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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition)
Autoren: Swen Grossmann
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von diesem unterbemittelten Kleinkriminellen nicht ablenken.“
    Hannah nickte und steckte das Telefon ein.
    Wie um diese Uhrzeit nicht anders zu erwarten, herrschte auf dem Steg für nicht gewerbliche Boote gähnende Leere. Beinahe alle Boote waren mit Planen zugedeckt und schaukelten angetäut sachte im Takt der Strömung der Seine . Es wäre ein Leichtes gewesen, das nächstbeste Boot zu entern, doch weder Hannah noch Lennard wussten, wie man ein Motorboot startete oder steuerte.
    „ Also ich kann kein Boot kurzschließen“, sagte Hannah resignierend.
    „ Ich auch nicht.“
    „ Außerdem glaube ich, dass dieser Steg hier keine gute Idee ist: Sackgasse!“ Hannah deutete nach vorne. Sie hatten sich ausgerechnet den einzigen Anleger ausgesucht, der am Ende nicht durch eine Pontonbrücke mit dem Nachbarsteg verbunden war. Sie saßen in der Falle. Der Rückweg war abgeschnitten und nach vorne boten sich keine weiteren Fluchtmöglichkeiten.
    „ Da hinten…“, Lennard deutete auf ein kleines Motorboot, keine zwanzig Meter entfernt. Ein Mann mittleren Alters und ein junges Mädchen, vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre, legten gerade an. Lennard begann wild gestikulierend auf Französisch um Hilfe zu rufen.
    „ Salut. S'il vous plaît, ils nous aident. Nous devons en bateau le plus vite à Paris.”
    Völlig verständnislos blickte der Skipper umher. Lennard deutete auf Hannahs Bauch.
    „Die Wehen haben eingesetzt!“
    Auf Kommando mimte Hannah abermals eine oscarreife Sturzgeburt. Der braungebrannte Skipper nickte und bedeutete seiner Tochter hastig, das Boot nicht anzutäuen, sondern lediglich mit dem Bootshaken am Pier festzuhalten.
    „Wer sagt´s denn“, dachte Hannah, die sich schon in Sicherheit wog. Doch mit einem Mal ertönte ein dumpfer Knall von der Art, wie Hannah sie heute bereits mehrfach gehört hatte. Das junge Mädchen sackte plötzlich auf dem Boot zusammen und hielt sich die Hände vor das schmerzverzerrte Gesicht.
    Hannah blickte zurück und sah, dass Lucs Begleiterin geschossen hatte.
    „Mist, lauf schneller!“, schrie Lennard und zog Hannah hinter sich her. Mit einem beherzten Sprung landeten beide nur Sekunden später in dem kleinen Motorboot. Der Skipper hielt seine blutüberströmte Tochter im Arm. Die Kugel hatte das Mädchen direkt in die Brust getroffen. Sie war zwar bewusstlos, atmete aber noch röchelnd. Zu allem Überfluss begann es ausgerechnet in diesem Augenblick im Strömen zu regnen. Als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt, rissen alle Wolken auf und ließen ihre nasse Fracht sturzbachartig herab. In einiger Entfernung war  Gewittergrollen und einsetzender Donner zu hören.
    „ Wo hat die denn schon wieder eine Waffe her? Die hat ihre verdammte Pistole doch vorhin verloren?“
    „ Sie schießt wieder auf uns…bück dich“, rief Lennard und wischte sich den Regen aus dem Gesicht.
    Die Kugel schien vorbeizufliegen. Luc und die Frau im schwarzen Lederdress waren keine hundert Meter mehr entfernt. Da sie befürchten mussten, dass ihre Zielpersonen mit dem Boot entkamen, erhöhten sie ihr Tempo und begannen zu rennen.
    „Wir müssen hier weg!“, rief Lennard dem Bootseigner entgegen, der  noch immer apathisch seine Tochter anstarrte. Der Regen vermischte sich mit ihrem Blut und färbte den Boden des kleinen Bootes dunkelrot.
    Doch statt auf Lennard einzugehen, begann er lauthals „ Police! Police !“, zu schreien.
    „ Ja, da wollen wir auch hin, aber wenn wir nicht innerhalb von zehn Sekunden ablegen, sind wir alle geliefert.“
    Der Mann sah Lennard an und schrie noch lauter. Kurzerhand ging  Hannah einfach selbst ans Steuer. So schwer konnte das ja wohl nicht sein. Der Motor lief noch. Vor ihr war ein Steuerrad, an dessen rechter Seite mehrere Hebel angebracht waren. Bereits als sie denn ersten Hebel nach vorn drückte, machte das Boot einen gewaltigen Ruck und knallte regelrecht gegen den hölzernen Steg.
    „Willst du uns umbringen!“, brüllte Lennard.
    Sofort zog Hannah den Hebel zurück. Sie wartete einen Augenblick, bis das Boot durch den Aufprall ein Stück zurückgestoßen wurde, kurbelte wie eine Besessene am Steuerrad und beschleunigte erneut. Diesmal jedoch etwas weniger stark. Das Boot reagierte wie gewünscht und Hannah lenkte geradewegs auf ein vorbeifahrendes Frachtschiff zu, um dahinter Deckung zu finden.
    „Ist ja genauso leicht, wie Autofahren“, dachte sie. Aber plötzlich ließ der Skipper seine Tochter los, stürzte sich auf Hannah
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