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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff
Autoren: Christopher Moore
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fortzuzerren.
    »Achte nicht auf ihn. Er ist verrückt. Das hat er von seiner Mutter. Süße Frau, aber durchgeknallt. Jetzt komm, Josh, singen wir ein Klagelied.«
    Ich fing an, etwas zu improvisieren, was ich für ein gutes Beerdigungslied hielt.
    » La-la-la. Oh, wir sind wirklich, wirklich traurig, dass unsere Mutter tot ist. Schade, dass du ein Sadduzäer bist und nicht ans Leben nach dem Tode glaubst und deine Mutter nur noch Würmerfutter ist, la-la. Da sollte man doch denken, dass du es dir lieber noch mal überlegst, hm? Fa-la-la-la-la-la-wacka- wacka.« (Es klang echt gut auf Aramäisch. Ehrlich.)
    »Ihr beiden seid albern.«
    »Muss los. Trauerarbeit leisten. Bis bald.«
    »Frauenfischer?«, sagte Josh.
    »Fa-la-la-la, macht dir nichts draus - sie war alt und hatte keine Zähne mehr, la-la-la. Kommt schon, Leute, ihr kennt den Text!«
    Später sagte ich: »Josh, du kannst nicht so gruselige Sachen sagen. Menschenfischer ... willst du, dass dich die Pharisäer steinigen? Willst du das?«
    »Ich tue nur die Arbeit meines Vaters. Außerdem ist Maggie unsere Freundin. Sie würde nichts weitersagen.«
    »Du wirst sie noch vertreiben.«
    »Nein, das werde ich nicht. Sie bleibt bei uns, Biff.« »Wirst du sie heiraten?«
    »Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt heiraten darf, Biff. Sieh doch.«
    Wir kamen über den Hügel nach Jafia und sahen die Menge der Trauernden, die sich um das Dorf versammelt hatte. Josua deutete auf einen roten Helmbusch, der über der Menge aufragte. Es war der Helmbusch eines römischen Zenturios. Der Zenturio unterhielt sich mit einem levitischen Priester, der in Weiß und Gold gekleidet war und dessen weißer Bart über seinen Gürtel fiel. Als wir ins Dorf gelangten, sahen wir, dass zwanzig oder dreißig weitere Soldaten die Menge beobachteten.
    »Weshalb sind die hier?«
    »Sie mögen es nicht, wenn wir uns versammeln«, sagte Josua und blieb stehen, um sich den befehlshabenden Zenturio anzusehen. »Sie sind hier, damit wir nicht revoltieren.«
    »Warum spricht der Priester mit ihm?«
    »Der Sadduzäer möchte den Römern versichern, dass er Einfluss auf uns hat. Er will verhindern, dass es beim Begräbnis seiner Mutter zu einem Blutbad kommt.«
    »Also behält er uns im Auge.«
    »Er hat nur sich selbst im Auge. Nur sich selbst.«
    »Das solltest du über einen Tempelpriester nicht sagen, Josua.« Es war das erste Mal, dass ich hörte, wie sich Josua gegen die Sadduzäer äußerte, und es machte mir Angst.
    »Ich glaube, heute erfährt dieser Priester, wem der Tempel gehört.«
    »Ich mag es nicht, wenn du so redest, Josh. Vielleicht sollten wir nach Hause gehen.«
    »Erinnerst du dich an die tote Feldlerche, die wir gefunden haben?«
    »Ich habe ein richtig schlechtes Gefühl bei dieser Sache.«
    Josua grinste mich an. Ich sah goldene Flecken in seinen Augen blitzen. »Sing dein Klagelied, Biff. Ich glaube, du hast Maggie mit deinem Gesang beeindruckt.«
    »Wirklich? Glaubst du?«
    »Nein.«
    Eine fünfhundertköpfige Menschenmenge stand vor dem Grab. Vorn hatten sich Männer gestreifte Tücher um die Köpfe gebunden, und unablässig verneigten sie sich im Gebet. Die Frauen standen weiter hinten, und - vom Heulen der Klageweiber abgesehen - war es, als wären sie gar nicht da. Ich versuchte, Maggie ausfindig zu machen, konnte sie in der Menge jedoch nicht sehen. Als ich mich wieder umdrehte, hatte sich Josua nach vorn zu den Männern hindurchgedrängelt, wo der Sadduzäer neben dem Leichnam seiner Mutter stand und aus einer Thorarolle las.
    Die Frauen hatten die Leiche in Leinen gewickelt und mit Duftölen gesalbt. Ich roch Sandelholz und Jasmin im beißenden Schweiß der Trauernden, als ich mir einen Weg nach vorn bahnte und mich zu Josua stellte. Er sah am Priester vorbei und starrte die Leiche an, kniff die Augen konzentriert zusammen. Er zitterte, als stünde er im kalten Wind.
    Der Priester hörte auf zu lesen und stimmte einen Gesang an, in den die gekauften Trauergäste mit einfielen, die den langen Weg vom Tempel in Jerusalem hierher gekommen waren.
    »Es ist gut, reich zu sein, hm?«, raunte ich Josua zu und stieß ihm einen Ellbogen in die Rippen. Er ignorierte mich und ballte die Fäuste an den Hüften. Eine Ader trat an seiner Stirn hervor, während sich sein Blick in die Leiche bohrte.
    Und sie bewegte sich.
    Anfangs war es nur ein Ruck. Ein Zucken ihrer Hand unter dem Leinentuch. Ich glaube, ich war der Einzige, dem es auffiel.
    »Nein, Josua, nicht«, sagte
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