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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter
Autoren: Tamora Pierce
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verschob die
Kissen, um ihr zu helfen. »Du bist in den Reichen der Götter.«
    Die Bewegung machte das Mädchen schwindlig. »Wie bin
ich denn hierher gekommen? Und warum hab ich solche Schmerzen?«
    »Wir haben dich hergebracht. Leider war der Übergang
von einem Reich zum anderen ziemlich schwer für dich. Hier ist etwas zu trinken
gegen den Schmerz.«
    »Klingt vertraut«, murrte Dhana und nahm den
dargebotenen Becher. Mit jedem Schluck fühlte sie sich besser. Als sie die
ganze Flüssigkeit ausgetrunken hatte, war der Schmerz fast weg. »Dein Gebräu
ist besser geworden«, bemerkte sie grinsend. »Das liegt an den Kräutern.« Sarra
zwickte Dhana zärtlich in die Nase. »Sie sind kräftiger. Und jetzt sag mir: Wo
bist du geboren?«
    »In Winterthal, Galla. Warum fragst du?« »Um
festzustellen, ob dein Gedächtnis unverletzt geblieben ist — obwohl, bei dir
kann man das nicht so genau sagen.« »Ma!«, quiekte Dhana entrüstet, aber
dennoch lachend. »Wie alt bist du?«
    »Sechzehn.« Blitzschnell kehrte die Erinnerung zurück.
»Wo ist Numair? Die Abhäuter ...«
    Ihre Mutter hielt sie zurück, als sie aufspringen
wollte. »Sachte. Meister Numair ist hier und in Sicherheit. Der Dachs hat sich
um diese Abhäuter-Monster gekümmert. Er hat sie in Eis verwandelt und sie sind
geschmolzen. Sie werden niemandem mehr etwas tun.«
    »Also habe ich das nicht geträumt.« Dankbar sankDhana
zurück in ihre Kissen und griff nach der schweren silbernen Dachsklaue, die an
einer Kette um ihren Hals hing. »Woher sind sie gekommen, was meinst du?«
    »Ich weiß genauso viel wie du«, lautete die Antwort.
»Ich habe noch nie etwas Derartiges gesehen.«
    »Sarra?« Die Stimme, die aus dem Nebenzimmer kam, war
tief, männlich und nicht vertraut.
    Dhanas Mutter lächelte. »Hier drinnen, mein Liebster.
Sie ist aufgewacht.«
    Die Tür wurde geöffnet und ein Mann, der nur einen
Lendenschurz trug, trat ein. Obwohl die Türöffnung ungewöhnlich groß war,
zwang ihn die Geweihkrone, die fest in seinem braunen Kraushaar verankert war,
sich zu bücken. Er war sonnengebräunt und muskulös, seine Augen schimmerten
smaragdgrün. Verwirrt bemerkte Dhana, dass seine rötlich braune Haut von
olivfarbenen Streifen durchzogen war.
    »So.« Verlegen berührte er sein Geweih, als Dhana es
anstarrte.
    »Nun lernen wir einander endlich kennen.«
    »Das ist dein Vater«, erklärte Sarra Dhana. »Dies ist
Gott Weiryn.«
     

 
    Begegnung mit den
Göttern
    Er sah so ... seltsam aus. Niemand hatte einen Vater
mit einem Geweih, der obendrein noch halb nackt herumlief. Was sollte sie
sagen?
    »Hallo, Pa«, sagte sie und versteckte ihre zitternden
Hände unter der Bettdecke.
    »Dhana!«, rief Sarra. »Etwas Besseres fällt dir nicht
ein? Er ist dein Vater!«
    Wie sollte Dhana ihre Gefühle beschreiben? Erst vor
einigen Monaten hatte sie erfahren, dass der gehörnte Mann, den sie in ihren
Visionen sah, ihr Vater und ein Gott war. Seitdem hatte sie versucht nicht mehr
daran zu denken. »Schließlich hast du mir nie gesagt, wer oder was er ist«,
erinnerte sie ihre Mutter. »Nicht einmal eine Andeutung hast du gemacht.«
    »Ich dachte, wir hätten dazu später noch Zeit«,
erwiderte Sarra. »Wie hätte ich ahnen können, dass ich von Banditen getötet
werden sollte?«
    »Dhana?« Numair erschien an der Tür. Er sah blass und
müde aus. »Du weißt, dass der Dachs die Abhäuter vernichtet hat, ja?«
    »Ma hat mir's gesagt. Du siehst nicht besonders gut
aus.« Er lächelte. »Ich werd's überleben. Bist du denn wenigstens in Ordnung?«
    »Tut ein bisschen weh.« Sie konnte nicht anders als
mit Belustigung festzustellen, dass Weiryn, abgesehen von den Spitzen seines
Geweihs, kleiner war als ihr Freund. Numair lächelte krampfhaft. »Ich weiß,
dass dieser Übergang zwischen den Reichen auf Sterbliche eine ungünstige
Wirkung hat.« Er hielt sich am Türrahmen fest.
    Silbernes Feuer schimmerte auf dem Boden und ein
großer Dachs erschien. Dhana lächelte, als ihr Berater zu ihr gewatschelt kam.
Er sah zu ihr auf, die schwarzen Augen funkelten in dem lebhaft gezeichneten
Gesicht. »Hallo«, begrüßte sie ihn. »Also haben wir uns bei dir für die
Vernichtung dieser Abhäuter zu bedanken?«
    »Du wolltest ja keine Ruhe geben, ehe du nicht wusstest,
dass sie erledigt sind.« Der Dachs-Gott erhob sich auf seine Hinterbeine und
legte seine Vorderpfoten auf Dhanas Decke. Zärtlich kraulte sie ihn hinter den
Ohren. Seit der Zeit, als sie ihr Zuhause in Galla
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