehen. Soll ich da mal nachhaken?“, schlug sie dann vor. „Ich arbeite ja nicht umsonst bei einer Versicherung.“
    Leon griff dankbar über den Tisch nach der Hand seiner Schwester. „Würdest du das für mich tun? Ich wäre dir wirklich sehr dankbar. Vielleicht könnte ich dann sein Geheimnis mit ihm teilen.“
    Laura lächelte. „Na, Na, nun übertreib mal nicht. Wenn es überhaupt ein Geheimnis gibt. Vielleicht hat er nur
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