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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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zu
schleifen. Eine potenzielle Subroutine für diese Aufgabe meldete sich, als er
sich zu bewegen begann. Konnte er nicht auf halber Strecke anhalten und den
Leichnam der menschlichen Frau untersuchen? Eine Kosten-Nutzen-Analyse
flackerte in seinem Gedankenkern auf. Ja.
    Das konnte er machen. Aber er
würde es nicht. Die Subroutine wurde verworfen.
    Seine Hand krallte sich in das
glatte Deck, dann zog er sich einen halben Meter weiter, begleitet vom Kratzen,
das er verursachte, wenn sein Metallkörper über den Untergrund rutschte. Die
ganze Zeit über liefen Funktionalitätsstatistiken hinter seinen Augen vorüber.
Ihm wurde klar, dass die — wenn auch nicht sehr wahrscheinliche — Möglichkeit
bestand, dass er sich abschalten würde, bevor er sein Ziel erreichen konnte.
Das trieb ihn weiter an, währead die bionischen Knotenpunkte, die mit seinen
wenigen noch verbliebenen sterblichen Organen verbunden waren, das verblassende
Fleisch mit elektrischen Energiestößen und Injektionen aus Notfallchemikalien
stimulierten.
    Als er schließlich sein Ziel
erreichte, war der Tech-Adept erblindet. Seine visuellen Rezeptoren waren
ausgefallen, und was er sah, entsprach dem, was ein Monitor anzeigen konnte,
der nicht an den Strom angeschlossen war.
    Er spürte, wie seine Hand gegen
das anvisierte Ziel stieß, und er benutzte das reglose Objekt, um sich
hochzuziehen. Der gefallene Roboter war eine umgestürzte Statue, ein Avatar des
Maschinengotts, und Xi-Nu 73 nahm ihn in die Arme, wie man es mit einem
geliebten Sohn machte.
    »So«, murmelte er, wobei er
seine Stimme kaum noch hören konnte, da die Aural-Rezeptoren als Nächstes
ausfielen. »Pflicht erfüllt ... geehrt ... Name eingetragen ... in ... Archiv
der visionären ... Leistungen.« Sein Spracherzeuger fiel beim letzten Wort aus,
so dass er für den Rest seiner Existenz stumm blieb.
    Xi-Nu 73 schaltete sich
dreiundzwanzig Sekunden später ab, als seine augmetischen Organe
heruntergefahren wurden, ohne dass es Hoffnung auf einen Neustart gab.
    Ihm hätte die Ironie nicht
gefallen, dass seine verkümmerten fleischlichen Organe noch eine halbe Minute
länger arbeiteten und versuchten, Leben in einen Körper zu leiten, der das
nicht mehr verarbeiten konnte.
     
    In der Kammer herrschte für
kurze Zeit völlige Stille, dann waren schwere, schnelle Schritte zu hören, die
die Ankunft weiterer Nichtmenschlicher ankündigten.
    Die Gestalt in der
karmesinroten Rüstung stand in der Tür, dahinter die blutverschmierte Wand. Er
stand da und rührte sich nicht, da er nicht in der Lage war zu akzeptieren, was
sich seinen Augen bot.
    »Lass mich durch«, sagte Xaphen.
    Argel Tal hielt ihn mit einem
aufgebrachten Blick zurück, dann betrat er selbst den Raum.
    Xi-Nu 73 lag in Fötushaltung
da, gleich neben dem zerschossenen Incarnadine. Der Roboter war
vollständig zerstört worden, die Panzerplatten waren von Klingen mit Hunderten
tiefen Einschnitten überzogen worden. Auch der Banner-Umhang und die
Schriftrollen mit den Augenblickseiden bestanden nur noch aus Fetzen. Wand und
Boden hatten es nicht besser angetroffen.
    Überall im gepanzerten Raum
klafften Löcher, und die unversehrten Flächen waren von wütendem Bolterbeschuss
in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Argel Tal nahm all diese Dinge
in der Zeitspanne wahr, die man zum Blinzeln benötigte, ohne sich tatsächlich
um sie zu kümmern.
    Stattdessen kniete er neben der
reglos und schlaff daliegenden Cyrene nieder. Blut ließ das Rot ihres Kleids
noch intensiver wirken, das den gleichen Farbton aufwies wie seine Rüstung. Es
bedecke auch den Boden unter ihr. Sie hatte eine klaffende Wunde in der Brust, dort
hatte sich die Schwertspitze in ihren Körper geschnitten und ihr Herz
durchbohrt. Ein Stich war genug gewesen, um ihrem kostbaren Leben ein Ende zu
bereiten.
    Blut. Die Präsenz war immer noch
träge und schläfrig, aber Argel Tals grenzenlose Wut weckte den Dämon in ihm
auf. Bald Blut. Jagd.
    Die Veränderung setzt schnell
wieder ein, der Dämon nahm eine bevorstehende Schlacht wahr, und als Reaktion
darauf begann sich ihr gemeinsames Fleisch zu verwandeln. Argel Tal atmete ein
bestialisches Poltern aus, aber das Geräusch verstummte augenblicklich, als er
sah, dass ein Zittern Cyrenes Körper durchfuhr.
    Sie lebte noch. Wie hatte er
das übersehen können? Ein minimales Heben und Senken der Brust verriet das
Leben, das noch in ihr pulsierte.
    »Cyrene«, knurrte er als Raum
und Argel Tal zugleich.
    »Dies ...« Ihre
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