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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle
Autoren: W. E. Bowman
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zugezogen, ließ sich jedoch durch seine eigenen fähigen Hände die bestmögliche Behandlung angedeihen. Die Träger waren auf die verschiedenen Seilschaften verteilt worden. Ich selbst blieb zurück, um ein wenig über Führungsverantwortung zu meditieren, und bildete so die Nachhut.
    Der Gletscher war mehr als eine Meile breit, wies tiefe Zerklüftungen auf und war mit unzähligen Eisblöcken übersät, die meisten davon 20 bis 30 Fuß hoch. Das Ganze war ein regelrechter Irrgarten. Selbst die höchsten Gipfel waren dem Blick entzogen.
    Nach einigen Stunden Marsch sah ich zu meiner Freude die Filmausrüstung in vollem Einsatz; Shute drehte die Kurbel. Ich marschierte vorbei und ließ ihn zurück, um seine Sachen mit Hilfe der Träger zusammenzupacken, während ich weiterzog. Eine Stunde später erblickte ich ihn, schonwieder die Kurbel drehend, zu meiner Überraschung erneut. Ich schloss daraus, dass er mich unbemerkt überholt hatte – was ja leicht geschehen kann –, und gratulierte ihm erfreut zu seiner Tatkraft. Er sah mich erstaunt an und schwor, er habe sich nicht von der Stelle gerührt, seitdem er vor mehr als einer Stunde seine Kamera aufgestellt hatte. Ich wollte ihn gerade daran erinnern, dass dies weder der Ort noch die Zeit für solche Späßchen sei, als mich ein Ruf von hinten in Erstaunen versetzte. Man möge sich meine Überraschung vorstellen, als ich Jungle erblickte. Statt an der Spitze zu marschieren, war er offensichtlich zurückgefallen und von uns Übrigen überholt worden. Ihm folgte eine Anzahl Träger in weit auseinandergezogenem Gänsemarsch, und dahinter kamen, zu unserer gegenseitigen Verblüffung, Burley und Wish.
    Ich muss zugeben, dass ich vor einem Rätsel stand. Es war einer jener Augenblicke, in denen man an seinem Verstand zweifelt. Mit meinen eigenen Augen hatte ich die vier Männer, die jetzt neben mir standen, vor mir starten sehen. An Shute war ich vorbeigezogen und trotzdem war er nun vor mir aufgetaucht, während die anderen, die ich nicht überholt hatte, sich nun hinter mir befanden. Ich konnte einfach nicht glauben, dass wir auf diese komplizierte Weise aneinander vorbeigekommen sein sollten, ohne einander zu bemerken.
    Stellte sich die Frage: Wo waren Constant und Prone? Shute gab die Antwort.
    » Jungle, Sie Narr!«, rief er aus. »Sie haben uns im Kreis geführt.«
    Auf einmal wurde mir alles klar. Wir waren wie auf einer Kreisbahn aufgereiht, und jeder folgte jedem. Shute hatte einfach weitergefilmt, ohne sich darum zu kümmern, wer von uns an ihm vorbeizog, und alle waren wir zweimal im Kreis gegangen. Ohne ihn als den einzigen leicht auszumachendenAnhaltspunkt auf unserem Weg wären wir vielleicht den ganzen Tag so weitermarschiert.
    Kurz darauf brachte uns die Ankunft von Constant und Prone die Bestätigung. Sie müssen wohl unter Höhentaubheit gelitten haben, denn sie schrien einander an, als wären sie eine halbe Meile und nicht bloß eine Seillänge voneinander entfernt. Ich gratulierte mir zur Einteilung dieser Seilschaft; zwei Männer, die nach einem mehrstündigen Marsch in 15 000 Fuß Höhe noch ein lebhaftes Gespräch miteinander führen konnten, waren offensichtlich verwandte Geister. Es gehört zum weniger spektakulären Lohn der Führerschaft, wenn man feststellen darf, für die menschlichen Belange ein glückliches Händchen gehabt zu haben.
    Ich entschied, dass dies die passende Gelegenheit für eine Rast war, und wir besprachen die Gründe für den Irrtum bei einem Glas Champagner. Ich forderte alle auf, sich freimütig zu äußern, ohne Rücksicht auf Empfindlichkeiten zu nehmen. Es ist meine Überzeugung, dass Männer zu besseren Freunden werden, wenn sie der Wahrheit gemeinsam ins Auge sehen, während Ausflüchte gleich welcher Art langfristig nur zu Misstrauen führen.
    Es war erfrischend zu erleben, wie sie auf diese Aufforderung reagierten. Shute war besonders offenherzig. Ich hielt dies für ein gutes Zeichen, da er Jungles ständiger Seilkamerad war.
    Uns allen war es ein Rätsel, weshalb Jungle, der doch, wie er versicherte, die ganze Zeit seinen Kompass benutzt hatte, im Kreis gelaufen war. Das Rätsel wurde durch Shute gelöst, der sich von Jungle dessen Methode vorführen ließ. Sie trotteten los, und kurz darauf hörten wir, wie auch sie die Sache lauthals diskutierten. An diesem Tage, so schien mir, trat die Höhentaubheit ungewöhnlich häufig auf.
    Als sie wieder bei uns waren, gab uns Shute die Antwort.»Der Dummkopf hat
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