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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Cobley
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zurückerlangt, versetzte ihn in Verzückung. Dann aber machte er sich klar, dass sie bei ihrer letzten Begegnung eine geisterhafte Erscheinung gewesen war, die im Dienste einer unergründlichen, nichtmenschlichen Wesenheit gestanden hatte.
    Mit ihrem Erscheinen hatte er nicht gerechnet, doch damit würde er sich später befassen.
    Ohne Eile stieg er die Stufen der Wendeltreppe hoch und hielt immer wieder an, um durch den dichten Laubvorhang zu spähen.
    »Weshalb so still, Doktor Cameron? Etwa eingeschüchtert von der Größe Ihrer Aufgabe?«
    Greg hatte inzwischen mehr als eine Umrundung bewältigt. Im Laubdach tauchte eine Lücke auf, in der sich eine große, grau gewandete Gestalt abzeichnete. Als er die Roug-Waffe hob und eine Salve abfeuerte, bemerkte ihn der Sendrukaner und ging in Deckung. Die Zweige federten noch eine Weile nach, während Kuros vermutlich den Abstand vergrößerte. Die Zielerfassung hatte sich noch immer nicht eingeschaltet.
    »Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Anschleichtechnik, Doktor.« Kuros’ Stimme klang gedämpft und kam aus größerer Höhe. »Wie ich sehe, verwenden Sie Taggermunition, woraus ich schließe, dass Sie in den Besitz der Waffe eines Suchers gelangt sind.«
    Greg stieg höher und versuchte die Richtung zu bestimmen, aus der die Stimme des Sendrukaners kam.
    »Aye, das stimmt, Sie sind ein schlauer Bursche.«
    »Dann muss ich wohl meine Taktik ändern.« Kuros sagte zwei Worte auf Sendrukanisch.
    In Gregs rechtem Oberschenkel zuckte es. Die Beinmuskeln begannen zu zittern, und er musste sich am Baumstamm festhalten, als er zu einer breiten, schattigen Plattform hochkletterte. Schmerz empfand er keinen, nur eine Art Kontrollverlust, eine Taubheit, die mit wachsender Furcht einherging.
    »Erinnern Sie sich noch an unsere letzte Begegnung, als ich Sie mit einer Substanz bekannt gemacht habe, die als Blaue Fessel bezeichnet wird?«
    »Sie meinen den Versklavungsstaub?«, sagte Greg, der versuchte, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen. »Was ist damit?«
    »Ich bin froh, dass Sie danach fragen«, sagte der unsichtbare Kuros. »Jedes Partikel des Nanostaubs ist darauf programmiert, sich den Umständen anzupassen, verstehen Sie. Mit diesen einheimischen Wurzeln haben Sie zwar die allermeisten Partikel entfernt, doch gemäß der adaptiven Programmierung haben sich in Ihren motorischen Zentren Schläfercluster gebildet …«
    Kuros sagte wieder etwas auf Sendrukanisch, und Greg spürte, wie auch das andere Bein kraftlos wurde. Er fiel auf die Knie nieder und kippte nach vorn. Er biss die Zähne zusammen und robbte auf den Ellbogen weiter.
    Ach Gott, ich gebe hier eine lebende Zielscheibe ab! , dachte er. Noch ein paar Worte, und er hat mich in ein Wrack verwandelt, in einen Schwächling. Wenn ich nur einen guten Schuss anbringen könnte …
    »Das ist alles sehr erzieherisch, Botschafter«, sagte er und robbte weiter. »Sie könnten in dem Hochsicherheitsgefängnis, das wir speziell für Sie auf Darien errichten werden, Vorträge darüber halten!«
    »Eine amüsante Vorstellung, Doktor, aber die Wahrheit ist, dass Sie hier sterben werden und dass ich zur Hegemonie und in die Zivilisation zurückkehren werde. Und irgendwann werden wir erneut nach dieser Welt greifen und sie im Namen unserer ungeschmälerten Nachkommenschaft für uns reklamieren – die Schwachen arbeiten für das größere Wohl der Starken, und die Unwürdigen weichen den Überlegenen …«
    Wieder sagte er etwas auf Sendrukanisch, worauf sich die Taubheit und der Kontrollverlust auf Gregs rechten Arm ausdehnten. Die Waffe entglitt seinen empfindungslosen Fingern. Er wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Das Gesicht nur Zentimeter von den rauen Bodenbrettern entfernt, ergriff er die Waffe mit der anderen Hand. Mit großer Anstrengung drückte er sich am Baumstamm hoch. Der Schweiß lief ihm über Stirn und Schläfen, als er sich in eine sitzende Haltung aufrichtete. Er legte die Waffe auf sein Bein und richtete sie auf die Treppe, die sich um einen großen Ast herumbog, der wie eine Schulter aus dem Stamm vorsprang.
    »Ich glaube, das Argument habe ich schon mal gehört«, sagte Greg. »Für gewöhnlich wird es von Schurken vorgebracht, die sich Träumen von eigener Größe hingeben. Aber Moment mal! Das trifft ja genau auf Ihre geliebte Hegemonie zu, denn die ist nichts weiter als eine Bande von Schlägern mit großen Pistolen, großen Raumschiffen und großen Stiefeln. Sie können sich noch so sehr
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