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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde
Autoren: Richard Doetsch
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unbeirrt auf Nick gerichtet, als er eine Akte auf den Tisch warf. Sein schlecht sitzendes, weißes Hemd hing ihm halb aus der Hose, und seine Dienstwaffe wölbte erkennbar die Linie seines billigen Jacketts.
    »Ehe Shannon wiederkommt, sollten Sie mir sagen, was wirklich passiert ist, Nick.« Dance öffnete die Akte, schaute hinein und starrte auf ein Foto, das er vor Nicks Blick abschirmte. »Was treibt jemanden dazu, so etwas zu tun? Geld?«
    »Geld?«, fragte Nick ehrlich erstaunt. »Wie können Sie es wagen!«
    »Schön, dass Sie Ihre Stimme wiedergefunden haben.«
     Nick funkelte Dance wütend an. Sein Blick fiel auf die Auswölbung der Jacke, wo er den Griff von Dance’ Pistole erkennen konnte.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte Dance. »Sie war eine schöne Frau. Darf ich fragen, wann Sie zum letzten Mal miteinander gesprochen haben?«
    »Heute Morgen. Wir hatten einen Streit«, sagte Nick mit einem kurzen Blick auf die Wanduhr.
    »Sie haben sich gestritten? Weshalb?«
    »Es ging um ein Abendessen mit Freunden meiner Frau.«
    »Verstehe. Ich weiß, wie solche Abende laufen. Man sitzt da, während die eigene Frau mit ihrer Freundin im Gespräch vertieft ist, während man selbst sich mit dem Langweiler von Ehemann herumplagen muss, mit dem einen nichts verbindet. Meine Ex hat mich mal zu einem Wochenende bei ihrer Freundin an die Küste von Jersey mitgeschleift. Es regnete die ganze Zeit, und ich saß mit einem ausgewachsenen Arschloch im Haus fest, das mich mit Einzelheiten aus seinem jämmerlichen Leben plagte, während die Damen shoppen waren. Ich hätte den Blödmann am liebsten verhaftet. Seitdem verabscheue ich die Küste von Jersey.«
    Dance war geschickt. Er versuchte Nick durch einen gemeinsamen Nenner für sich einzunehmen. Doch Nick war nicht so dumm, auf diesen Trick hereinzufallen.
    »Haben Sie und Ihre Frau danach noch einmal miteinander gesprochen?«, fuhr Dance fort.
    »Nein, ich war den ganzen Tag beschäftigt. Telefonkonferenzen, Papierkram, was weiß ich. Und ich wusste, dass auch Julia bis zu den Ohren in Arbeit steckte.«
    »Ihre Frau war Anwältin, nicht wahr?«
    »Warum fragen Sie, wenn Sie die Antwort schon kennen?«
    »Tut mir leid. Die Macht der Gewohnheit.« Dance klappte die Aktenmappe zu und legte sie bedrohlich nahe neben den Colt Peacemaker auf den Tisch. »War Ihre Frau den ganzen Tag im Büro?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Nick kurz angebunden.
    »Sie haben nicht telefoniert?«
    »Sie hat ein paar Mal angerufen, aber ich bin nicht rangegangen.«
    Dance schaute Nick fragend an.
    »Kindisch, ich weiß«, sagte Nick, »aber wieso reden wir überhaupt darüber? Jemand hat meine Frau ermordet, verdammt noch mal, und ich war es nicht!«
    »Wir werden sehen«, sagte Dance und klopfte auf den Umschlag mit der Akte. »Hier steht, dass Sie einen Waffenschein für eine SIG Sauer Kaliber neun Millimeter haben.«
    »Stimmt.«
    »Wo ist die Waffe?«
    »In meinem Safe, wo sie bereits das letzte halbe Jahr gelegen hat. Julia hasst Waffen.« Und Nick hasste die Ironie.
    »Demnach können Sie mit einer Waffe umgehen?«
    »Man kauft sich normalerweise kein Auto, wenn man keinen Führerschein hat.«
    »Sie brauchen hier nicht den Klugscheißer zu spielen.«
    »Und Sie brauchen mich nicht wie einen Idioten zu behandeln. Oder wie einen Mörder, der die eigene Frau getötet hat!«
    »Ich versuche Ihnen zu helfen«, erklärte Dance.
    »Wenn Sie versuchen würden, mir zu helfen, wären Sie auf der Suche nach dem wirklichen Mörder.«
    »Wenn Sie es nicht waren, müssen Sie mit mir reden, falls Ihnen daran gelegen ist, dass der wirkliche Täter gefasst wird.«
    »Sie glauben mir also, dass ich es nicht gewesen bin?«, fragte Nick mit einem Hauch von Hoffnung.
    »Nun, die Sache ist die …« Dance zog den gold und bronzebeschichteten Colt Peacemaker zu sich heran. »Auf diesem Revolver sind eine Menge Fingerabdrücke.«
    »Mir hat noch nie jemand die Fingerabdrücke abgenommen«, entgegnete Nick mit aufkeimender Wut.
    »Das mag ja stimmen, aber wir haben Ihre Fingerabdrücke von Ihrer Brieftasche und Ihrem Handy. Ich selbst habe sie abgenommen. Und sie passen zueinander. Deshalb müssen Sie sich dazu äußern, weshalb Ihre Fingerabdrücke – und nur Ihre – auf dieser Waffe sind.«
    Nick wurde für einen Moment schwindelig. Er hatte den Revolver nie gesehen, geschweige denn berührt. Selbst seine eigene Pistole war seit sechs Monaten nicht mehr abgefeuert worden; beim letzten Mal hatte er Marcus
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