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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse
Autoren: Ruth Moschner
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verklemmt. Aber Derartiges kann sie sich für sich selbst nicht vorstellen. Doch wenn ihr der Mann ihres Lebens den Antrag so macht, wie sie ihn sich bereits zu Schulzeiten ausgemalt hat, wäre sie sogar bereit, ihren Job aufzugeben. Man muss eben Opfer bringen im Leben.
    »… jedenfalls, SO kriegst du nie einen Mann.«
    »Ja, ich weiß doch, Carla. Es lag am Alkohol. Wenn ich ehrlich bin, würde ich am liebsten die Zeit zurückdrehen. Der Typ war süß, und ich habe ein schlechtes Gewissen«, sage ich kleinlaut. Trotz der sensationellen Nacht: Diese Sache habe ich eindeutig verbockt. So viel ist sicher.
    »Na ja, du musst deswegen ja nicht gleich ins Kloster. Eine Dusche und etwas Schlaf werden ausreichen. So schlimm ist es nun auch wieder nicht, es sei denn, du gehst jetzt jedes Wochenende auf Tour.« Carla gießt uns noch etwas Kaffee nach.
    »Nein, das ist es nicht. Lass mich mal ausreden. Nach der dritten Nummer, ja, du hast richtig gehört, der Typ hatte echt Stehvermögen, sind wir dann weggedöst. Als ich ein paar Stunden später wieder aufwachte, lagen wir eng aneinandergekuschelt auf seinem Bett, und er streichelte mich im Halbschlaf zärtlich. Zuerst habe ich es genossen, aber dann bekam ich plötzlich Panik. Für so etwas bin ich anfällig.«
    »Du hast dich still und heimlich aus dem Staub gemacht!«, unterbricht mich Carla.
    »Genau! Du hast ja selber gesagt, solchen Typen kann man nicht über den Weg trauen, insbesondere, wenn sie das, was sie wollen, schon bekommen haben«, entgegne ich eifrig.
    »Hast du ihm denn wenigstens deine Telefonnummer dagelassen?«
    »Bist du wahnsinnig? Ich kenne den Typen doch kaum, wer weiß, vielleicht ist das einer von der nervigen Sorte. Ich sag dir, Carla, das war eine einmalige Erfahrung, und ich werde ihn nie wiedersehen. Ab sofort werde ich mich voll und ganz auf die Jagd nach dem Mann meiner Träume machen. Und zwar ohne Ausrutscher, auch wenn er noch so süße Grübchen überm Po hat!«
    »Er hat Grübchen über dem Hintern?« Carla kichert und schaut mich irgendwie anerkennend an. So ganz konsequent ist sie eben auch nicht. Zumindest in der Phantasie gönnt sie sich den ein oder anderen Ausrutscher.
    Ich stehe auf und stelle meine Tasse in die Spüle. »Ich muss erst um zwölf im Zoo sein, ich habe Spätdienst«, sage ich und will mich gerade in mein Schlafzimmer begeben, als mein Telefon läutet. Ich melde mich mit etwas kratziger Stimme. Ich muss wirklich dringend ins Bett.
    »Rosi, wo bleibste denn, es ist schon fast zehn!«, quäkt es am anderen Ende der Leitung. Es ist Stefan Mutzenberg, einer meiner Kollegen im Zoo.
    »Ich habe heute erst um zwölf Dienst, schau doch mal auf den Plan, bevor du hier einen Zwergenaufstand machst!«, entgegne ich wütend. Stefan und ich können uns nicht leiden, weil er ein intriganter hinterhältiger Mistkerl ist. Außerdem näselt er wie Martin Semmelrogge. Ständig versucht er, mich auszubooten. Er hat genau wie ich an der FU Berlin Veterinärmedizin studiert. Wir haben sogar gleichzeitig unser Studium abgebrochen, im letzten Semester. Er, weil er ständig durch die Prüfungen gefallen ist, bei mir waren es finanzielle Gründe: Mein bester Freund Jens, BWLler aus Leidenschaft, rechnete mir damals den Kosten-Nutzen-Faktor einer eigenen Tierarztpraxis vor. Ohne Vitamin B und ein dickes Geldpolster stehen die Chancen dafür nämlich genauso schlecht, wie mit Cellulitecreme seine Orangenhaut loszuwerden: gleich null. Oder man landet in irgendeiner Praxis im tiefsten Brandenburg, wo man tagein, tagaus bis zur Schulter im Hinterteil von gebärenden Kühen steckt. Da man mir zu der Zeit eine Vollzeitstelle als Tierpflegerin im Zoo angeboten hatte, habe ich mich exmatrikuliert und bin seitdem Festangestellte im Willbert-Zoo, der einem privaten Investor aus Holland gehört. Ich liebe diesen Job und bereue meine Entscheidung, dort anzuheuern, keinen Tag. Ich arbeite mit Tieren und darf unserem Doktor zwischendurch assistieren. Nur Kollege Stefan nervt. Ständig versucht er, mich bei Doktor Nachtnebel schlechtzumachen. Wahrscheinlich träumt er immer noch den Traum, Tierdoktor zu werden. Das wird wohl immer ein Traum bleiben, denn die Tiere mögen ihn ebenso wenig wie ich und lassen ihn ungern an sich heran. Es sei denn, sie sind suizidgefährdet. So etwas gibt es nämlich auch bei Tieren.
    »Stefan, wo brennt’s denn? Wollen die Tiere wieder kein Futter von dir nehmen?«, feixe ich in den Telefonhörer.
    »Sehr witzisch, Rosi. Ick
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