Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen
Autoren: Hooper
Vom Netzwerk:
gefunden.«
    »Wie wurde Hollis Templeton transportiert?«
    »Das wissen wir nicht, noch nicht. Ich habe Ihnen ja gesagt, sie antwortet nicht auf unsere Fragen. Ihre Ärzte sagen, in ein paar Tagen könnte Maggie versuchen, mit ihr zu reden. Wenn sie einverstanden ist, heißt das, und das wird sie wahrscheinlich nicht sein, jedenfalls war sie bisher ja nicht begierig, mit uns zu reden.«
    »Und dann?«
    »Ich weiß es nicht.« Drummond seufzte erneut. »Sehen Sie, Garrett, es tut mir höllisch Leid, aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen, jedenfalls nicht im Augenblick. Wir tun unser Bestes. Und das ist alles.«
    Andy wartete um die Ecke von Drummonds Büro auf Garrett und brachte ein sarkastisches »Hab ich Ihnen ja gesagt« hervor.
    »Ich sehe schon, ich mache mich hier richtig beliebt«, sagte John.
    »Ach was, kümmern Sie sich nicht um Drummond. Er ist ein ganz netter Kerl, für einen Politiker.«
    »Ich wünschte, er wäre einfach nur ein ganz normaler Cop.«
    »Ja, das wünschen sich die meisten von uns. Aber wir trösten uns damit, dass er nicht lange hier sein wird, gerade lange genug, um eine solide Basis aufzubauen, von der aus er höher in der Nahrungskette klettern kann. Solange müssen wir uns eben mit ihm abfinden.«
    Andy ging voran in seine Ecke des Großraumbüros – auch Legebatterie genannt. Im Vorbeigehen kassierte er zwei Kaffee ein.
    »Mensch, Andy, nimm einfach alles!«, grummelte ein jüngerer Polizist in ihrer Nähe. »Du könntest wenigstens eine neue Kanne aufsetzen.«
    »Ich hab die letzte gekocht, Scott. Du bist dran.«
    John setzte sich in Andys Besucherstuhl und nahm einen der Pappbecher entgegen. Er trank einen Schluck, verzog das Gesicht und sagte: »Dieser Kaffee ist wirklich miserabel, Andy.«
    »Ist er immer, egal, wer ihn macht.« Ungerührt trank Andy einen großen Schluck von seinem Kaffee und zuckte mit den Achseln. »Wollen Sie auf Maggie warten?«
    »Glauben Sie, sie wird mit mir sprechen?«
    Andy dachte darüber nach. »Na ja, sie ist stinksauer auf Sie, da kann man nie wissen. Was hoffen Sie denn von ihr zu erfahren, John?«
    Darauf gab es keine einfache Antwort, und John ließ das Schweigen einige Augenblicke wachsen, ehe er schließlich die Frage mit einer Gegenfrage beantwortete. »Warum sind Sie alle so davon überzeugt, dass sie Ihre beste Möglichkeit ist, dieses Schwein zu fangen? Was ist so besonders an Maggie Barnes?«
    Andy lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, bis dieser protestierend knarrte, und nahm noch einen Schluck Kaffee. Er musterte den Mann ihm gegenüber und überlegte, wie viel er sagen sollte. Fragte sich, wie viel Garrett ihm glauben würde. John Garrett war ein knallharter, realistisch denkender Geschäftsmann, der ein Vermögen gemacht hatte, weil er die kalte Logik des Geldes verstand. Andy kannte ihn noch nicht lange, aber sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass John kein Mensch war, der ohne weiteres Dinge hinnahm, die er nicht mit eigenen Augen sehen oder mit Händen greifen konnte.
    »Andy?«
    »Maggie hat … ein Talent, John. Nennen Sie es eine außergewöhnliche Fähigkeit oder eine an Genie grenzende Begabung oder erstaunliches Einfühlungsvermögen. Aber egal wie Sie es nennen, das Ergebnis ist, dass sie mit den gebrochenen Opfern von Verbrechen spricht und uns mit dem wenigen, das sie ihr sagen können, ein Gesicht gibt, nach dem wir suchen können.«
    »Ich dachte, die Polizei arbeitet gar nicht mehr mit Zeichnern. Gibt es dafür kein Computerprogramm?«
    »Keins, das so gut ist wie Maggie.«
    »So begabt ist sie?«
    Andy zögerte, dann seufzte er. »Begabung ist nur eine Seite, obwohl sie davon auch massenweise hat. Sie könnte als Künstlerin ein Vermögen verdienen, stattdessen verbringt sie ihre Tage in beengten Vernehmungszimmern und hört sich Horrorgeschichten an, die Sie sich hoffentlich nie anhören müssen. Sie hört zu und sie spricht mit diesen Leuten und irgendwie hilft sie ihnen, ihren Albtraum noch mal zu durchleben, ohne dass es sie vernichtet. Und dann kommt sie da raus und fängt an zu zeichnen, und in neun von zehn Fällen liefert sie uns eine Skizze, die so genau ist, dass der Kerl sie für seinen Führerschein benutzen könnte.«
    »Klingt wie Zauberei«, meinte John trocken.
    »Ja. Stimmt. Manchmal sieht es auch so aus. Ich weiß nicht, wie sie es macht. Hier weiß keiner, wie sie es macht. Aber wir haben gelernt, ihr zu vertrauen, John.«
    »Okay. Und warum haben Sie dann noch keine Skizze von dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher