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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
Autoren: David Ellis
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völlig zu Recht ausschloss. Stattdessen würde die Frage unbewiesen im Raum stehen bleiben, und Moody konnte sich im Schlussplädoyer darauf stürzen.
    Weder Moody noch der Zeuge schienen meine eigentliche Absicht zu wittern.
    »Es würde mich keineswegs überraschen, wenn er mich in diesem Punkt missverstanden hat«, erklärte Espinoza.
    »Obwohl der Senator Sie doch schon so lange kennt?«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte er und bereitete sich auf den vernichtenden Schlag vor. »Wenn Hector eine derartige Bemerkung ernst genommen hat, dann lag er einfach falsch. So was kommt vor.« Espinoza senkte den Kopf. »Das ist die Gefahr bei trockenem Humor, Sir. Manchmal wird man ernst genommen, obwohl man es gar nicht so gemeint hat.«
    Ich legte eine Pause ein, um den Anschein zu erwecken, als sei ich am Boden zerstört, planlos und unfähig, etwas auf seine Antwort zu entgegnen. Das schmeichelte seinem Ego. Er hatte sich als cleverer erwiesen als ein hochbezahlter Anwalt. »Aber – wenn Sie einen Scherz machen, wenn Sie etwas ironisch und nicht ernst meinen, verändert Ihre Stimme dann nicht die Tonart oder etwas in der Art?«
    »Das«, erklärte der Zeuge äußerst zufrieden mit sich selbst, »ist ja gerade die Definition von trockenem Humor, Mr. Kolarich. Sie sagen etwas Ironisches mit völlig unbeteiligter Miene. In ganz normalem Tonfall.«
    »Also ist es ein Scherz, klingt aber ernst gemeint.«
    »Ja.«

    »Oder es ist ernst gemeint, wird aber für einen Scherz gehalten. «
    Der Zeuge öffnete eine Hand in meine Richtung. »Ganz genau. Ironie ist manchmal schwerer zu erkennen, als wir glauben.«
    Oh, Joey, dachte ich. Danke dafür.
    Scheinbar hatte Joey damit einen harten Treffer gegen mich gelandet, und ich wollte, dass dieser Punkt noch ein bisschen ins Bewusstsein der Jury einsank. Für einen Moment herrschte angespanntes Schweigen im Saal. Offensichtlich tat ich einigen Jurymitgliedern sogar leid. Dann zuckte ich mit den Achseln und sagte: »Beweisstück 108 der Regierung, Euer Ehren.« Und ich marschierte an der Anklage vorbei zu dem kleinen Tisch, auf dem der Rekorder stand. Ich hatte ihn in der letzten Tagungspause an die richtige Stelle gespult. Zum vierten Mal in diesem Prozess lauschte die Jury nun dem heimlichen Mitschnitt des Gesprächs zwischen dem Senator und Espinoza über die Finanzierung der Wahlkampagne.
    Espinoza: Etwa fünfzehntausend von den Einnahmen im letzten Monat stammen von den Cannibals, Hector.
     
    Almundo: Sehr gut. Ausgezeichnet. Aber schau dir diesen Flores an. Lausige fünf Riesen, und das nach allem, was ich für ihn getan hab. Beschissene fünf Riesen. Und die Schreiner haben sich auch nicht sonderlich hervorgetan. Wo bleibt all das verdammte Gewerkschaftsgeld, das dauernd angekündigt wird?
     
    Espinoza: Hector, wir haben ein Problem.

     
    Almundo: Ein Problem? Wo zum Teufel ist meine Brille? Und wo zum Teufel steckt Lisa? Was denn für ein Problem?
     
    Espinoza: Die Cannibals, Hector.
     
    Almundo: Die Cannibals …
     
    Espinoza: Ein paar von den Ladenbesitzern beschweren sich, Hector. Sollen wir den Cannibals befehlen, sie für eine Weile in Ruhe zu lassen? Sie nicht mehr wegen Kampagnengeld auszuquetschen?
     
    Almundo: Nein, verdammt. Sie leisten damit einen Dienst an der Öfentlichkeit. Sag ihnen, du willst nächsten Monat das Doppelte.
    Ich schaltete das Band ab. »Ich weiß nicht mehr genau, wo ich stehengeblieben war, Euer Ehren«, sagte ich. »Könnte der Protokollant bitte die letzte Antwort des Zeugen noch einmal verlesen?«
    Einige Jurymitglieder, denen man während des gesamten Prozesses die Theorie der Anklage um die Ohren gehauen hatte, starrten jetzt mit zusammengezogenen Brauen auf den Rekorder.
    Für mich gab es durch eine weitere Debatte mit Espinoza nichts mehr zu gewinnen. Ich hatte meinen Punkt deutlich gemacht: Senator Almundo hatte Espinozas Bemerkungen über die Straßengang nicht ernst genommen. Er dachte, es sei ein Witz, und seine Antwort fiel dementsprechend ironisch aus. Zwei Jurymitglieder nickten, während Espinozas letzte Aussage verlesen wurde:

    »Ironie ist manchmal schwerer zu erkennen, als wir glauben. «
    Die Idee war mir gekommen, als ich Paul und Joel Lightner zugehört hatte, während sie sich im Büro gegenseitig mit flapsigen Kommentaren aufgezogen hatten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die beiden genau diese Unterhaltung auf scherzhafte Weise geführt haben konnten. Joey Espinoza musste mir lediglich bestätigen, dass er und
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