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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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ihm stöhnen und sah ihn auf die Knie sinken, diesen Krieger, der vor nichts je das Knie gebeugt hatte.
    »Teufel…!« krächzte Nottr, blind vor Grimm. Er brachte sein Schleuderrohr hoch und schoß.
    Das Eisen prallte gegen das monströse Idol und schlug klirrend in die Wand hinter der schwarzen Gestalt.
    Der Mann in Schwarz riß die Arme schützend hoch. In seinen Augen war Furcht, die sich schnell in Wut verwandelte.
    »Genral!« kreischte er und wandte sich der Statue zu. »Genral… Bestrafe sie für diesen Frevel!« Die Worte klangen fremd, aber irgendwie verstand Nottr sie. Es war dieselbe Sprache, doch sie klang fremdartiger, als Nottr sie je auf Gorgan gehört hatte. »Laß deine Diener töten!«
    Urgat und die übrigen Wachen erstarrten plötzlich, als hätte eine Stimme sie gerufen. Sie drehten sich zu Nottr und seinen Begleitern um und hoben ihre Schleuderrohre. Die dunklen Öffnungen richteten sich auf sie. Die Hände griffen nach den eisernen Zähnen.
    »Halt!« donnerte die schwarzgekleidete Gestalt. »Genral…!« Es klang wie eine Bitte an das Idol. »Laß sie leben. Sie sollen für dich kämpfen mit den anderen. Ihre Körper sollen in die Schlacht von Piquavella ziehen an der Seite der Schlangen. Und ihre erbärmlichen Geister sollen in deinem Tempel die niedersten deiner Diener sein.«
    Die Wachen hatten bei diesen Worten innegehalten.
    »Holt sie mir lebend! Sie sollen bei klarem Verstand sein!«
    Die Wachen bewegten sich mit leeren Augen auf sie zu. Sie gehorchten wie geistlose Kreaturen. Sie ließen ihre Schleuderrohre fallen und hoben ihre Fäuste.
    Baragg, der seine Sinne wiedererlangt hatte, sprang brüllend unter sie. Auch er benutzte keine Waffe, denn es waren Lorvaner, gegen die er kämpfte; Lorvaner, die den Verstand verloren hatten und wie Sklaven in der Gewalt dieses Scharlatans waren.
    Crog stürzte mit einem Schrei hinterher.
    Und Nottr hatte gar keine andere Wahl, als sich mit den Fäusten zu wehren, denn die Wachen umringten ihn so dicht, daß er nicht einmal mehr das Schwert aus dem Gürtel reißen konnte. Aber es hätte gegen ihre Kettenhemden ohnehin wenig genützt. Allein ihre Zahl und das Gewicht ihrer Körper rangen ihn in wenigen Augenblicken zu Boden.
    Dann rissen sie ihn hoch und schleiften ihn vorwärts auf die schwarze Gestalt zu, die ihnen triumphierend entgegensah. Baragg erging es nicht besser. Er und Crog wurden hinter Nottr auf den Altar zu gezerrt.
    »Gut«, sagte der Schwarzgekleidete. Er wandte sich dem Eingang zu. »Ich sehe, daß unsere Arbeit getan ist. So wollen wir das Tor schließen.« Er griff nach der Statue und berührte einen Edelstein unter den funkelnden Steinen, welche die Schuppen ihres Fischkörpers waren. Fast lautlos schloß sich der Fels.
    Baragg wehrte sich fluchend in den Armen der Wachen, doch er kam nicht frei.
    »Es gibt nun keine Flucht mehr, meine barbarischen Freunde. Genral braucht Krieger für die Eroberung seiner Welt… mehr Krieger, als eine Welt hervorbringen kann. Denn Genral ist der Gott des Krieges aller Welten. Und ich bin sein Diener Oannon. Und jetzt seht, welches Schicksal euch eure Neugier beschert hat!«
    Die Wachen schoben sie vorwärts auf ein Dutzend Stufen zu, die auf den Altar hinaufführten.
    Oannon, der Gottesdiener, wich zur Seite, als die Wachen sie die Stufen hochstießen, bis sie auf dem Altar selbst standen. Da konnten sie sehen, daß er hohl war und eine feste, aber gläsern durchsichtige Platte besaß, durch die sie auf die nackte Gestalt eines Jünglings bückten.
    Er lag wie tot. Er atmete nicht. Dennoch war seine Haut nicht bleich wie die eines Toten. Und keine Verwesung hatte den makellosen Körper erfaßt. Er war kein Nordländer. Seine Haut hatte einen dunklen, bronzenen Ton wie die der Menschen tief im Süden. Sein Gesicht war ebenmäßig und bartlos und von einer auffallenden männlichen Schönheit. Sein dunkles Haar war gelockt. Er lag auf seidenen Tüchern und Kissen.
    »Seht ihn euch nur an«, rief Oannon. »Er ist Qu Irin, einst ein Pirat und Gesetzloser auf den Meeren des Südens, bevor der Krieg über die Welt kam, dann Genrals heimtückischster Feind. Er liegt hier zur Warnung für alle, die frevelhafte Siege suchen. Aber selbst in dieser Hilflosigkeit ist er noch gefährlich. In seiner Einsamkeit, die Jahrtausende währt, und die kein Sterblicher für immer ertragen kann, reißt er den Geist von allen an sich, die ihm zu nahe kommen… wie ein Vampir das Blut saugt, so stiehlt er den Geist, um
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