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Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
Autoren: Chris P. Rolls
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von Dave nahm das gesamte Ende des Stockwerkes ein und war riesengroß. Russell sparte sich das Klopfen und trat ohne zu zögern ein. Dave wusste ganz sicher ohnehin bereits, dass er da war.
    Er saß hinter seinem gewaltigen Schreibtisch. Hinter ihm war durch die komplett verglaste Front nichts außer Himmel und tief unter ihnen die Stadt zu sehen. Man konnte von hier sehr weit ins Land blicken. Der Fernsehturm erschien aus der Entfernung winzig und reckte seine schmale Spitze dem blauen Himmel entgegen. Die Menschen da unten in ihrer Stadt wirkten so unbedeutend wie sie waren. Vor allem im Angesicht von Daves uralter Präsenz. Sie füllte das Büro wie dichter, bedrohlicher Nebel, in dem alle Gefahren lauern konnten, die sich je ein Mensch ausgedacht hatte.
    Russell trat näher und fühlte Daves gewaltige, faszinierende Aura, die auch bei ihm noch immer ein leichtes Kribbeln auslöste, zumindest in seinem menschlichen Teil.
    „Ich habe dich schon von Weitem gespürt. Schön, dass du wieder mal hereinschaust, Russell“, begrüßte ihn der andere Mann lächelnd und lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück.
    „Oh und danke, dass du Frau Meyners nicht weiter belästigt hast. Sie macht einen wirklich guten Job. Ich hätte sie ungern verloren“, fügte er schmunzelnd hinzu. Russell lächelte zurück und gab sich diesmal keinerlei Mühe, seine scharfen Zähne zu verbergen. So, er hatte es also mitbekommen. Natürlich. Dave bemerkte alles.
    Der große Mann, der ihm gegenübersaß, hatte ein schwer zu schätzendes Alter. Er mochte etwas über dreißig sein. Wie alt genau, war als Mensch unmöglich abzuschätzen. Er war groß und schlank, recht kräftig gebaut, und hatte kurze, schwarze, sorgfältig gepflegte Haare. Seine Erscheinung war geprägt durch ein markantes, scharf geschnittenes und überaus attraktives Gesicht mit dunklen, großen, beinahe tiefschwarzen Augen, in denen immer ein entferntes Flackern zu sein schien. Wenn man ihn genau betrachtete, wirkten seine Augen wie dunkle Öffnungen in eine fremde Welt. Er konnte sie aber auch sehr weich erscheinen lassen. Dann wirkten sie ein wenig menschlicher, waren dann nur noch auf ihre ganz eigene Weise geheimnisvoll, immer jedoch überaus irritierend.
    Russell lächelte, denn er wusste noch, wie diese Augen auf ihn gewirkt hatten, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Mittlerweile kannte er Dave deutlich besser und das Gefühl von einem gefährlichen, lauernden, extrem hungrigen Raubtier beobachtet zu werden, war nur noch Teil seines menschlichen Erbes. Russell ließ Daves Erscheinung in aller Ruhe auf sich wirken.
    Heute trug er wie immer einen perfekt sitzenden Anzug, in einem dunklen, fast schon schwarzen Blau, welches von feinsten, silbernen Fäden durchzogen war. Sein Hemd war nur eine winzige Nuance heller, die Krawatte wiederum in dem gleichen, Dunkelblau gehalten. In jeder Hinsicht sah er umwerfend aus. In seiner Gegenwart kam sich Russell immer wie ein unerfahrener, linkischer Junge vor. Was er im Vergleich zu Dave ja auch war.
    „Hallo, Dave!“, begrüßte er ihn freundlich und verwendete dessen derzeitigen menschlichen Namen. Russell war wohl einer der wenigen, die seinen jeweiligen, aktuellen Namen kannten. Dave ging mit der Zeit und änderte ihn durchaus alle Jahrhunderte mal wieder in eine modernere Version.
    „Du siehst mal wieder beeindruckend aus. Du hältst dich einfach gut. Vor allem, wenn man dein wahres Alter bedenkt“, warf ihm Russell mit einem anerkennenden Blick zu und nahm ungefragt in einem der grauen Ledersessel vor dem großen Schreibtisch Platz.
    Dave grinste und behielt dabei sein menschliches Gesicht bei. Auch etwas, was Russell stets bewunderte. Dave vermochte sich in jeder Situation zu kontrollieren, würde wahrscheinlich sogar im Blutrausch noch zwischen seiner wahren Gestalt und der menschlichen Erscheinung wechseln können. Jahrtausendelange Übung eben.
    „Von dir nehme ich immer gerne Komplimente an, Russell. Ich gehe aber davon aus, dass du wohl eher aus einem anderen Grund hergekommen bist, als dich bei mir einzuschmeicheln“, mutmaßte Dave richtig. Russell nickte leicht und entblößte dabei abermals seine Zähne.
    „Ich habe da heute Morgen einen sehr interessanten Artikel in der Zeitung gefunden, Dave“, begann er zögernd und beobachtete sein Gegenüber dabei genau. Natürlich zeigte sich in dessen Gesicht keine Regung, nur sein Lächeln wurde eine Spur breiter. „Hast du gewusst, dass es in dieser Stadt
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