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Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub
Autoren: Charlotte Link
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roten Backsteinhäuschen und dem liebevoll angelegten Gärtchen des Bahnhofsvorstehers versank fast im Schnee. Schon konnte man die Gleise beinahe nicht mehr erkennen. Tief hingen die grauen Wolken über der Erde, weite Schneefelder erstreckten sich jenseits des Dorfes, wohin man blickte, am Horizont hüllten sich die Bäume in graue Schleier und schienen nur schwach daraus hervor.
    In dem kleinen Wartehäuschen saßen zwei frierende Mädchen auf zwei großen Koffern und starrten angestrengt in das Schneetreiben hinaus.
    »Wo Tom bloß bleibt?« Diane blickte ganz ratlos drein. »Es ist so kalt hier - er wird uns doch nicht vergessen haben?«
    Angie und Diane Heller hatten sich in diesem Jahr besonders auf die Weihnachtsferien gefreut, denn am 27. Dezember wollten sie von Kiel aus ganz hinauf in den Norden, in das Reiterpensionat »Eulenburg«, fahren. Die Eulenburg lag ein Stück nördlich von Husum, ganz nah am Meer, und von den Fenstern aus konnte man über die Deiche bis hin zum Wasser blicken. Die beiden Schwestern waren bereits im Sommer da gewesen, und in ihrer Begeisterung hatten sie sofort beschlossen, im Winter wiederzukommen. Ihre Eltern waren zuerst enttäuscht gewesen.
    »Es ist wirklich schon eine Tradition bei uns, dass wir im Winter alle zusammen zum Skilaufen fahren!«, hatte der Vater gesagt. »Und ich hatte eigentlich auch immer das Gefühl, es macht euch genauso viel Spaß wie uns!«
    »Wir fanden es auch immer toll!«, erwiderte Angie. »Wirklich. Aber die Eulenburg ist eben ... na ja, so unheimlich lustig ... und abenteuerlich, und es passiert immer irgendetwas ...«
    Ihre Mutter lachte. »Das kann man wohl sagen! Im Sommer habt ihr eine Bande von Einbrechern zur Strecke gebracht und dabei noch eine harmlose Reitlehrerin verdächtigt, den Banditen nachts Lichtzeichen zu geben, und ...«
    »Nun, es hat tatsächlich eine Reitlehrerin mit den Verbrechern zusammengearbeitet«, sagte Diane, »wir dachten halt nur erst, es wäre die andere.« Sie warf ihrer Schwester einen Blick zu. Beide hatten leuchtende Augen bekommen bei der Erinnerung an diese aufregenden Wochen.
    »Es ist wahrscheinlich zwecklos, wenn ich versuche, euch zu überreden, doch noch mit uns zu verreisen«, meinte der Vater.
    Die Mutter schüttelte den Kopf. »Lass sie. Ab einem bestimmten Alter macht es einfach keinen rechten Spaß mehr, mit den Eltern zu verreisen. Mit Gleichaltrigen ist es viel schöner. Also lass ihnen das Vergnügen. An Weihnachten haben wir sie ja noch bei uns!«
    Der Heiligabend und die beiden Feiertage verliefen sehr harmonisch, obwohl die beiden Schwestern schon ihre Koffer vom Dachboden holten, ihre Reitstiefel, dicke Pullover und lange Hosen einpackten.
    »Einen Badeanzug brauchen wir diesmal nicht«, sagte Diane. »Eigentlich schade, es hat so viel Spaß gemacht, im Meer zu baden! Aber im Winter ist es dort oben bestimmt auch toll!«
    Als sie dann endlich im Zug saßen, drehten sich ihre Gespräche auch nur um die Eulenburg.
    »Ob auch Pat wieder da ist?«, rätselte Diane und dachte sehnsüchtig an die wilde, abenteuerlustige Pat, die in den vergangenen Ferien in ihrer unbekümmerten Art alles auf den Kopf gestellt hatte. Oft hatte Frau Andresen, die Besitzerin der Eulenburg, angedroht, sie werde Pat nach Hause schicken, wenn diese ungeachtet aller Vorschriften mit ihrer Fuchsstute Fairytale allein über die Felder galoppiert war. Aber sie mochte das Mädchen viel zu gerne, als dass sie diese Drohung wahrgemacht hätte. »Vielleicht bringt Pat ja auch Tobi mit«, sagte Angie. »Weißt du noch, wie niedlich und zutraulich er war, als sie ihn endlich befreit hatte? Tobi ist sicherlich inzwischen ein richtiger großer Hund geworden!«
    Die Mädchen schwiegen, jede von ihnen hing ihren Gedanken nach. Wahrscheinlich würden sie auch Chris wiedersehen, den blonden, braun gebrannten Jungen aus »Haus Leuchtfeuer«, dem kleinen Hotel am Meer. Und Tom, den Sohn der Andresens, der immer so gelassen und vernünftig war. Diane streckte sich behaglich in ihrem Sitz. Sie freute sich. Bald würden sie alle wieder beieinander sein ...
    »Jetzt warten wir schon eine halbe Stunde«, sagte Angie ärgerlich und erhob sich von ihrem Koffer. Es hatte aufgehört zu schneien. Verschlafen lagen die Strohdächer des kleinen Dorfes unter der schweren Schneelast. Da endlich hörten sie das Bimmeln eines Schlittens, das eilig näher kam.
    Schon tauchte hinter einer Wegbiegung in eiligem Trab die gutmütige Norwegerstute Thora auf.
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