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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
Autoren: Joelle Charbonneau
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lang treffen sich unsere Blicke. Ich suche in seinem Gesicht nach Antworten, als eine Stimme meinen Namen ruft. Ich drehe mich um und entdecke Tomas und einige der anderen, die mir mit Winken und Gesten zu verstehen geben, dass ich mich wieder zu ihnen gesellen solle. »Ich komme gleich«, rufe ich ihnen zu. Und als ich mich zurückdrehe, ist Michal fort.
    Einige der anderen Studenten ziehen mich damit auf, dass mir ein Offizieller aus Tosu-Stadt ein Geschenk überreicht hat. Ich erkläre ihnen, dass Michal Gallen derjenige war, der mich zur Auslese abgeholt hat, aber daraufhin kichern die Mädchen nur noch mehr. Selbst Tomas hebt eine Augenbraue. Rasch werfe ich ihm einen beruhigenden Blick zu, mit dem ich ihm sagen will, dass ich ihm später alles erklären werde. Den Ursprung des Geschenks behalte ich für mich. Michal hat gegen die Regeln verstoßen, indem er mir diesen Gruß von zu Hause mitbrachte. Ich will nicht, dass er deswegen Ärger bekommt.
    Der Himmel wird dunkel, und die Feier ist nun zu Ende. Tomas bringt mich zu meiner Tür und gibt mir einen zärtlichen Kuss. Dann – und das ist noch viel besser – sagt er mir, dass er mich liebe. Ich antworte ihm, dass ich denke, ich würde ihn auch lieben, und als mir Tomas daraufhin tief in die Augen schaut, um herauszufinden, ob ich auch die Wahrheit sage, scheint die Zeit stillzustehen. Nach einem letzten Kuss und Tomas’ Versprechen, mich am nächsten Morgen abzuholen, trennen wir uns.
    Endlich bin ich allein mit meinem Geschenk. Mit einem Geschenk von zu Hause.
    Zwar habe ich an die Tage vor meinem Geburtstag keine Erinnerungen, aber meine Familie hat mich in dieser Zeit nicht vergessen. Ich öffne die Schachtel und finde darin zwei Karten und ein getrocknetes Rosensträußchen in einem kleinen schmiedeeisernen Übertopf. Blumen, die mein Vater und meine Brüder in diesem Topf gezogen haben, den meine Mutter, wie sie mir mal erzählte, einst von ihrer eigenen Mutter geschenkt bekommen hatte. Ich könnte mir kein schöneres Geschenk vorstellen.
    Ich stelle die Blumen auf den Tisch neben meinem Bett und lese die Karten. Eine stammt von Daileen, die mir schreibt, wie sehr sie mich vermisst. Sie verspricht mir, es nächstes Jahr auch hierher zu schaffen. Die andere Karte kommt von meiner Familie. Drei meiner Brüder haben in je einer Zeile hingekritzelt, wie sehr sie mich vermissen und dass sie mir einen schönen Geburtstag wünschen. Zeen dagegen schreibt, wie stolz er auf meinen Erfolg sei, und er entschuldigt sich für sein Verhalten am Abend vor meinem Aufbruch. Außerdem will er seinen Transit-Kommunikator wiederhaben.
    Lachend suche ich in meiner Tasche nach dem Gerät und drehe es in den Händen. Bestimmt hat Dad längst einen neuen Kommunikator für Zeen besorgt. Aber ich werde ihm diesen hier trotzdem zurückschicken. Allerdings nicht, ohne ihn deswegen noch ein bisschen aufzuziehen. Dafür sind kleine Schwestern ja schließlich da.
    Ich stecke das Gerät wieder in meine Tasche und schiebe sie unter mein Bett. Als ich zum Schrank gehe, um meinen Schlafanzug zu holen, höre ich ein Klicken.
    So was Blödes! Ich muss das Ding versehentlich angeschaltet haben, als ich gegen die Tasche gedrückt habe.
    Und tatsächlich habe ich irgendwie das Zwei-Wege-Radio in Gang gesetzt. Leider bin ich in Tosu-Stadt außer Reichweite zum Gegenstück in Dads Büro. So viel weiß ich, denn natürlich habe ich längst versucht, Kontakt aufzunehmen. Aber wer weiß? Nach einem Jahr oder mehr an der Universität finde ich vielleicht heraus, wie man das Signal verstärkt, sodass ich jederzeit mit meiner Familie sprechen kann.
    Gerade will ich den Kommunikator wieder verstauen, als mein Blick auf eine Schramme auf der Rückseite fällt. Ich kann mich nicht daran erinnern, sie gesehen zu haben, als ich mir das Gerät zu Hause von Zeen ausgeliehen habe. Der Kratzer ist nur einen Zentimeter lang, aber seine unregelmäßige Form erinnert mich an etwas. An den Blitz auf meinem Erkennungsarmband. Ich betaste die eingeritzte Vertiefung mit einem Finger, und da spüre ich, wie etwas im Metall nachgibt. Ein Knopf? Bestimmt. Er ist zwar gut verborgen, aber auf der Rückseite des Geräts befindet sich definitiv ein Knopf. Kein Wunder, dass Zeen das Ding zurückhaben will, denke ich. Er hat es umgebaut. Wahrscheinlich habe ich das während der Auslese herausgefunden und diese Markierung als Erinnerungshilfe angebracht. Lächelnd lasse ich mich aufs Bett fallen, drücke auf den Knopf und
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