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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition)
Autoren: helga zeiner
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dass sie für den Mord an Kurt nicht mehr zuständig war. Pech für Dieter, der sich erhofft hatte, in Deutschland milder abgeurteilt zu werden. Sogar eine Freilassung auf Kaution war abgelehnt worden, da der Richter von einer hohen Fluchtgefahr ausgegangen war. Und ein knappes Jahr später war Dieters Anwalt schließlich keine neue Verzögerungstaktik mehr eingefallen.
    Die Verhandlung, zu der Isabella selbstverständlich eingeflogen war, hatte dann endlich im November begonnen. Da niemand wusste, wie lange sie dauern würde, hatte sich Isabella vorsorglich einen ganzen Monat freigenommen und auch John und Jo Ann, die ebenfalls nach Sydney gekommen waren, hatten sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet. Doch bereits nach fünf Verhandlungstagen hatte der Richter das Urteil gesprochen. Der Fall war gut dokumentiert gewesen, die Zeugenaussagen eindeutig und einhellig und der mutmaßliche Täter hatte sich immer tiefer in Widersprüche verstrickt. Uwes Aussage hatte den letztendlichen Ausschlag für die rasche Urteilsverkündung gegeben. Wie die Frauen erwartet hatten, war er, der Geschäftsmann ohne Fehl und Tadel, über alle Zweifel erhaben gewesen. Seine knappe, sachliche Aussage vernichtete Dieter. Sie führte sogar dazu, dass Isabellas Vergewaltigung während des Prozesses nicht in den Vordergrund trat. Dieters Schuld war offensichtlich. Er hatte einen Opal gestohlen und Kurt aus Habgier erschlagen. Dafür bekam er lebenslänglich, wie sich alle erhofft hatten, und würde die Welt frühestens in dreißig Jahren ohne Gitterstäbe vor den Augen wiedersehen.
    Wenigstens hat Uwe sein Unrecht von damals wieder ein klein wenig gutgemacht, fand Jo Ann, als sie über die vergangenen aufregenden Wochen resümierte. Bewegungslos ruhte sie in einem Liegestuhl auf dem Teil des Decks, das mit weißen Segeltüchern überspannt war und sie so vor der brennend heißen Mittagssonne schützte. Es war absolut windstill. Keine noch so schwache Brise kühlte ihre honigfarbene Haut und die geringste Bewegung war bei diesen extremen Temperaturen bereits mühsam.
    „Wir sollten nach unten gehen und die Klimaanlage einschalten“, wandte sie sich deshalb seufzend an John, der gerade aus dem Inneren der Jacht nach oben kam und dabei vorsichtig ein Tablett mit zwei Gläsern und einem Krug Wasser mit Eiswürfeln balancierte.
    „Schon geschehen“, antwortete er, setzte das Tablett auf dem kleinen Tisch neben ihr ab und schob sie auf der Liege sanft zur Seite, damit er sich setzen konnte. „In ein paar Minuten wird es unten angenehm kühl sein. Kannst du es noch so lange aushalten?“
    „Das werde ich wohl müssen!“
    John goss Wasser in die zwei Gläser und reichte ihr eines davon. Sie nahm es mit der linken Hand und drückte es sofort gegen den Puls der rechten. Dann fischte sie einen Eiswürfel heraus und rieb sich damit die Stirn ein. Er schmolz unter ihren Fingern und dicke Tropfen rannen über ihre geschlossenen Augen und über ihr Gesicht. Sie seufzte wohlig und lehnte sich wieder zurück. Plötzlich spürte sie einen, nein, zwei neue Eiswürfel auf ihrer Haut. John rieb die schnell kleiner werdenden Würfel über ihre Arme und ihre Schultern und streifte, als sie fast geschmolzen waren, mit seinen nassen, kühlen Händen die Träger ihres Badeanzugs so weit herunter, dass ihr Busen frei lag. Seine Fingerspitzen glitten vorsichtig über die Rundungen, die er immer wieder aufs Neue bewunderte.
    „Wenn du nicht augenblicklich aufhörst, werde ich dich hier oben an Ort und Stelle vernaschen“, murmelte sie mit belegter Stimme. „Und wenn es tatsächlich dazu kommt, werde ich, während wir uns lieben, an einem Hitzschlag sterben und dich zu einem sehr reichen Witwer machen!“
    John horchte dem Wort Witwer nach und dachte daran, dass er es bislang noch nie mit sich in Verbindung gebracht hatte. Doch jetzt war das Wort durchaus zutreffend, nachdem sie erst vor einer Woche in aller Stille in Lightning Ridge geheiratet hatten; nur Mira und Bill waren als Zeugen anwesend gewesen.
    „Na, was ist?“, forderte Jo Ann wieder seine Aufmerksamkeit. „Willst du jetzt Witwer werden oder nicht?“
    Er hielt ihr seine Hand hin. „Nein, ich möchte weder ein reicher noch ein armer Witwer werden. Ein Leben ohne dich, das wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte.“ Damit zog er sie erst zu sich hoch und dann, eng umschlungen weiter übers Deck, bis zur Treppe, die in den Schiffsbauch hinabführte.
    Jo Ann stutzte nur ganz kurz,
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