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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast
Autoren: Sam Millar
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verarschen.« In seinem Zorn zerrte er an den Fesseln, sodass ihm die dünnen Seile ins Fleisch schnitten. »Scheiße! Nimm mir die Dinger ab!«, zischte er mit bedrohlichem Tonfall.
    Plötzlich riss Mac die verschlafenen Augen auf. Erschrocken sprang die Katze aus ihrer warmen, gemütlichen Nische und landete geschickt auf dem Boden. Sekunden später verschwand sie unter dem Bett.
    »Du bist geschieden, weil du fremdgehst. Du hast zwei Kinder, Lisa und Jack. Du arbeitest im Gefängnis. Seit fast fünfundzwanzig Jahren. Du bist stellvertretender Direktor, aber du bist der Meinung, du müsstest Direktor sein. Die Verbitterung darüber zerfrisst dich innerlich.«
    »Ha! Du hast vielleicht Nerven. Vermutlich habe ich dir das alles gestern Abend erzählt, bevor du mir was in den Drink getan hast.« Selbstsicher.
    »Samstags spielst du gern Golf – wenn es das Wetter zulässt –, und dann fährst du nach Bangor zu einer Frau, mit der du seit vier Jahren eine Affäre hast.«
    »Das steht in den Scheidungsunterlagen …«, log er, während seine Selbstsicherheit langsam dahinschmolz.
    »Kathy McClinton.«
    Es verblüffte ihn, diesen Namen zu hören.
    »Woher … woher weißt du das von Kathy? Von mir …?«
    »Ich weiß schon seit Ewigkeiten alles über dich, Joseph. Ich kenne dein dunkles Geheimnis. Ich weiß, wer du bist, was du bist.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, antwortete er, und jetzt war es endgültig um seine Selbstsicherheit geschehen. »Wer bist du? Warum machst du das? Warum ich?«
    »Du weißt es. Denk nach. Wenn dir die erste Antwort einfällt, folgen die beiden anderen ganz automatisch auf dem Fuß.«
    Joseph schluckte heftig. »Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer …«
    »Nicht flunkern.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Du weißt es. Es ist nicht wie bei einer Festplatte im Computer, Joseph. Mann kann es nicht einfach aus dem Gedächtnis löschen. Es verfolgt dich, und es gibt kein Entkommen, egal, wie viel du trinkst. Oder?«
    »Ich …« Er hörte seinen Atem nicht mehr. Setzte der aus? Sein Gesicht brannte. Würmer, rot glühende Schürhakenwürmer, krochen von den Knöcheln hoch durch seine Adern und nagten an den Knochen. »Du musst mich losbinden … bitte … ich krieg keine Luft mehr …« Panik stieg in ihm auf.
    »Du gehst zur Kirche und bittest Gott um Vergebung, obwohl du dich nicht an Gott versündigt hast. Ist das nicht bizarr? Stell dir nur mal vor, ich würde eines deiner Kinder töten, und dann würde ich …«
    Joes Körper wurde starr. Ihre Worte erstickten ihn. »Lass meine Kinder aus dem Spiel!«
    Sie lächelte auf eine Art, dass sich sein Magen verkrampfte. Mac kam wieder zum Vorschein und strich treulos mit dem Kopf an Suzys linkem Knöchel entlang. Suzy hob die Katze hoch und legte sie wieder in die Wärme ihrer intimsten Stelle. Die Katze rollte sich zu einem »C« zusammen und döste.
    »Ich sagte, stell es dir vor, Joseph. »Du hörst mir nicht zu. Jetzt pass gut auf. Stell dir vor, ich töte eines deiner Kinder. Sagen wir Lisa, die hübsche, die genau wie ihre Mutter aussieht. Sollte ich danach zu Paul dem Barkeeper gehen und ihn um Vergebung bitten? Das wäre albern. Oder nicht, Joseph?«
    »Ich … ich krieg … keine Luft … etwas kriecht in meinem Körper hoch – aaah! Was … was passiert mit mir?«
    Sie hielt einen Finger an den Mund. Eine Mutter, die ihrem Kind zu verstehen gab, dass es still sein sollte. »Ich muss dich knebeln, wenn du mir in Panik gerätst. Wir wollen doch nicht, dass du in Panik gerätst, oder?«
    Während Suzy ihren Monolog fortsetzte, betrachtete Joseph gebannt ihre zierlichen, langen Finger, mit denen sie abwechselnd die Katze streichelte und sich durch das blonde Haar fuhr.
    »Nein …«, sagte er schließlich und grub die Fingernägel fest in die Handballen, damit die seltsamen, säureartigen Schmerzen nachließen, die durch seinen Körper rasten.
    »Sei tapfer. Atme einfach tief ein. Und jetzt aus … langsam. Sachte … ganz behutsam … na also. Das ist besser, nicht? Gut. Jetzt unterhalten wir uns, Joseph. Sag mir, was du denkst, Joseph, in diesem Augenblick deines Lebens, da du der Reue ins Antlitz blickst?«
    Joseph machte den Mund auf, um zu antworten, doch die Zunge versagte ihm den Dienst. Seine Eingeweide fühlten sich an, als würde ihm jemand mit einem Bajonett hineinstechen. Es grollte in seinen Gedärmen. Er schiss sich voll. Dünnflüssig. Der Gestank war unerträglich beschämend.
    Suzy rümpfte
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