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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Elias gesehen hast. Sie hätten schon vor einer ganzen Weile mit wichtigen Unterlagen zurückkehren sollen.«
    Il’Sänke blinzelte und schien darüber nachzudenken, was er antworten sollte. Wynn fragte sich, warum er die Gilde nach Sonnenuntergang verlassen hatte. Offenbar war er sofort nach seiner Rückkehr mit dem Kristall zu ihr gekommen.
    »Ich habe unterwegs keine Gildenmitglieder gesehen«, erwiderte er. »Ich bin zum Hafen geeilt, mit einem Brief für die Gildenniederlassung in meiner Heimat. Aber ich kam zu spät. Bei meinem Eintreffen war das Hafenbüro bereits geschlossen, und ich fand kein Schiff, das bis zur sumanischen Küste segelt.«
    Domin Hochturm runzelte die Stirn. »Warum hast du dich selbst auf den Weg gemacht und keinen Lehrling geschickt?«
    Diese Frage brauchte il’Sänke nicht zu beantworten. Er war hierher gerufen worden, damit er bei der Übersetzung der sumanischen Passagen der Texte half, die Wynn mitgebracht hatte, und es hatten ihn keine Lehrlinge oder Bediensteten nach Calm Seatt begleitet. Das wusste Hochturm, was ihn aber nicht daran hinderte, trotzdem zu fragen.
    Il’Sänke lächelte und wölbte eine Braue. »Nach einem langen Tag in Stille wollte ich mir ein wenig die Beine vertreten. Du solltest es selbst einmal mit einem abendlichen Spaziergang versuchen. Oder fahr mit einem Ruderboot durch die Bucht, wenn dir das lieber ist.«
    Hochturm schnaufte, und Wynn wandte den Blick ab.
    Sie hielt solche Anspielungen für geschmacklos. Zwerge gingen überallhin und ließen sich von keinem Berg aufhalten. Was Ausflüge in einem Ruderboot betraf … Von Wasser hielten Zwerge nichts, denn sie konnten nicht schwimmen.
    Bevor Hochturm und il’Sänke ihr verbales Duell fortsetzen konnten, kamen zwei Lehrlinge in Grau durch den Eingang gelaufen. Sie hatten die Augen weit aufgerissen und waren so außer Atem, dass sie kein Wort hervorbrachten. Eine dritte Person folgte ihnen mit zielstrebigen Schritten.
    Der Mann war groß und schlank, trug einen roten Wappenrock über dem gepolsterten Kettenhemd. Er zeigte nicht die an Panik grenzende Furcht der beiden Lehrlinge, sondern eine Mischung aus Sorge und Schmerz. Die Schwertscheide dieses Mannes wies silberne Intarsien auf, die das königliche Wappen und einen Schattenriss der Stadt Calm Seatt zeigten.
    Der rote Wappenrock wies ihn als Angehörigen des Militärs aus, doch das Silber an der Schwertscheide deutete mehr an. Dieser Mann war ein Offizier der Shyldfälches, des »Volksschilds«, wie man die Stadtwache nannte.
    Wynn fragte sich, warum er zwei Lehrlingen ihres Ordens folgte.
    »Wo ist der Premin der Katalogisierer?«, fragte er.
    Beide jungen Weisen wichen beiseite, als sich Domin Hochturm dem Offizier näherte.
    »Was willst du von dem Premin?«, fragte der Zwerg scharf.
    Der Mann zwang sich zur Ruhe. »Verzeihung. Ich bin Leutnant Garrogh. Hauptmann Rodian schickt mich mit dem Auftrag, den Premin zu holen, oder einen Domin der Katalogisierer. In einer Gasse wurden die Leichen von zwei jungen Männern gefunden. Der Meister des Schreibkontors in der Nähe hat sie identifiziert und nannte ihre Namen: Elias und Jeremy.«
    Sofort erhob sich ein Murmeln im großen Gemeinschaftsraum, und Wynn hörte das Klappern eines Stuhls, als jemand zu schnell aufstand.
    »Sie sind tot?«, knurrte Hochturm.
    Andere Weise im Gemeinschaftsraum kamen näher. Wynn sah die Fassungslosigkeit in ihren Gesichtern und hörte, wie jemand die Namen wiederholte.
    »Jeremy … Jeremy Elänqui … und Elias Raul?«
    Nikolas sprang von seinem Stuhl in der Ecke, sein Gesicht noch bleicher als sonst. Als der Leutnant schwieg, begann er zu zittern und wich in die Ecke zurück. Dort sank er wieder auf den Stuhl, kippte aber zur Seite und wäre fast zu Boden gefallen. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Wynn erinnerte sich daran, dass Nikolas die beiden Toten gekannt hatte. Vermutlich handelte es sich um die jungen Weisen, die sie mit ihm zusammen gesehen hatte. Doch sosehr sie sich auch bemühte, an ihre Gesichter konnte sie sich nicht erinnern.
    Leutnant Garrogh befeuchtete sich nervös die Lippen. Es schien ihm nicht zu gefallen, plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
    »Mein Beileid«, sagte er ein wenig zu schnell und richtete diese Worte an Hochturm. »Der Hauptmann möchte mit einem Verantwortlichen der Gilde reden, und du scheinst hier einen hohen Rang zu bekleiden.«
    Hochturm wandte den finsteren Blick vom Offizier ab und sah einen der beiden
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